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Dragons Schwur

Dragons Schwur

Titel: Dragons Schwur
Autoren: P.C. Cast
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ob sein fiebriger Blick ihn täuschte – war da wirklich ein Halbmond auf seine Stirn tätowiert, umgeben von weiteren Tätowierungen? Ihm verschwamm alles vor Augen, doch er war sich fast sicher, dass die Tätowierungen wie gekreuzte Klingen aussahen. Dann gewann die Vernunft die Oberhand, und mit ihr kam die Erkenntnis. Ein Halbmond und die umgebende Tätowierung konnten nur eins bedeuten: Das war gar kein Mann, sondern ein Vampyr!
    Da hob das Wesen die Hand und streckte Bryan die Handfläche entgegen. Verwundert schaute der Junge auf die Spirale, die sie schmückte. Die Worte, die der Vampyr nun sprach, sollten sein Leben für immer verändern.
    »Bryan Lankford! Die Nacht hat dich erwählt: dein Tod wird deine Geburt sein. Die Nacht ruft dich; höre ihre süße Stimme. Dein Schicksal erwartet dich im House of Night!«
    Der lange Finger des Wesens richtete sich auf Bryan, dessen Stirn vor Schmerz explodierte. Die tätowierten Umrisse eines Halbmondes brannten sich in seine Haut.
    Die Männer seines Vaters reagierten sofort. Sie ließen Bryan los und wichen zurück, schauten entsetzt zwischen dem Jungen und dem Vampyr hin und her. Er bemerkte, dass der Kapitän die Fackel in den Sand hatte fallen lassen und in der Dunkelheit des Piers verschwunden war.
    Bryan konnte weder sehen noch hören, wie sich der Vampyr näherte – er bemerkte nur, dass die Wachen nervös wurden und sich mit halb gezogenen Schwertern hinter Jeremy drängten. Ihre Gesichter und ihre Haltung wirkten unentschlossen. Vampyre genossen einen ehrfurchtgebietenden Ruf. Sie waren als Söldner sehr begehrt. Die meisten Menschen wussten jedoch wenig über sie und ihre Sitten, nur dass ihre Frauen schön und stark waren und dass sie eine dunkle Göttin verehrten. Jeremy schien sich zu fragen, ob dieses Wesen, bei dem es sich offenbar um einen Späher handelte, auch ein gefährlicher Vampyr-Krieger war. Dann spürte Bryan, wie ihn eine unglaublich starke Hand in die Höhe hob, und er sah sich dem Wesen gegenüber.
    »Kehrt dorthin zurück, woher ihr gekommen seid. Dieser Junge ist nun ein Gezeichneter Jungvampyr, und ihr seid nicht länger für ihn verantwortlich.« Der Vampyr sprach mit einem starken Akzent und dehnte die Wörter träge, was ihn nur noch geheimnisvoller und gefährlicher erscheinen ließ.
    Die Männer zögerten und schauten alle zu ihrem Anführer, der rasch sprach und dabei gleichzeitig arrogant und kampfeslustig klang. »Wir müssen seinem Vater beweisen, dass er England verlassen hat.«
    »Was Ihr müsst, interessiert mich nicht«, erwiderte der Vampyr feierlich. »Sagt dem Vater des Jungen, dass er heute Abend an Bord eines Schiffes gegangen ist, wenn auch an eines sehr viel dunkleres, als ihr Menschen es geplant hattet. Ich habe weder die Zeit noch die Geduld, um euch einen anderen Beweis als mein Wort zu liefern.« Dann schaute er zu Bryan. »Komm mit mir. Die Zukunft wartet auf dich.« Sein schwarzer Umhang umwogte den Vampyr, als er kehrtmachte und den Kai entlangschritt.
    Jeremy wartete, bis das Wesen von der Dunkelheit verschluckt worden war. Dann zuckte er mit den Schultern und schaute Bryan angewidert an. »Wir haben unsere Mission erfüllt. Seine Lordschaft hat gesagt, wir sollen seinen missratenen Sohn auf ein Schiff verfrachten, und dort geht er jetzt hin. Lasst uns diesen stinkenden Ort verlassen und in unsere warmen Betten in Lankford Manor zurückkehren.«
    Die Männer wandten sich schon ab, als Bryan sich aufrichtete. Er atmete tief ein und spürte erleichtert, dass der würgende, quälende Husten verschwunden war. Dann trat er vor und sprach mit starker, kräftiger Stimme. »Ihr sollt mir mein Schwert geben.«
    Jeremy hielt inne und schaute ihn an. Dann zog er das Schwert langsam aus dem Gürtel. Er betrachtete das mit Edelsteinen besetzte Heft. Sein Lächeln wirkte berechnend, und seine Augen waren kalt, als er Bryan schließlich anschaute.
    »Weißt du eigentlich, wie oft mich dein Vater aus dem warmen Bett geholt hat, um dich aus irgendeiner Patsche zu retten?«
    »Nein, weiß ich nicht«, erwiderte Bryan trocken.
    »Natürlich nicht. Ihr Adligen denkt nur an euer Vergnügen. Doch nun bist du enterbt worden und somit kein Adliger mehr, so dass ich das Schwert behalten und verkaufen kann. Betrachte es als Entschädigung für die Scherereien, die ich jahrelang wegen dir gehabt habe.«
    Bryan spürte, wie der Zorn ihn überkam. Eine Hitzewelle durchflutete seinen Körper. Instinktiv trat er auf den arroganten
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