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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow
Autoren: Sergej Lukianenko
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von Bord ihrer adlerköpfigen Schiffe gehen, verbünden wir uns ohnehin. Was hast du vor, weiser Ritor, warum willst du uns schon miteinander vereinigen, ehe der Krieg
überhaupt angefangen hat? Du hast uns unserer besten Verteidigung beraubt, indem du jenen, dessen Namen du nicht aussprechen darfst, erschlugst. Du erschlugst ihn entgegen dem Willen vieler weiser Männer, und nun sollen wir alle uns dir unterordnen? Du verheimlichst uns etwas, Ritor. Die Zeit für offene Worte ist gekommen, falls du das noch nicht verstanden hast. Hör auf, dich hin und her zu winden wie ein Frühlingswind, und antworte ehrlich, wenn du auf uns zählen willst.«
    Der Clan des Feuers war berühmt für seine Starrköpfigkeit. Es war nicht anders zu erwarten gewesen.
    Ritor seufzte. »Die Winde bringen verschiedene Kunde. Wortfetzen von Beschwörungsformeln fliegen über den großen Ozean wie abgerissene Blätter. Die Angeborenen bereiten etwas vor … etwas Furchtbares, das aufzuhalten …«
    »… nur der vermag, den du erschlagen hast?« Schneidend erklang die Stimme aus der Dunkelheit.
    »Ja«, antwortete Ritor dumpf. »Ja, und deshalb …«
    »Erneut begehrst du die Kraft aller Clans … Warum?«
    Alles in Ritor zog sich zusammen. Heraus damit – die Zeit für offene Worte war gekommen! »Nach dem zu urteilen, was die Winde uns kundtun, wollen die Angeborenen einen Drachen erschaffen.«
    Stille senkte sich über die Burgruine. Es schien, als ob die Steine durch den verfluchten Namen noch lebloser wurden. Jene Steine, die doch längst für alle Zeiten von der früheren Magie zerstört worden waren.
    »Einen Drachen erschaffen?«, klang es aus der Dunkelheit. »Einen Drachen … erschaffen? Kann man das denn?«
    »Wer weiß das schon …« Ritor ließ den Kopf sinken. »Wir haben auch nicht an ihre Schiffe geglaubt, erinnerst du dich? Und als sie dann auftauchten – war es schon fast
zu spät. Erinnerst du dich noch daran, wie viel Blut über diese Gestade geflossen ist? Erinnerst du dich?«
    »Ich erinnere mich.« Raschelnd wie schnell fließendes Wasser ertönte die Antwort. »Aber Schiffe – überlege selbst, weiser Ritor -, Schiffe sind noch vorstellbar, ein Drache jedoch ist etwas ganz anderes. Aber … was du sagst, überrascht uns nicht.«
    »Wieso?«, fragte Ritor bestürzt.
    »Keiner kennt die Grenzen jener Kräfte, die von den Angeborenen entfesselt wurden. Wir glauben nicht, dass man einen Drachen erschaffen kann … aber du hast Recht, wir haben auch nicht an ihre Schiffe geglaubt. Also, was sollen wir tun? Was schlägst du vor? Willst du deine Jugend wieder aufleben lassen, Ritor?« Die Stimme war voller Häme.
    Endlich erklang die eigentliche Frage, die Frage, um derentwillen Ritor diese Zusammenkunft veranlasst hatte, ohne Rücksicht auf seine Kräfte.
    »Die Zeit des Drachen ist gekommen«, sagte er.
    Sein Gegenüber brach in ein leises, glucksendes Lachen aus. »Die Zeit jener, die nicht mehr sind? Was sagst du da, weiser Ritor?«
    »Die Zeit des Drachen ist gekommen«, wiederholte Ritor. Wieder trat Stille ein. Er hörte, wie Schatti hinter seinem Rücken stöhnte. Auch den Zauberer beunruhigte etwas.
    »Ich verstehe«, war endlich aus der Dunkelheit zu vernehmen. »Dich bewegen die Erinnerungen an die Tage des großen Krieges. Hoffnungen und Ängste – sie stammen aus deiner Jugend. Ritor … der du den letzten Drachen tötetest.«
    Ritor presste die Zähne aufeinander, beherrschte sich. Der Clan des Feuers, der sich in den Tagen des Krieges abseits gehalten hatte, hatte alles Recht, ihm Vorwürfe zu machen.
Und dennoch … »Wir werden einer Invasion der Angeborenen nicht standhalten, und erst recht nicht, wenn der Erschaffene Drache sie anführt.«
    »Aber kehrt nicht zusammen mit dem Drachen auch der Drachentöter zurück?«
    Seltsam, der Anführer des Feuers schien sich kein bisschen zu wundern. Aber das sollte er eigentlich. Wenn der letzte Drache vernichtet war, konnten nicht einmal die Angeborenen ein solches Wunder neu erschaffen.
    »Warst du nicht so ein Drachentöter, Ritor? Hast du nicht die Prüfungen des Feuers, des Wassers, der Luft, der Erde und des Bluts bestanden? Haben nicht die Weisen aller Clans ihre Rituale über dir vollzogen? Wenn die Angeborenen vom Drachen angeführt werden … stellen wir ihm seinen Drachentöter entgegen.«
    »Es gibt einen anderen Weg.«
    »Nein, gibt es nicht«, erwiderte der Anführer des Feuers schroff. »Und was wäre auch schlecht an dem Weg, den ich
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