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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau
Autoren: Paula Roose
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weil sie so schön war? Aber hatte das einen Sinn? Doch ja, Drachen liebten alles Schöne. Aber eine Bärin? Hatte Jakob deswegen gefragt, wann er Rosa einen Antrag machte? Das konnte doch nicht sein, oder? Rosa und der Drache? Völlig absurd! Er hätte die Fragen gerne laut gestellt, traute sich aber nicht. Von Tumaros Zauberkraft wusste er nichts.
    Sie blickten wieder ins Kaminfeuer, jeder hing in seinen Gedanken. Rosa spielte ziellos mit ihren Fingern. Ihr Herz schlug höher bei dem Gedanken an Tumaros. Aber es war nicht nur Angst, es war auch Faszination und ... Sehnsucht. Sehnsucht danach, den Drachen noch einmal zu sehen.
    Bodo überlegte, ob er seine Fragen nicht doch laut stellen sollte. Er holte gerade Luft, setzte an ... dann kam es, das gefürchtete Geräusch! Über die Stille und das Abendrot hinweg legte sich wie eine alles erstickende Decke das dröhnende, durchdringende Tönen der Glocke. Alle vier sprangen auf, einen kleinen Augenblick nicht wissend, was sie tun sollten. Rosa lief los, ihre Sachen zu holen. Es war nicht viel. Sie wollte hinausstürzen, aber Jakob hielt sie auf.
    »Bleibt im Haus, ich gehe erst einmal allein nachsehen.« Er blickte Rosa kurz an. In seinem Blick war Abscheu zu lesen und Entschlossenheit, diesen Platz nicht zu räumen. Rosas Hände zitterten. Sie wünschte, sie könnte das Ungeheuer genauso hassen, wie die anderen es taten, aber sie konnte nicht. Verzweifelt blickte sie auf den Boden. Bodo legte den Arm um sie. Rosa ließ es zu, zum ersten Mal, kaum begreifend, was geschah.
    Jakob lief hinaus an den Gartenzaun. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie heute keinen Angriff zu befürchten hätten, aber die Glocke tönte weiter. Der Himmel zeigte sich wolkenbehangen im dämmrigen Grau.
Wo bist du, du Scheusal? Zeig dich!
Zuerst hörte er das Geräusch, ein leiser, Unheil verkündender Donner. Dann sah er ihn. Mit seiner ganzen Spannweite flog er auf ihn zu und rauschte über Jakobs Hütte hinweg. Jakob schaute zu ihm auf und Tumaros glotzte hinunter.
Rosa,
durchschoss es ihn.
Er hat Rosa gesehen! Er will sie wieder sehen! Bewahre, was geht hier vor?
    Alles hatte nur Sekunden gedauert. Er blickte dem Drachen nach, wie er den Himmel füllte, langsam kleiner wurde und Richtung Drachenberg verschwand.
Was hast du vor, du Scheusal?
    In der Hütte hatte man das Donnern der Flügelschläge gehört. Sie lauschten, was draußen geschah und kamen endlich heraus gelaufen.
    »Was ist passiert?«, fragte Bodo atemlos.
    »Nichts, gar nichts. Er ist einfach nur übers Dorf geflogen«, antwortete Jakob.
    »Bitte? Mehr nicht? Was hat er vor? Ist das ein Spiel, das er mit uns spielt?«
    »Ich weiß es nicht.« Jakob fasste Bodo am Arm. »Komm, wir laufen ins Dorf, sehen nach, ob jemand Hilfe braucht.«
    Sie liefen los und schon bald kamen ihnen die ersten Dorfbewohner entgegen. Die Bären waren auf dem Weg ins Versteck, froh, Jakob und Bodo hier zu treffen.
    »Habt ihr ihn gesehen? Wo ist er jetzt?«, kam die Frage aus der Menge.
    »Der Drache ist weg, ihr braucht nicht ins Versteck«, antwortete Jakob.
    »Wieso nicht ins Versteck? Woher willst du das wissen?«
    »Er ist über meine Hütte hinweggeflogen. Ich habe ihn in Richtung Berg verschwinden sehen. Keine Ahnung, was er vorhat, aber ich glaube, für heute ist er fertig.«
    Die Gruppe blickte ratlos, noch immer angsterfüllt. Schließlich teilten sie sich. Einige gingen trotzdem ins Versteck und kamen erst am Morgen zurück. Gut die Hälfte hörte auf Jakob und ging wieder in die Hütten. Bodo und Jakob liefen weiter, um so viele wie möglich zu erreichen, bevor sie im Versteck verschwanden.
    Rosa und Emilia blieben an der Hütte. Rosa blickte zum einsamen Berg. Sie stellte sich vor, wie Tumaros in seiner Höhle lag und sein Panzer glitzerte. Sie war froh, ihn nicht gesehen zu haben. Sie war traurig, ihn verpasst zu haben. Eine Träne zeigte sich in ihren Augen.
    Emilia legte eine Hand auf ihre Schulter. »Komm, Liebes, lass uns rein gehen, er ist weg.«
    Sie setzten sich wieder vor den Kamin. Ihr Tee war kalt geworden. Keiner konnte etwas sagen. Sie blickten eine Weile ins Feuer, bis Rosa ein Gespräch begann.
    »Ins Feuer blicken und an einen Drachen denken. Das passt irgendwie.«
    »Ja, Feuer und Drache passen gut zusammen, nur dass dieses Feuer wärmt. Das Drachenfeuer zerstört. Bist du sicher, dass er dich nicht gesehen hat? Jakob scheint sehr besorgt zu sein.«
    Rosa störte die Frage. Warum wollten alle von ihr wissen, ob der Drache sie
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