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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker
Autoren: Syrie James
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fortschicken, in dem Wissen, dass sie für immer aus meinem Leben verschwinden
     würden! Ich bin in Tränen ausgebrochen, als ich sah, wie niedergeschlagen und betrübt der nette Dr. Seward dreinschaute. Und
     als ich Herrn Morris erklärte, dass mein Herz einem anderen gehöre, meinte er in seinem zauberhaften texanischen Tonfall:
     ›Liebes Kind, Ihre Ehrlichkeit und Ihr Mut haben mich zu Ihrem Freund gemacht, und Freunde sind dünner gesät als Liebhaber.‹
     Dann sagte er viel Gutes und Edles über seinen Rivalen, obwohl ihm nicht bekannt war, dass es Arthur war, sein engster Freund.
     Und |25| darauf … habe ich dir in meinem Brief berichtet, was sich Herr Morris von mir erbeten hat, ehe er fortging?«
    »Ja! Er hat dich gebeten, ihn zu küssen, um ihm die Enttäuschung zu versüßen, denke ich. Und du hast ihm das gewährt!« Wir
     hielten kurz auf der Treppe inne, um wieder zu Atem zu kommen, und ich blickte sie an. »Ich muss zugeben, dass mich das ein
     wenig in Erstaunen versetzt hat.«
    »Warum?«
    »Lucy, du kannst doch nicht einfach jeden Mann küssen, der um deine Hand anhält, nur weil du Mitleid mit ihm empfindest!«
    »Es war doch nur ein Kuss. O Mina! Warum kann ein Mädchen denn nicht drei Männer heiraten, oder so viele, wie sich um sie
     bewerben? Man würde sich eine Menge Ärger ersparen!«
    Ich lachte laut heraus und nahm Lucy in die Arme. »Du dummes Gänschen. Drei Männer heiraten? Was für eine Vorstellung!«
    »Ich habe mich so schlecht gefühlt, weil ich zwei von ihnen unglücklich machen musste.«
    »Ich an deiner Stelle würde keine Minute mehr darauf verschwenden, mir Gedanken über Dr. Seward und Herrn Morris zu machen«,
     sagte ich, während wir weiter bergan gingen. »Sie werden mit der Zeit schon ihre Enttäuschung überwinden und andere junge
     Damen finden, die den Boden küssen möchten, den ihre Füße betraten.«
    »Das hoffe ich, denn ich glaube, jedermann hat es verdient, ein solches Glück zu empfinden, wie ich es mit Arthur gefunden
     habe und du mit Jonathan.«
    »Das hoffe ich auch. Ehefrau zu sein, Jonathans Ehefrau zu sein, mein Leben mit ihm zu verbringen, ihm bei seiner Arbeit zu
     helfen, Mutter zu werden, das ist alles, was ich mir je hätte wünschen können.«
    Lucy wurden einen Augenblick sehr still und fragte dann: »Mina, hast du schon immer so empfunden?«
    |26| »Wie?«
    »Ich weiß, dass du und Jonathan schon seit ewigen Zeiten Freunde seid. Aber du hast ihn bis vor kurzem nicht als möglichen
     Ehemann betrachtet. Hast du je an einen anderen Mann gedacht, vor Jonathan?«
    »Nein. Niemals.«
    »Niemals? Es muss doch gewiss in der Zeit, seit ich Upton Hall verlassen habe, irgendeinen Jüngling oder Mann gegeben haben,
     den du gern hattest und der dich gern hatte, jemanden, von dem du nie gesprochen hast?«
    »Wenn das der Fall gewesen wäre, wüsstest du davon, Lucy. Ich habe dir immer alles erzählt.«
    »Das geht nun aber gar nicht. Eine junge Frau muss doch einige wenige Geheimnisse für sich behalten.« Lucy klapperte kokett
     mit den Wimpern. Dann lachte sie und fuhr fort: »Du weißt doch, dass ich nur scherze, Mina. Ich habe dir auch nichts verschwiegen
     – weder dir noch Arthur. Mama sagt immer, dass Aufrichtigkeit und Respekt in einer Ehe das Wichtigste sind, wichtiger noch
     als die Liebe, und ich stimme ihr zu. Du nicht auch?«
    »Gewiss. Jonathan und ich verabscheuen Geheimnisse und Heimlichtuerei. Wir haben einander vor langer Zeit feierlich gelobt,
     dass wir stets völlig offen zueinander sein würden. Dieses Versprechen erscheint mir nun besonders wichtig, da wir bald Mann
     und Frau werden.«
    »So soll es auch sein.«
    Wir waren inzwischen oben an der Treppe angelangt und spazierten an der Marienkirche vorüber, einem festungsähnlichen Steingebäude
     mit einem gedrungenen Turm und Zinnen auf dem Dach, dessen massives Äußeres bestens geeignet schien, dem Ansturm des wilden
     Nordseewetters standzuhalten. Danach führten unsere Erkundungen uns zu der in der Nähe gelegenen Ruine der Whitby Abbey, einer
     kargen, eindrucksvollen und überaus edlen Ruine von gewaltigen Ausmaßen, die inmitten eines weiten grünen Rasens lag und von |27| Feldern umgeben war, auf denen wie hingetupft Schafe weideten. Wir konnten nicht umhin, voller Begeisterung auf all die Schönheit
     zu blicken, während wir das großartige, seines Daches beraubte Kirchenschiff, das hoch aufragende Querschiff und die zarten
     Spitzbögen am östlichen Ende der
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