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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow
Autoren: Sergej Lukianenko
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Clan des Feuers müsste ihn eigentlich verstehen … Obwohl er sich immer durch Unberechenbarkeit ausgezeichnet hatte, ebenso wie das unstete Element, das die Mitglieder des Clans mit Kraft versorgte.
    »Weil die Große Versammlung unvermeidlich im großen Zank endet«, erwiderte Ritor verbittert. Warum musste er immerzu erklären, was ohnehin jeder wusste? »Was die Beweise angeht … Die Angeborenen erinnern sich an alles!« Ritor erschrak selbst über die Verzweiflung, die in seiner Stimme mitschwang. »Ich weiß es – alle Kinder der Luft wissen es! Der Südwind erzählt uns raunend von den Schiffen, die an der Bruchstelle warten, er trägt die Gerüche von geschmiedetem Stahl und von giftigen Gebräuen zu uns. Der Nordwind nimmt an Kraft zu, um die Flamme über unseren Städten anzufachen. Die Vögel fliegen früher als sonst nach Westen, die Aasgeier sind aus den Wüsten im Osten herangezogen – sie warten auf ihre Gelegenheit. Die Angeborenen stellen ihre Armee auf.«
    »Aber doch nicht zum ersten Mal, Ritor. Sie haben es schon früher versucht. Einmal gleich nach dem großen Krieg und dann vor sieben Jahren. Was ist von ihren Armeen geblieben, Ritor? Erinnern sich deine Winde noch an die Todesschreie der Angeborenen?«
    Die Stimme des Sprechers war frei von jedem Zweifel. Und frei von Angst. Im erwachenden Morgenlicht waren
die Gestalten in ihren Umhängen von dunklem Orange zu finsteren, unbeugsamen Skulpturen erstarrt. Ritor empfand Hoffnungslosigkeit.
    »Nach dem Krieg herrschte noch Eintracht«, flüsterte er. »Und vor sieben Jahren … Kann man bei zehn Schiffen von einer Armee sprechen? Das waren nur Kundschafter, eine Kraftprobe … Wir haben alle Beweise zusammengetragen, die wir finden konnten. Jetzt benötigen wir eure Hilfe, die Hilfe des Feuers. Die Winde sehen viel … aber nur das Feuer kann sagen, was genau sich in den Kesseln über ihm zusammenbraut.«
    »Wir verstehen dich«, erklang es aus der Dunkelheit, »aber sag selbst, weiser Ritor, zweimal versuchten die Angeborenen, uns zu vernichten. Zweimal. Mit verschiedenen Kräften, verschiedenen Waffen. Zweimal sind wir mit ihnen fertiggeworden. Dennoch … wir verstehen deine Sorge. Aber hast nicht du selbst uns unseres Beschützers beraubt? Keiner behauptet, dass er der Inbegriff von Güte und Gerechtigkeit war, aber die Angeborenen erzitterten allein beim Klang seines Namens. Hast nicht du selbst dieses Geschlecht ausgerottet?«
    Ritor senkte den Kopf. Der Anführer des Feuers sagte die Wahrheit. Die reine Wahrheit.
    Mit einem kurzen Seitenblick bemerkte er, dass Taniels Augen sich geweitet hatten. Armer Junge … obgleich, warum arm? Der Krieg stand auf der Schwelle, es war an der Zeit, ein Mann zu werden.
    »Du hast dieses Geschlecht ausgerottet«, fuhr der andere mit weicher Stimme fort. »War das eine weise Entscheidung, Ritor, was meinst du?«
    Etwas an diesen Worten versetzte Ritor in Unruhe. Und wieder konnte er nicht bestimmen, was genau ihn wachsam
machte. Der Clan des Feuers hatte immer als ihr Verbündeter gegolten … zumindest nicht als ihr Feind. Was schon viel wert war.
    »Du hast nicht genügend Beweise sammeln können, um die Große Versammlung zu überzeugen, ist es nicht so, weiser Ritor? Und jetzt bittest du uns vom Clan des Feuers, das zu tun, was dein Clan nicht vermag? Du, der du den letzten aus dem Geschlecht vernichtetest, dessen Namen nie mehr auszusprechen du gelobtest. Und uns damit in Verdammnis stürztest.«
    Die Vorwürfe trafen Ritor wie eine scharfe Wasserpeitsche. Er senkte den Kopf. Ja, Taniel, ja. Vor langer Zeit habe ich den größten Fluch unserer Welt überwunden. Und gleichzeitig – ihren größten Schutz. So ist es eigentlich immer, mein Junge.
    Nichts auf der Welt darf zu viel Kraft besitzen.
    »Wozu deine Worte?« Ritor schaute auf und ballte die Hände zu Fäusten. »Was geschehen ist, ist geschehen.«
    »Wer weiß das schon?«, erklang es rätselhaft aus der Dunkelheit. »Wer weiß das schon, weiser Ritor … der du den Letzten aus dem verfluchten Geschlecht erschlugst? Also du glaubst, dass der Krieg nicht zu verhindern ist?«
    »Ja«, sagte Ritor mit fester Stimme. Er hatte wieder Boden unter den Füßen – besser gesagt, er spürte einen neuen Luftstrom unter den Flügeln. »Der Krieg ist nah. Er ist unvermeidlich. Und wenn die Clans sich nicht verbünden, so wie damals …«
    »Aber was hast du mit den verbündeten Clans vor?«, folgte eine giftige Frage. »Spätestens wenn die Angeborenen
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