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Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Titel: Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
Autoren: Stefan Wolf
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Kornblumenaugen drückten Bestürzung aus. Tim
hob kurz die Schultern.
    Während sie Verena folgten,
wisperte er: „Da ist was im Busch. Wir werden sehen.“
    Verena fuhr einen französischen
Kleinwagen, ein schwarzes Cabrio mit weißem Verdeck. Es war geöffnet. Die
Kamera befand sich im Kofferraum. Auf der Ablage zwischen den vorderen Sitzen
entdeckte Tim Papiertaschentücher, einen zerknitterten Stadtplan, ein
aufgerissenes Päckchen Kaugummi mit Fruchtgeschmack, eine Packung Zigaretten
und ein billiges Feuerzeug. Der Beifahrersitz war voller Kuchenkrümel. Zwei
Spatzen hatten die Gelegenheit genutzt, pickten eifrig — und der eine hatte zum
Dank auf die Polster gekackt.
    „Seht euch das an!“, rief
Verena und sah den Spatzen nach. Ungeklärt blieb, ob sie ihre Unordnung meinte
oder die zusätzliche Verschmutzung.
    Tim reinigte bereits mit einem
Papiertaschentuch, was ihm auch gut gelang. Er erbot sich, diesen Sitz
einzunehmen. Denn Gabys weiße Shorts waren empfindlicher als seine stone washed
Jeans. Karl, Klößchen und Tims Freundin stiegen hinten ein.

7. Profit
und Eitelkeit
     
    Verena hielt sich an die
Verkehrsregeln, aber sie wirkte nervös. Die Fahrt ging stadtauswärts, ins westliche
Villenviertel Neubertheide, wo die Wichmanns am Ende der Heppentaler Allee seit
nunmehr drei Generationen die schöne Villa behausen. Verena rauchte, ließ die
Zigarette im Mundwinkel und verstreute Asche auf ihre Waschleder-Jeans. Aus dem
anderen Mundwinkel redete sie.
    „Finde ich ja gut, dass ihr
euch für meinen Beruf interessiert. Den gibt’s noch nicht lange. Ich will nicht
behaupten, dass ich ihn erfunden habe. Aber ich gehöre zu den Vorreitern. Wie
ihr wisst, werden stets und ständig Fernseh- und Kinofilme produziert. Und zwar
in den Großstädten, wo die Filmgesellschaften ihren Sitz haben — wie hier bei
uns. Filme sind fürs Auge und jede Geschichte — ob Schmachtfetzen oder
Aktionkrimi — spielt in irgendwelchen Kulissen. Drinnen oder draußen. Im Laufe
der Zeit sind natürlich die interessanten Motive verbraucht. Sicherlich — New
York oder Paris sind als Kulisse immer interessant. Aber dort sind wir nicht.
Hier brauchen wir neues Futter für die Augen. Kulissen eben. Häuser innen und
attraktives Gelände unter freiem Himmel. Nach diesen Objekten suche ich. Und in
einer Millionenstadt wie hier gibt es vieles, was ganz toll ist. Aber niemand
kennt’s, außer denen, die dort leben: also den Haus- oder Wohnungseigentümern.
Ich suche. Objekte, die was hermachen lichte ich ab, das heißt, ich speichere
sie in meiner Digital-Kamera. Bisher habe ich schon etwa 250 Objekte — alles
für Innenaufnahmen — mit etwa 1800 Motiven, denn in vielen Häusern sind gleich
mehrere Räume sehenswert. Mit meiner Ausbeute habe ich mir eine Datenbank
eingerichtet. Aus der biete ich den Filmgesellschaften an. Ich bin sozusagen
der Pfadfinder für die unverbrauchte Kulisse — und dann der Vermittler zwischen
ihr und der Filmproduktion.“
    „Stark!“, sagte Tim. „Sie gehen
also zu wildfremden Leuten in die Häuser und machen aus deren Räume als
mögliche Filmkulisse eine Ware. Wie kommen Sie an die Adressen?“
    „Ich inseriere in den Zeitungen
und die Leute melden sich bei mir.“
    „Bei allem Respekt, Frau Holik,
aber...“
    „Nennt mich bitte Verena, sonst
fühle ich mich wie meine eigene Großmutter.“
    „Machen wir gern, Verena.“ Tim
grinste. „Aber — um fortzufahren — ich würde Sie nicht in meine vier Wände
reinlassen. Wen geht das was an?!“
    „So denkst du.“
    „Deshalb interessiert uns das
Motiv dieser Leute.“
    „Ich frage auch jedes mal
danach — natürlich behutsam, denn ich will ja keinen vergrätzen. Ganz eindeutig
haben sich zwei Gründe herausgeschält. Zum einen der Profit. Denn wenn man den
Filmleuten die Tür öffnet, bringt das was ein. Als Faustregel gilt: Pro Drehtag
soviel, wie Wohnung oder Haus pro Monat als Miete kosten — oder kosten würden.
Meistens handelt es sich ja um Eigentum. Der zweite Grund — besonders bei den
Wohlhabenden — ist Eitelkeit. Es macht ihnen einfach riesigen Spaß, später in
einem Film ihre Wohnung oder wenigstens einige Räume davon zu sehen. Den Film
nehmen sie auf Video auf. Das ist dann was zum Vorführen und Angeben im
privaten Kreis.“
    „Typisch menschlich“, meinte
Klößchen. „Kein Höhlenbär ließe das mit sich machen.“
    Verena lächelte. „Der Zoo ist
abgefilmt bis zum letzten Käfig. Aber für eine Bärenhöhle könnte
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