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Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat
Autoren: Licia Troisi
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die Thomas und Sofia am Nachmittag gesammelt hatten. Sofia verließ gewöhnlich nur selten das Haus. Schließlich konnten sich Nidhoggr und seine Handlanger immer noch irgendwo in der Nähe herumtreiben. Hin und wieder aber ging sie in Begleitung des Dieners Thomas im Wald spazieren. Dieser schien mit seiner Glatze und den langen, dichten Koteletten ebenso wie der Professor einem Gemälde aus dem 19. Jahrhundert entsprungen zu sein. Doch trotz seiner ständig ernsten Miene und seines steifen Gebarens war er im Grunde ein freundlicher, umgänglicher Mensch, der Sofia ins Herz geschlossen hatte, die ihrerseits gern kleinere Spaziergänge mit ihm unternahm.
    »Und weiter?«, hatte Sofia den Professor nach einer Weile gefragt.
    »Nun, er scheint in Ungarn zu leben.«
    Eine Welt voller neuer Bilder hatte sich vor Sofias geistigem Auge geöffnet. Eine Reise ins Ausland! Nach Budapest! Vor Aufregung hatten sich ihre Wangen gerötet. »Und wann geht’s los?«
    Der Professor schien überrascht. »Ich dachte daran, nächsten Montag aufzubrechen«, antwortete er, fühlte sich aber angesichts ihrer strahlenden Augen verpflichtet hinzuzufügen: »Ich. Ich werde fahren.«
    Sofia ließ die Schultern sinken. Was sollte das heißen, ›ich werde fahren‹?
    »Soll das heißen, dass ich nicht mitkommen darf?«
    »Nun … ja, ich meine, nein … Das hast du schon richtig verstanden«, druckste der Professor herum.
    »Aber wieso denn?«
    »Mir ist es lieber, wenn du bei Lidja bleibst.«
    »Aber Lidja bleibt ja auch nicht hier!«
    In den Sekunden des Schweigens, die nun folgten, hatte Sofia Zeit, die bittere Wahrheit zu begreifen. Zwar würde auch sie eine Reise unternehmen, aber nicht mit dem Professor, sondern mit dem Zirkus, und auch nicht Richtung Budapest und Osteuropa mit all seinen Sehenswürdigkeiten, sondern nach Benevent.
    »Ihr beide müsst zusammenbleiben«, hatte der Professor sich nicht beirren lassen. »In erster Linie, weil ihr euch so besser verteidigen könnt, falls die Feinde euch noch einmal überfallen sollten. Und außerdem müsst ihr bei der Suche nach der Frucht zusammenhalten. Du weißt ja, Sofia, wenn wir nicht bald zumindest einen Hinweis darauf finden, geraten wir immer weiter ins Hintertreffen.«
    »Aber dann möchte ich wenigstens zu Hause bleiben. Durch die Barriere, mit der die Knospe des Weltenbaums das Haus umgibt, sind wir doch geschützt. Sicherer als hier könnte ich nirgendwo sein … Und außerdem bin ich auch stärker geworden, und …«
    »Nein, nein, Sofia«, hatte der Professor sie unterbrochen, indem er die Hand hob. »Ich habe mir schon alles überlegt. Du wirst bei Lidja bleiben. Wir alle müssen unsere speziellen Aufgaben erfüllen. Meine ist es, weitere Drakonianer ausfindig zu machen. Eure ist es, dahinterzukommen, wo die nächste Frucht verborgen sein könnte.«
    »Soll das eine Bestrafung sein? Weil ich überhaupt keine Ahnung habe, wo die zweite Frucht stecken könnte?«
    Der Professor hatte sie zärtlich angelächelt. »Aber nein, Sofia, überhaupt nicht. Wie kommst du nur auf solch einen absurden Gedanken? Ich habe dir doch schon erklärt …«
    »Dann verstehe ich das nicht. Das hier ist doch mein Zuhause, Professor. Hier ist die Knospe aufbewahrt und auch Rastabans Frucht. Warum sollte ich mit einem Zirkus herumreisen, mit Leuten, die ich gar nicht kenne? Außerdem ist bald Weihnachten, und das Fest wollte ich hier verbringen, mit dir zusammen …«
    »Lidja wird ja bei dir sein, und ihre Freunde vom Zirkus auch. Es wird gewiss ganz lustig werden. Glaub mir. Aber die Reise kann ich nicht verschieben, Sofia. Das ist nicht mehr zu ändern, ich werde mich so bald wie möglich auf den Weg machen.«
    »Ja, aber dort im Zirkus bin ich völlig ungeschützt«, hatte Sofia noch einmal eingewandt. Eigentlich ein Argument, das durch nichts zu erschüttern war.
    Doch der Professor hatte sie rätselhaft angelächelt. »Da irrst du dich.« Doch mehr hatte er nicht gesagt.

    Am folgenden Tag, als Lidja zu Besuch war, hatte der Professor die beiden Mädchen, die in der Bibliothek zusammen lernten, aufgesucht und ihnen zwei Anhänger auf den Tisch gelegt, einer grün, der andere rosafarben. Auf den ersten Blick war nichts Besonderes an ihnen zu erkennen. Sie sahen wie Schmuck aus, den man für ein paar Euro auf jedem Flohmarkt bekommen konnte; die Lederriemen, an denen sie hingen, waren nur verknotet, und bei den Anhängern selbst handelte es sich um unregelmäßig geformte Steine aus einem
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