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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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Seine Knie knickten ein, und nur Leons fester Griff bewahrte ihn davor, zu Boden zu sinken.
    Â» Wir brauchen einen Medicus « , sagte Leon drängend.
    Kay schüttelte die Beklemmung ab, die sie im Griff hielt. » Nein. « Ihre Stimme klang fest und bestimmt. » Wir bringen ihn in den Pferch. Lass mich… « Sie griff nach Damians Schulter und stützte ihn.
    Leon versuchte nicht, sie umzustimmen, obwohl seine Miene deutlich zeigte, was er von ihrer Anweisung hielt. Er nickte knapp und half ihr, den Verwundeten Schritt für Schritt die Treppe hinunterzuschleppen. Damians Kopf schwankte haltlos auf seinem Nacken, er war einer Ohnmacht nahe. Jeder Schritt war eine Qual, das konnte Kay spüren und sehen. Ihre Angst wuchs, wollte sie packen und schütteln, aber sie ließ es nicht zu. Ihr Atem ging schwerer. Damian lehnte sich mit seinem vollen Gewicht auf sie und Leon, der sich bemühte, den Löwenanteil davon zu tragen. Aber dennoch begannen Kays Beine vor Anstrengung zu zittern, ehe sie ein Viertel der Strecke durch die Schleuse und den Gang dahinter bewältigt hatten.
    Schritte kamen ihnen entgegen, dann tauchte Morgan vor ihnen auf. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung und Schreck, als er ihre blutverschmierte, tränenüberströmte, zerraufte Prozession erblickte. Er fasste sich sofort, sprang an Kays Seite und schob sie sanft, aber nachdrücklich fort. » Lass mich « , sagte er. Ihm und Leon gelang es, Damian zwischen sich zu tragen. Dessen Beine schleiften mehr hinter ihm her, als er sie noch aus eigener Kraft bewegte, und Kay erkannte mit Schrecken, dass er kaum noch bei Bewusstsein war. Sein Hemd und seine Jacke waren blutgetränkt und der Fleck vergrößerte sich zusehends. Nicht Damian, ging es wie ein Gebet durch ihren Kopf. Ihr Heiligen, ich flehe euch an, nicht Damian!
    Sie erreichten in verbissenem Schweigen den inneren Bereich und trugen Damian zu Noctyrias Nest. Kay konnte die Unruhe spüren, die die Horde ergriffen hatte. Sogar die Zuchtdracyr schickten ihr besorgte und aufgewühlte Gefühle. Kay schluckte alle Angst und Trauer hinunter und machte sich daran, besänftigende Gedanken auszusenden, wobei sie die schreckliche Botschaft nicht verheimlichen konnte. Sam war ermordet worden.
    Sie betteten Damian zu Noctyrias Füßen. Die Wyvern bewegte aufgebracht den Kopf auf dem biegsamen Hals, Funken sprühten aus ihren Nüstern. Leon wurde bleich vor Schreck, aber er wich nicht zurück, sondern kniete mit Morgan neben Damian nieder und begann, dessen Kleider vorsichtig aufzuschneiden.
    Kays Finger zuckten, ihnen zu helfen, aber stattdessen ging sie eilig mit Noctyria in Rapport, um ihr all das zu berichten, was die Wyvern über die Verbindung mit Damian nicht hatte sehen können.
    Kannst du erkennen, wie es um ihn steht?, fragte Kay flehend.
    Noctyria schwieg. Nach einer Weile seufzte sie und sandte ein Bild, das zweifelnde Beruhigung ausdrückte. Es stand schlecht, aber es gab noch einen Schimmer von Hoffnung.
    Kay sank auf die Fersen zurück und legte das Gesicht in die Hände. Sie hörte die leisen Flüche der beiden Männer, die schnellen Schritte, mit denen Morgan das Nest verließ, und kurz darauf das Klappern von Geschirr, als er in Begleitung zurückkehrte. Sie hob den Kopf und beobachtete teilnahmslos, wie Morgan und Leon, assistiert von einem geschockt aussehenden Gwilim, die Wunden verbanden, die blutrot und knochenweiß in Damians Brust und Seite klafften. Wasser plätscherte, ein Messer blitzte und schnitt Bandagen aus Stofftüchern, eine Nadel stach durch Haut und Fleisch. Blutiges Wasser wurde ausgekippt und frisch nachgefüllt. Kay schluckte und schloss die Augen. Sie sank in die tiefe Verbindung und suchte die Kraft der Horde. Trauer. Angst. Zorn. Sie beschwichtigte, tröstete, suchte Halt. Nahm die Stärke, die ihr angeboten wurde, und ließ sie zu Noctyria fließen, die in einem tranceähnlichen Halbdämmer lag, Heilung und Kraft träumend. Und während sie dahockte, die Dracyr um sich geschart und in sich vereint, liefen unablässig Tränen über ihr Gesicht und tropften auf ihre Hände.

Kapitel 36
    Irgendwann schlief sie ein, zu Tode erschöpft von alldem, was in den letzten Stunden geschehen war. Jemand breitete eine Decke über sie, eine Hand strich über ihr Haar, eine Stimme murmelte leise, tröstende Worte, aber sie war zu schwach, um Branwen,
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