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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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Hand. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit der Umgebung zu. Der große, behaglich eingerichtete Raum war, anders als die Schlafräume, nicht mit einem Kamin oder einem Ofen ausgestattet. Trotzdem war es angenehm warm, selbst als Bertha die Fenster öffnete, um kräftig zu lüften. Kay fragte, woher die Wärme käme, aber Bertha konnte ihr darauf keine Antwort geben.
    Â» Hier sind überall wärmere und kältere Zimmer « , sagte sie. » Unten im Küchentrakt gibt es sogar Eisräume. Sehr praktisch. « Sie fegte säuberlich die Ecken aus und schob den Unrat auf eine Schaufel. » Kümmerst du dich um die Tische? «
    Kay nickte und begann damit, die locker im Raum verteilten kleinen Arbeitspulte abzuwischen.
    Die Tür knallte auf. » Bertha, die Mamsell schreit nach dir « , rief eine erhitzt aussehende junge Frau in der hellen Kleidung und großen Haube der Küchenmädchen. Das geschäftige Klappern ihrer Holzpantinen verklang schon in der Ferne, als Bertha Kay noch eilig einige Instruktionen gab.
    Dann schlug die Tür erneut zu, und Kay war zum ersten Mal, seit sie die Burg betreten hatte, vollkommen allein. Sie blieb einen Moment lang mitten im Zimmer stehen und genoss die Ruhe. Durch das geöffnete Fenster drang der ferne Klang von Stimmen, Geschirrgeklapper und das Blöken eines Schafs. Im Baum vor dem Fenster sang eine Amsel. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie sich einbilden, wieder auf dem Gut zu sein. Tante Gabrielle würde jeden Moment nach ihr rufen, und eins der vielen Kinder würde sich an ihre Schürze hängen und darum betteln, dass sie mit ihm spielte.
    Sie seufzte tief und öffnete die Augen. Das friedliche, wenn auch arbeitsame Leben auf dem Anwesen ihrer Verwandten lag unwiderruflich hinter ihr. Es nützte nichts, wenn sie sich danach zurücksehnte. Sie musste hart sein und nach vorne blicken. Sie hatte eine Aufgabe und die würde sie erfüllen.
    Und dazu gehörte, diesen Raum gründlich zu säubern.
    Sie schob die letzten Stühle wieder an die Tische zurück, als die Tür sich öffnete. In der Annahme, Bertha sei zurück, um ihre Arbeit zu kontrollieren, hob Kay den Kopf und lächelte.
    Der blonde Mann, der sie anblickte, lächelte zurück. » Ah, ein neues Gesicht– wir kennen uns noch nicht « , sagte er mit angenehmer, dunkler Stimme und kam auf sie zu. » Alfred Croygar, alte Sprachen und Kryptographie. « Er streckte die Hand aus und Kay ergriff sie aus lauter Verblüffung. Was sollte das bedeuten, alte Sprachen und Kryptographie?
    Â» Kay– Karolyn Donne « , stammelte sie und hätte vor lauter Konfusion beinahe ihren wahren Namen genannt.
    Der Mann zwinkerte ihr gut gelaunt zu. Er hatte ein angenehmes, kantiges Gesicht und Augen von der Farbe des Sommerhimmels. » Ich wusste nicht, dass wir einen Neuzugang bekommen « , sagte er. » Sie können mich mit ›Master Croygar‹ anreden, Miss Donne. « Er wandte sich von ihr ab und kramte in einem der Regale herum, die rundum an den Wänden standen. » Irgendwo hier habe ich mein Buch vergessen… ah. « Er hob mit triumphierender Geste einen schmalen Lederband hoch. » Damit werde ich Sie und Ihre Gefährten morgen quälen. Wie ist es um Ihre Kenntnisse im Altgriechischen bestellt? «
    Â» Die Lektüre von Platon, Herodot und Homer bereitet mir keine großen Probleme « , sagte sie, ohne darüber nachzudenken, dass das bei einem Dienstmädchen möglicherweise ein wenig ungewöhnlich erscheinen konnte.
    Â» Sehr gut « , sagte Master Croygar. Seine blauen Augen musterten sie mit einem Blick, der sie erröten und die Lider senken ließ. » Woher kommen Sie, Miss Donne? « , fragte er.
    Kay stammelte: » Meine Familie lebt auf dem Land « , und verstummte erleichtert, als das Eintreten von Bertha sie unterbrach.
    Â» Kay, ich brauche dich unten. « Bertha hielt inne, als sie sah, dass Kay nicht alleine im Raum war. » Ich bitte um Vergebung, Herr. « Sie sank in einen Knicks, weniger tief als der Kniefall vor Lord Harrynkar, aber doch ehrerbietig genug, um Kay mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurückzubefördern. » Hat das Mädchen Sie belästigt? « Ein schneller, scharfer Blick traf Kay, die erbost das Kinn hob.
    Â» Ich habe niemanden belästigt « , verteidigte sich Kay. » Master Croygar hat mich etwas gefragt und ich habe geantwortet.
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