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Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums

Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums

Titel: Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
Autoren: Walter Jon Williams
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sich ein wenig auf dem Sofa und hob beide Hände, doch nicht, um zu kämpfen. Sie legte die Hände nur in Gredels Rücken wie zu einer halbherzigen Umarmung.
    Gredel hätte sich besser gefühlt, wenn Caro sich gewehrt hätte. Das hätte ihrem Hass ein Ziel gegeben, gegen das er sich hätte wenden können.
    Als ihre Körper sich nahe waren, spürte sie Caros Zwerchfell, das hektisch zuckend die Luft einsaugen wollte. Immer und immer wieder. Schnell zuerst, dann langsamer, dann wieder schneller. Caro zappelte mit den Beinen, ihre Hände zitterten. Gredel weinte.
    Das Treten hörte auf, das Zittern ebbte ab.
    Um ganz sicherzugehen, hielt Gredel das Kissen noch eine Weile fest. Es war nass vor Tränen. Als sie es endlich wegnahm, sah sie ein bleiches, kaltes Ding, das Caro überhaupt nicht mehr ähnlich war.
    Caro war nur noch eine tote Last, keine Person. Das machte es viel leichter.
    Den erschlafften Körper zu bewegen wurde für Gredel schwieriger als erwartet. Als sie Caro auf den Wagen gelegt hatte, keuchte sie vor Anstrengung, und in ihren Augen brannte der Schweiß. Sie bedeckte die Tote mit einem Bettlaken und stellte noch einige leere Koffer auf den Karren. Dann schob sie ihn zum Lastenaufzug und verließ das Gebäude über die rückwärtige Laderampe.
    »Ich bin Lady Caroline Sula«, probte sie noch einmal ihre Geschichte, »und ziehe gerade um, weil mein
Freund mich geschlagen hat.« Sie hatte die Ausweise und konnte die abklingenden Blutergüsse vorweisen, sie hatte die Koffer, um das Offensichtliche zu beweisen und ein paar Decken, um das weniger Offensichtliche zu verbergen.
    Gredel brauchte die Geschichte nicht. Die Straßen waren verlassen, als sie neben dem summenden Karren zum Iola hinunterwanderte.
    Auf beiden Seiten verliefen Hochstraßen am Fluss entlang, hin und wieder führten Ausfahrten zum dunklen Uferweg hinunter. Gredel lenkte den Karren bis direkt ans Wasser. Dies war der angenehmere Teil von Maranic Town. Hier gab es keine Hausboote, keine Bettler, keine Obdachlosen und - um diese Stunde - keine Fischer. Sie musste höchstens befürchten, unter den Brücken auf ein Liebespaar zu stoßen, doch inzwischen war es so spät, dass auch die Liebenden längst ins Bett gegangen waren.
    Caro vom Karren herunterzubekommen war ebenso schwer wie der Beginn der Reise. Endlich sank sie, an den Lüfter gebunden, ins dunkle Wasser und hinterließ nur ein paar kleine Wellen. In einem Videodrama wäre Caro noch eine Weile auffällig auf dem Wasser getrieben und hätte sich von der Welt verabschiedet. Davon konnte hier nicht die Rede sein. Sie tauchte einfach unter und verschwand spurlos.
    Caro hatte sowieso nicht viel von ausgedehnten Abschiedsszenen gehalten.
    Danach kehrte Gredel mit dem Karren zu den Volta-Apartments
zurück. Ein paar Wagen bremsten ab, die Fahrer beäugten sie, hielten jedoch nicht an.
    Unbehelligt in der Wohnung angekommen, versuchte sie zu schlafen, doch Caros Duft erfüllte das Bett. Dort konnte sie nicht zur Ruhe kommen. Da Caro auf dem Sofa gestorben war, wollte Gredel sich auch dort nicht niederlassen. Schließlich verbrachte sie ein paar unruhige Stunden in einem Sessel, und dann stand die Frau, die sich Caroline Sula nannte, wieder auf und kümmerte sich um ihre Angelegenheiten.
    Als Erstes schickte sie die Bestätigung für den Termin zur Cheng-Ho-Akademie.

    Sie packte zwei Koffer, fuhr mit ihnen zum Hafen von Maranic und nahm die Fähre über das Krassowmeer nach Vidalia. Von dort fuhr sie mit dem Expresszug die Hayakhklippen hinauf bis zur Ebene von Quaylah, deren große Höhe die subtropische Hitze des am Äquator gelegenen Kontinents milderte.
    Fast direkt über ihr kreiste der Antimateriering des Planeten.
    Paysec war ein Wintersportort, doch der Schneefall setzte erst ein, wenn sich der Monsun nach Nordosten drehte. Deshalb konnte sie für zwei Monate recht günstig eine kleine Wohnung in Lus’trel mieten. Sie kaufte auch ein paar Kleider - nicht die extravaganten Sachen, die in den Arkaden von Maranic Town angeboten wurden, sondern praktische Kleidung für einen Urlaub auf dem Land und Wanderstiefel. Bei einem Schneider bestellte
sie die umfangreiche Garderobe, die sie an der Akademie brauchen würde.
    Natürlich musste sie auch dafür sorgen, dass Lady Sulas Abreise aus Maranic Town nicht zu Problemen führte. Deshalb schickte sie eine Botschaft an ihren Vormund Jacob Biswas. Maranic ginge ihr auf die Nerven, und sie sei nach Lus’trel umgezogen, um sich auf die
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