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Draculas Eisleichen

Draculas Eisleichen

Titel: Draculas Eisleichen
Autoren: Jason Dark
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das Geräusch entstanden, und der hohle Schacht hatte es gut bis an seine Ohren geleitet. Schritte?
    Er wußte es nicht. Ihm war nur klar, daß da oben ebenfalls eine Gefahr lauerte und er eingekesselt war.
    Und dann blitzte plötzlich der Strahl einer Lampe auf!
    ***
    Sollten wir diesen gefährlichen Weg nehmen, oder nicht?
    Wir waren uns noch unschlüssig, wollten Vor- und Nachteile abschätzen, dachten auch daran, uns zu trennen, als Stepanic plötzlich durchdrehte.
    Er hatte bestimmt angenommen, daß wir zu stark mit uns beschäftigt waren, und er nutzte die Chance zur Flucht. Plötzlich riß er sich los.
    Er hatte mich damit überrascht. Als ich zugreifen wollte, war er schon zur Seite gelaufen, hatte sich geduckt und rammte Suko seinen Schädel in den Magen.
    Damit hatte der Inspektor nicht gerechnet.
    Er kippte zurück, prallte dabei noch gegen Wladimir, der ebenfalls taumelte und Stepanic passieren lassen mußte.
    Wie ein Schatten jagte er in die Dunkelheit hinein. Er lief im Zickzack, um ein möglichst geringes Ziel zu bieten, was tatsächlich der Fall war, denn wir würden ihn kaum mit einer Kugel erwischen.
    Dann war er weg.
    Wir hörten noch einen dünnen Schrei, der in der Luft stand wie ein Stück Eis, das nur allmählich wegtauchte. Der Schrei brach ab, die Brandung hatte den Körper geschluckt.
    »Er ist gesprungen!« keuchte Wladimir. »Verdammt, der ist tatsächlich über die Klippe hinweg in den Tod gesprungen.« Der Russe schüttelte den Kopf. »Warum nur?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht war es ein Trick«, vermutete Suko.
    »Ja, das kann sein.« Golenkow nickte. »Ich schaue nach. Bleibt ihr so lange hier?«
    »Zumindest in der Nähe«, sagte ich.
    Als seine Trittgeräusche verklungen waren, konnten wir uns wieder auf die Umgebung konzentrieren. Wir hätten natürlich den Abstieg schon längst gesucht, aber uns hielten diese ungewöhnlichen Geräusche in Atem, die aus einer Öffnung hervor aus der Erde drangen und sich anhörten, als hätte sich in einem schmalen Schacht ihre Lautstärke verdoppelt.
    »Wo kommen sie her?« fragte Suko.
    Ich hob die Schultern.
    Beide schauten wir uns um. Der Untergrund sah völlig normal aus, ein Teppich aus grauem Fels, mit kleinen, schneegefüllten Mulden und eisbedeckten Rinnen verziert. Keine Pflanzen, kein Grün, nichts, nur eben die Steine, über die der kalte Wind hinwegpfiff. Er aber hatte die Geräusche nicht produziert.
    In der Erde… von unten.
    Suko war einige Schritte vorgegangen und winkte mir zu. Er stand vor einem ungewöhnlichen Gebilde, vor einer Schöpfung der Natur. Durch irgendwelche Drücke mußten sich von verschiedenen Seiten her zwei Felsenstücke aus dem Boden geschoben haben. Sie waren ziemlich flach und standen so zueinander, daß sie ein Dach bilden konnten. Unter diesem Dach war der Zwischenraum groß genug, um einen Menschen hindurchzulassen. Suko hatte sich gebückt, kam wieder hoch und grinste schief bis siegessicher. »Da müssen wir rein.«
    »Ist dort ein…?«
    »Ja, ein Loch. Sieht aus wie eine Schachtöffnung.«
    Bevor er sich noch einmal bücken konnte, lag ich schon auf den Knien und schob mich unter die Platten. Ich kam mir tatsächlich vor wie in einem Zweimannzelt. Und ich sah das Loch, ich hörte die Geräusche, ich tastete über den Rand hinweg, fühlte das rauhe Gebilde einer Strickleiter, die sehr straff nach unten hing, wahrscheinlich deshalb, weil sie irgendwo belastet worden war.
    »Was ist, John?«
    »Moment.« Ich griff in die Tasche und fummelt nach meiner kleinen Lampe.
    Sie funktionierte auch in dieser Kälte. Der Strahl stach sehr scharf in die Tiefe und erwischte auch ein Ziel.
    Es war ein bleiches Gesicht, das wie eine Fratze in der Finsternis des Schachts schwamm.
    Ich hatte den Eindruck, den festen Boden unter dem Körper zu verlieren.
    Das Gesicht kannte ich.
    »Mallmann!« keuchte ich…
    ***
    Auch der Supervampir hatte die Worte gehört. Obwohl er nicht erkennen konnte, wer hinter der grellen Lichtquelle hockte, war ihm diese Stimme doch bekannt und verhaßt.
    Er hätte sie unter Tausenden herausgehört, er hatte mit dem Erscheinen dieser Person nicht gerechnet. »Sinclair!«
    Dieses eine Wort war mehr ein irrer, schriller, haßgetränkter Schrei. In ihm vereinigten sich die Gefühle, die Mallmann seinem Todfeind entgegenbrachte.
    Und er wußte auch, wie hilflos er in dieser Lage war. Vor einer geweihten Silberkugel brauchte er sich nicht zu fürchten, der Blutstein gab ihm den nötigen
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