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Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie

Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie

Titel: Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
Autoren: Fabylon-Verlag
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Augen lauerte ein Tier. 

    Nachdem der Mond bereits hinter ihren Rücken gewandert war, kam wieder Bewegung in die junge Frau. Zu dieser Zeit lag die gesamte Festung in tiefem Schlummer, mit Ausnahme der Wachen oben auf den schmalen Türmen. Diese hatten streng darauf zu achten, auch nicht für einen Augenblick einzunicken, denn auf Unachtsamkeit stand die Todesstrafe.
    Ich muss es hinter mich bringen , dachte Derata unzufrieden. Warum nur hatte ihr Vater sie in diese Lage gebracht? Weshalb hatte er nicht vorher mit ihr darüber gesprochen? Oder war ihm die Idee erst gekommen, nachdem Ruorim sie an ihn herangetragen hatte? Sie konnte es einfach nicht glauben, dass er sich so verhielt, als wäre sie eine der Prinzessinnen des Südens, bei denen die Frauen nicht allzu viel zu sagen hatten. Erwartete er ernsthaft, sie würde sich einfach fügen?
    Oder hegte auch er Befürchtungen, dass der Bund endgültig zerfiel und wollte das Volk der Drakhim stärken, indem er die Sippen auf diese Weise wieder zusammenführte?
    Gleichwie – er hätte mit ihr reden müssen. Das konnte sie ihm nicht so leicht verzeihen.
    Zehn Schlachten mit der Waffe wären mir lieber als diese eine mit dem Wort , gestand sie sich ein. Sie war nicht sehr geschickt im Umgang mit Worten und mit »sittsamem« Verhalten. Deswegen dachte sie sich nichts dabei, einen Mann, der bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten hatte, allein und unangemeldet mitten in der Nacht in seiner Kammer aufzusuchen – um ihm eine Abfuhr zu erteilen.  
    Nun gut, dorthin zu gehen, das war leicht. Aber was folgte dann? Wie sollte sie zum Ausdruck bringen, was ihr Ziel war, ohne Ruorim zu einem Feind ihres Vaters zu machen? Ruorim war in den Nordbergen geboren und aufgewachsen, Angehöriger einer mächtigen Drakhim-Sippe, die sich vor langer Zeit von Drakenhort abgespaltet hatte und inzwischen viele begabte Magier hervorbrachte. 
    Nicht denken, handeln, dein Entschluss steht schließlich fest . Sie fasste sich ein Herz und verließ die Mauerzinne, stieg die enge Treppe hinab, die sich wie ein Schneckenhaus in schwindelnden Wendeln in die Burg hinunter wand. Einhundertsechzig Stufen bis zur ersten Abzweigung, und dann noch einmal fünfzig bis zur Flüstergalerie, wo die jeweils über Drakenhort herrschende Sippe, derzeit die Familie von Darmos Eisenhand, wohnte. Derata öffnete die Tür und betrat den Hauptgang, der vom Schein zahlreicher Fackeln hell erleuchtet war. Geradeaus ging es zur Thronhalle, links und rechts führten Seitengänge zu den Zimmern der Familie und Gastkammern. Die Außenwand hatte mehrere Ausbuchtungen, wo kleine Fenster in die Mauer gehauen waren, und zwei schmale Türen führten zu einem großen Balkon. Eine enge Mechanische Wendeltreppe führte auf die Galerie einer Zwischenetage, wo sich die Bibliothek befand.
    Die Flüstergalerie war einer der ersten fertiggestellten Bereiche gewesen, als Drakenhort vor über vierhundert Jahren erbaut worden war, und Derata, die sich als kleines Mädchen oft dort oben aufgehalten hatte, glaubte damals das Flüstern der Ahnen in den hohen Mauern, Winkeln und Ecken hören zu können. Es hieß auch, dass man, wenn man genau hinhörte, das Flüstern des Drachen vernehmen konnte ...

    Derata verharrte vor Ruorims Gastkammer, sah sich nervös um, aber es war nach wie vor alles still und verlassen. Marela, hoffentlich war deine Erziehung etwas wert, und ich wähle kluge Worte.
    Entschlossen pochte Derata an die hölzerne Tür.
    Nach einigen schnellen Herzschlägen erklang eine gedämpfte Stimme: »Wer ist da?«
    Â»Ich bin es, Derata!«, sagte sie gerade so laut, dass es nicht über den Gang schallte, aber im Inneren der Kammer verständlich war.
    Rasche Schritte, dann öffnete sich die Tür. Ruorims Miene wechselte von Verwunderung zu erwartungsvoller Freude, was Derata wohl bemerkte und nicht gerade mit Zuversicht erfüllte. Aber sie musste jetzt zu Ende bringen, was sie begonnen hatte. »Verzeiht die Störung zu so später Stunde, aber ich muss Euch dringend sprechen.« Sie betonte das letzte Wort ausdrücklich, um deutlich zu machen, dass es hier nicht um ein heimliches voreheliches Stelldichein ging.
    Er hob eine schwarze Braue. »Bitte, kommt herein.« Er gab den Weg frei und wies einladend nach innen.
    Derata schlüpfte hastig in die Kammer, das Herz pochte ihr bis zum Hals.
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