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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula
Autoren: Bram Stoker
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Plätze |535| aufsuchen müssen, in denen mir das Sonnenlicht Sicherheit bietet, selbst wenn es durch Schnee oder Nebel verdunkelt werden mag.
    Ich will mich noch durch ein Frühstück stärken und dann an mein schweres Werk gehen. Madame Mina schläft noch immer, und, Gott sei Dank, sie schläft ruhig …
     
    Jonathan Harkers Tagebuch
     
    4. November, abends
    Der Unfall der Barkasse war eine schlimme Sache für uns. Ohne ihn hätten wir den Grafen sicher längst eingeholt, und meine liebe Mina wäre bereits frei. Ich wage kaum daran zu denken, dass sie jetzt in der Nähe dieses schrecklichen Ortes weilt. Wir haben nun Pferde genommen und setzen die Verfolgung auf dem Land fort. Ich schreibe dies, während Godalming sich rüstet. Unsere Waffen sind bereit, die Szigany sollten sich hüten, es auf einen Kampf ankommen zu lassen. Wenn doch nur Morris und Seward bei uns wären! Wir können nun nichts weiter tun als hoffen. Wenn ich nicht mehr zum Schreiben kommen sollte, so lebe wohl, Mina! Gott segne und beschütze Dich!
     
    Dr. Sewards Tagebuch
     
    5. November
    Mit Anbruch der Morgendämmerung sahen wir die Gruppe der Szigany vor uns. Sie kamen mit ihrem Leiterwagen vom Fluss herauf und eilten landeinwärts. Ein dichter Schwarm von Reitern umgab den Wagen, und sie stürmten dahin wie Besessene. Es schneit leicht, und in der Luft ist eine seltsame Unruhe. Vielleicht sind dies auch nur unsere eigenen überreizten Gefühle, aber wir spüren einen deutlichen Druck. In weiter Ferne höre ich |536| das Heulen von Wölfen, die der Schnee von den Bergen heruntertreibt. Sie sind eine Gefahr, die uns von allen Seiten umgibt. Die Pferde sind bereit, gleich geht es los. Wir reiten auf den Tod zu, aber Gott alleine weiß, wessen Tod es sein wird, und wo, wann und wie er eintreten mag …
     
    Dr. van Helsings Memorandum
     
    5. November, nachmittags
    Wenigstens bin ich noch bei Verstand! Ich danke Gott für seine Gnade, wenn er mich auch Schlimmes hat durchmachen lassen. Ich ließ Madame Mina schlafend inmitten des geweihten Kreises zurück und schlug den Weg zur Burg ein. Ein Schmiedehammer, den ich aus Veresti mitgebracht hatte, leistete mir gute Dienste: Obgleich die Tore nicht verschlossen waren, schlug ich sie dennoch aus ihren rostigen Angeln, damit weder böse Absicht noch unglücklicher Zufall sie zuwerfen und mich einsperren konnten – ich hatte aus Jonathans bitteren Erfahrungen meine Lehren gezogen. Die Erinnerung an Jonathans Aufzeichnungen wies mir dann auch den Weg zur alten Kapelle, denn dort hatte ich, wie ich ja bereits wusste, meine Aufgabe zu erfüllen. Die Luft in dem verfallenen Gemäuer war drückend. Anscheinend hing Schwefeldampf im Raum, denn ich hatte wiederholt Schwindelanfälle. Dazu dröhnten mir die Ohren, aber vielleicht war es auch das ferne Heulen von Wölfen, was ich hörte. Ich dachte an Madame Mina und geriet in große Angst um sie. Mein Dilemma war schrecklich: Da ich nicht gewagt hatte, sie mit an diesen Ort zu bringen, hatte ich sie schlafend im Schutz des geweihten Kreises zurückgelassen, sicher vor dem Vampir. Nun aber drohten ihr dort vielleicht die Wölfe! Nach kurzen Zweifeln beschloss ich, hier trotz allem meine Arbeit zu verrichten. Was die Wölfe anbetraf, so mussten wir uns in Gottes Hand begeben: Im schlimmsten Fall bedeutete es ja nur ihren Tod, der |537| sie zugleich von dem Bann erlöste. Ich traf diese Entscheidung für sie, denn ich hätte ebenso entschieden, wenn es um mich gegangen wäre: Der Rachen eines Wolfes ist schließlich eine bessere Ruhestätte als das Grab eines Vampirs. Und so begann ich meine Arbeit.
    Ich wusste, dass ich mindestens drei Gräber finden musste – drei bewohnte Gräber. So suchte ich und entdeckte auch bald das erste, in dem eine der dunkelhaarigen Frauen ihren Vampirschlaf hielt. Sie schien so voller Leben und war von so verlockender Schönheit, dass es mich kalt überlief, als wäre ich gekommen, einen Mord zu begehen. Nur zu gut verstand ich nun die alten Geschichten, in denen Männer mit den gleichen Zielen wie ich auszogen, sich dann aber von ihren Herzen überwältigen ließen und die Nerven verloren. Sie zögerten dann so lange, bis die üppige Schönheit der Untoten sie vollständig in ihren Bann gezogen hatte, und sie blieben bis zum Sonnenuntergang, wo der Vampirschlaf endet. Wenn sich dann die zauberhaften Augen der schönen Frau öffnen und voller Liebe erglänzen, wenn sich ihr wollüstiger Mund dem Kuss darbietet … ein Mann ist
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