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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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«
    Der Mann sah mit erstaunter Miene von Bertha zu ihr. » Du bist ein Dienstmädchen? « , fragte er. Sein Tonfall ließ sehr deutlich erkennen, was er davon hielt, ebenso seine emporgezogenen Brauen. Er lächelte nun nicht mehr, sondern sah vielmehr angewidert drein.
    Bertha packte Kay mit eisernem Griff am Ellbogen. » Wir bitten um Vergebung, wenn wir Euch belästigt haben, Herr. Es wird nicht wieder vorkommen. Sie ist neu hier, sie weiß noch nicht, wie man sich zu benehmen hat. Komm jetzt, Karolyn! « Mit einem Zischen trieb Bertha Kay zur Tür.
    Kay warf noch einen Blick zurück zu dem Mann, der starr auf das Buch in seiner Hand schaute. Er mied ihren Blick so offensichtlich, dass sie aufgab, sich gegen Berthas Klammergriff zu sträuben, und ihr in den Gang folgte.
    Â» Was hat dich nur geritten? « , zischte Bertha. » Wie konntest du mit jemandem von der Herrschaft so vertraulich reden? Was hast du dir dabei gedacht? «
    Â» Ich konnte doch nicht wissen… « , verteidigte Kay sich lahm. » Er hat mich sehr freundlich angesprochen. Ich konnte doch nicht ahnen, dass er mich für einen Zögling hält. «
    Â» Ich hoffe, er beschwert sich nicht « , murmelte das Hausmädchen und schnaufte laut. » Wenn die Mamsell davon erfährt, kannst du gleich wieder dein Bündel packen. «
    Â» Du wirst es ihr doch nicht verraten? « Kay hielt den Atem an. Sie war hier, wo sie sein wollte. Durch so eine dumme Verwechslung durfte nicht plötzlich alles auf dem Spiel stehen!
    Bertha grummelte ein bisschen, dann zuckte sie die Achseln. » Du bist ja noch neu hier « , sagte sie versöhnlich. » Aber sei vorsichtig, Kay. Dienstboten dürfen die Herrschaften nicht belästigen. Ich werde nichts sagen, aber wenn er sich bei der Mamsell beschwert… «
    Kay seufzte leise. » Dann habe ich Pech gehabt. Ich habe ihn nicht belästigt, Bertha! «
    Â» Wir dürfen nicht mit der Herrschaft sprechen « , wiederholte Bertha eindringlich. » Wenn jemand dich anspricht, musst du natürlich antworten, aber so knapp wie möglich. Und am besten verweist du nur auf Mamsell Ellinor. Wir sollen auch keine direkten Anweisungen von der Herrschaft annehmen. Die Zöglinge würden sich sonst einen Spaß daraus machen, uns durch die Gegend zu scheuchen. « Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah Kay mitleidig an. » Nun mach nicht so ein Gesicht. In ein paar Tagen wirst du dich an all das hier gewöhnt haben. Es ist nicht so schlecht, glaub mir. Wenn man gewillt ist, hart zu arbeiten, ist es eine gute Anstellung. « Sie deutete auf den Weidenkorb. » Weiter « , sagte sie. » Der Aufenthaltsraum der Zöglinge steht noch auf dem Plan. Den übernimmst du alleine, ich habe der Mamsell gesagt, dass du dich geschickt aufführst. Blamier mich nicht. «

Kapitel 4
    Kay kniete an der Rückwand des großen Aufenthaltsraumes und fegte den riesigen Kamin aus. Bertha hatte ihr aufgetragen, vor dem Aufräumen das Feuer zu entzünden. Die Holzscheite ruhten in einem Gestell neben dem Kamin, in einem Korb lagen Späne und Anmachholz. Kay hatte das Gefühl, seit Minuten nur Ruß und Staub eingeatmet zu haben, bevor sie endlich die Scheite aufschichten konnte. Sie fühlte sich schmutzig und klebrig und sehnte sich nach einem Bad oder wenigstens einer gründlichen Wäsche. Wie schön wäre warmes Wasser, aber damit wagte sie hier nicht zu rechnen. Wahrscheinlich würde sie sich im eiskalten Wasser einer Pumpe reinigen müssen.
    Sie schob eine Handvoll Späne unter das sorgsam geschichtete Holz und suchte in ihrer Schürzentasche nach dem Feuerzeug, als die Tür aufging und jemand eintrat. Kay erstarrte. Was, wenn es Master Croygar war, der sie wegen ihres Verhaltens maßregeln wollte? Oder die Mamsell, der ihr Fehltritt zu Ohren gekommen war? Oder jemand von der Herrschaft, der sie in Verlegenheit bringen und zu Fehlern verleiten würde, von deren Existenz sie nicht einmal etwas ahnte?
    Kay kauerte sich tief in die Höhlung des Kamins und wartete. Wer auch immer das war, er würde wieder gehen, und dann konnte sie unbehelligt ihre Arbeit beenden. Sie suchte nach dem Mut, der Zuversicht, die sie am Morgen noch erfüllt hatten. Den größten Teil davon hatte sie im Laufe dieses Tages irgendwo am Wegrand verloren, wie es schien. Die Burg schüchterte sie ein. Das durfte sie nicht
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