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Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister
Autoren: C. Bertelsmann
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zögerte einen Moment lang, aber dann ging er auf Torics Vorschlag ein.
    Das Meerwasser war kühler, als sie vermutet hatten; es erfrischte und entspannte zugleich. Die vier Feuerechsen aus dem Norden umflatterten die Schwimmer begeistert; wenn Menolly allerdings zu lange tauchte, folgten sie ihr und zerrten sie an den Haaren wieder hoch.
    Plötzlich erschien auch Torics Königin, die sich bisher von dem wilden Geplansche ferngehalten hatte. Sie zeterte erregt und schien dem Burgherrn etwas mitzuteilen. Toric drehte sich um. Menolly und Sebell folgten seinem Blick und entdeckten drei Schiffe mit roten Segeln, die eben um die Landzunge der Bucht bogen.
    »Meine Leute kehren zurück!«, rief Toric den Harfnern zu.
»Ich erkundige mich nur rasch, ob alles nach Plan verlaufen ist. Bleibt ihr ruhig noch eine Weile im Wasser!«
    Und mit energischen Stößen schwamm er quer durch die Bucht, genau auf die Stelle zu, wo die Schiffe anlegen sollten.
    »Manchmal schafft mich der Mann!«, seufzte Menolly und sah dem kraftstrotzenden Südländer mit einem Kopfschütteln nach.
    »Mich auch!« Sebell lachte und zog sie unter Wasser, bis die Feuerechsen ihr zu Hilfe kamen.
    Sie balgten so lange im Wasser umher, bis Menolly zum Aufbruch mahnte, weil sie befürchtete, dass sie den Rückweg zum Strand nicht mehr schaffen würden. Aber sie kamen sicher an Land, eskortiert von ihren Echsen, und lehnten sich einen Moment lang an die Hafenmauer, um Atem zu schöpfen, ehe sie die Stufen zur Burg erklommen.
    Toric hatte das Kommando beim Entladen der Schiffe übernommen. Seine hünenhafte Gestalt schien überall gleichzeitig aufzutauchen. Plötzlich sahen sie ein hochgewachsenes, dunkelhaariges Mädchen, das ihn beiseite winkte und ein langes Gespräch mit ihm führte.
    »Das muss Sharra sein, die Schwester von Toric«, sagte Menolly. Mehrere Feuerechsen kreisten über dem Kopf des Mädchens. Eine landete auf ihrer Schulter und Menolly schüttelte den Kopf. »Die Kleinen sind gar nicht so scheu, wie ich dachte. Offenbar hat nur Toric seine Königin so streng erzogen.«
    Und dann hörten sie einen Laut, der sie lähmte: Eine geübte Hand schlug einen schnellen Rhythmus auf den neuen Trommelring. »Lehrling hier. Wer ruft?« Ein Stakkato beendete die Schlagfolge.
    »Das muss Piemur sein!«, keuchte Menolly, und dann rasten die beiden Harfner die Rampe nach oben.
    »Was ist denn los?«, schrie ihnen Toric nach.
    »Das war Piemur!«, keuchte Sebell, ohne seine Schritte zu verlangsamen. Als sie jedoch den muschelbestreuten Platz vor
dem Höhleneingang erreichten, sahen sie keine Menschenseele.
    Sebell legte beide Hände wie einen Trichter vor den Mund. »PIEMUR! WO BIST DU?«
    »Prinzesschen! Rocky! Suchtihn!« Menolly sah sich hilflos um.
    »SEBELL?«
    Der Name des Harfners drang als vielfaches Echo aus dem Innern der Höhle. Sebell und Menolly hetzten weiter. Auf halbem Wege kam ihnen eine braun gebrannte, barfüßige Gestalt mit wild zerzaustem Haar entgegen.
    Menolly, Sebell und Piemur umarmten sich und begannen alle, gleichzeitig zu reden. Plötzlich hieb eine winzige Goldechse mit dem Schnabel auf Sebell ein und ein Rennerfohlen stupste Menolly mit gesenktem Kopf gegen die Knie. Prinzesschen, Taucher und Rocky verscheuchten die kleine Königin, aber erst als Piemur Farli und Dummkopf gut zuredete, beruhigten sich die beiden. Inzwischen hatten auch Toric und die übrigen Burgbewohner begriffen, wer der junge Mann war, den Sharra aus dem Dschungel mitgebracht hatte.
    Man hätte die Heimkehr der drei Schiffe ohnehin gefeiert, aber der Höhepunkt des Abends war nun zweifellos das Wiederauftauchen von Piemur, besonders nachdem Sebell ihm versichert hatte, dass der Meisterharfner ihm den Diebstahl nicht mehr übel nahm - angesichts der guten Wende, welche die Ereignisse durch diesen Zwischenfall genommen hatten.
    Sebell und Menolly hörten aufmerksam zu, als Piemur zu erklären versuchte, weshalb er nach Farlis Geburt nicht sofort zur Burg des Südens aufgebrochen war.
    »Er hatte ganz recht, dass er nicht gleich zurückkam«, meinte Sharra, ehe Toric das Wort ergreifen konnte. »Mardra war unheimlich wütend wegen des halb leeren Sacks, wenn du dich noch erinnerst. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wozu sie hier so viele Fummel braucht!«

    »Die Wildnis hat ihre eigenen Reize«, meinte Toric und musterte den Neuankömmling so durchdringend, dass Piemur überlegte, was er nun wieder falsch gemacht hatte. »Sag mal, Harfnerjunge, wie hast du
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