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Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio

Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio

Titel: Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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Ven Borg nal Ogier. Ven ist ein Titel, der nur für Kanalschiffer gilt; ihre Frauen werden Vena genannt. Ogier war sein Kanal, der Ogier-Kanal. Der Kanal war gut neunhundert Kilometer lang hatte viele Abzweigungen und Windungen und berührte zahlreiche Bezirke Vallias, doch das bedeutete ihm wenig. Land war für einen Kanalschiffer unwichtig – er bezeichnete seine Heimat nach dem Kanal, den seine Eltern befahren hatten.
    »Ich ziehe los und hole Hilfe«, sagte ich zu Borg. »Die Leute müssen versorgt werden.«
    Er hatte die Ledertunika eines Wächters angezogen, doch Arme und Beine waren nackt geblieben. Er trug Rapier und Main-Gauche, als wüßte er damit umzugehen.
    »Gut, Koter Drak. Ich komme mit.«
    Koter ist eine vallianische Anrede, die unserem Herr entspricht.
    »Nein, Ven Borg. Dein Platz ist hier, du mußt dich um die Leute kümmern. Und ohne dich kränken zu wollen – aber ich glaube, daß ich allein schneller vorankomme.«
    Er starrte mich finster an, sagte aber nichts.
    Meine Gefühle nach dem Tod Alex Hunters waren von Verwirrung bestimmt. Unwillkürlich überlegte ich, ob mich die Herren der Sterne etwa nach Kregen geholt hatten, weil sie wußten, daß Alex Hunter sterben würde. Dies hätte auf eine Art Prophetie hingedeutet, auf die Fähigkeit, in die Zukunft zu schauen. Der Gedanke ließ mir ein Kribbeln über den Rücken laufen. Dann kam mir die Idee, daß die Savanti den Mann von der Erde vielleicht auf eine Mission geschickt hatten, wie ich sie hätte erfüllen müssen, wenn ich nicht aus dem Paradies Aphrasöe vertrieben worden wäre.
    Mit vorsichtigen Bewegungen zog ich Alex Hunter das Jagdgewand aus, ehe ich ihn feierlich begrub und über seinem Grab zwei Gebete sprach. Dann wusch ich das Lederwams in einem Bach aus – wie herrlich weich ist Jagdleder aus Aphrasöe! –, legte das Wams an, zog das Ende zwischen den Beinen hindurch und schloß den breiten Gürtel. Ich zögerte, ehe ich die Stiefel überstreifte – doch es konnte sein, daß ich sie noch brauchte. Nach meiner Wanderung durch die Owlarh-Öde und die Klackadrin hatte ich allerdings das Gefühl, daß ich meinen Füßen auch die Hölle zumuten konnte.
    Und dann das Schwert – das Schwert der Savanti!
    Es war eine herrliche Waffe, mit der geraden Klinge, die auf wunderbare Art die besten Eigenschaften des biegsamen Rapiers und des starren stoßfesten Kurzschwerts in sich vereinigte, nicht ohne die Hiebeigenschaften eines Breitschwerts vermissen zu lassen. Als ich die hervorragende Waffe mit dem Korbgriff in der Hand wog, ahnte ich, daß sich nicht einmal ein Krozair-Langschwert mit dieser Savantiwaffe vergleichen ließ.
    Borg hielt mir ein Rapier und eine Main-Gauche hin. »Hier, Koter Drak, du solltest dich auf alles vorbereiten.«
    Ich warf mir die Scheide des Savantischwerts über die rechte Schulter und befestigte die Waffe an der linken Hüfte. »Ich nehme dieses Schwert, Ven Borg.«
    »Eine seltsame Klinge, doch nützlich, möchte ich meinen.«
    Nach kurzer Überlegung nahm ich die Scheide wieder ab. Ich war es gewöhnt, meine Schwertscheiden so am Gürtel zu befestigen, daß mein gesamter Oberkörper frei blieb. Ich knüpfte eine Schlinge, die hoffentlich ihren Zweck erfüllen würde. Borg beobachtete mich kritisch.
    »Auf den Kanälen verwenden wir Rapier und Dolch, den Jiktar und den Hikdar – aber nur selten, weil wir nicht leicht an die Waffen herankommen.«
    »Aber du kennst dich damit aus, Ven Borg.«
    Er lachte leise. Im Licht des Lagerfeuers warf sein zotteliger Haarschopf tiefe Schatten auf sein Gesicht. Hungrig biß er in das Schenkelfleisch eines Vosk – das aus den Vorräten stammte, die wir vom Wrack an Land geschafft hatten. »Aie, ich galt früher als guter Schwertkämpfer auf dem Ogier-Kanal, Koter Drak.«
    Ich wußte nicht genau, wie die Vallianer dazu gekommen waren, mich Drak zu nennen. Drak ist der Name einer legendären Gestalt – teils Mensch, teils Gott –, der in dem dreitausend Jahre alten Sagenzyklus Die Lieder der Rosenstadt eine wichtige Rolle spielt. Die Kultur ist auf Kregen sehr vielschichtig, und die Geschichten wandern durch die Welt und werden immer wieder neu erzählt und dabei verändert. Drak, so hatte auch der Vater des Herrschers geheißen, als er den Thron bestieg. Undeutlich erinnerte ich mich daran, daß ich auf eine Frage nach meinem Namen geantwortet hatte: »Ich bin Dra...«, doch dann war ich von einem Schrei unterbrochen worden. Eine Frau hatte einen Wächter gefunden,
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