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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
Autoren: Joanne Bertin
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er über die Brust geschlungen hatte.
    Otter begann mit einem Rhythmus. Maurynna hatte den Eindruck, etwas vage Vertrautes zu hören, und als Raven mit dem komplizierten Kontrarhythmus begann, erkannte sie ihn.
    »Der Tanz des roten Geistes!« sagte sie im selben Augenblick, als Jekkanadar rief: »Takka nih Bahari! Das habe ich schon viel zu lange nicht mehr gehört!« Dann vergaß sie alles andere, als Nachtlied, Shan, Hillel und Jhem in langsamem, beherrschtem Kanter in die Halle kamen. Sie umkreisten die Halle, und als der Rhythmus sich änderte, drehten sie sich in den Kreis, begegneten sich in der Mitte, bäumten sich auf und wendeten.
    Maurynna sah bewundernd zu, wie die Llysanyaner tanzten und dabei keinem anderen Befehl gehorchten als dem Schlag der Trommeln. Von Zeit zu Zeit bemerkte sie, daß Linden ihr etwas zuflüsterte.
    Dieser langsame Trab mit den Pausen zwischen jedem Schritt heißt Shallinn; würden sie sich dabei nicht von der Stelle bewegen, hieße es Verallinn.
    An einem Punkt fädelten sich die Llysanyaner aneinander vorbei, alles in langsamem Kanter. »Sieh nur! Sie kommen aus dem Tritt, aber irgendwie regelmäßig!« sagte Maurynna.
    Linden erwiderte mit unterdrücktem Lachen: »Sie verändern ihren Schritt jedesmal.«
    »Es ist gleich, es sieht wunderschön aus. Alles ist wunderschön.«
    »Hoffen wir nur, daß die Jehangli derselben Ansicht sind.«
    Nur zu bald kam das Spektakel zu einem Ende. Die vier Llysanyaner stellten sich in einer Reihe den Zuschauern gegenüber, und als ein Trommelwirbel das Ende des Liedes anzeigte, sanken sie auf die Hinterbeine und hoben die Vorderbeine. Maurynna erkannte das als die bedrohliche Pose, die Shan letztes Jahr angenommen hatte, als ein cassorinischer Adliger Otter bedroht hatte. Sie hielten diese Pose des Nicht-ganz-Aufbäumens (Nilurn, flüsterte Linden), und als der Tanz des roten Geistes dann mit den traditionellen vier Trommelschlägen schloß, sprangen die Llysanyaner bei jedem Schlag vorwärts, die Vorderbeine traten aus, berührten aber nicht den Boden.
    Dann war es vorbei, und sie waren wieder Pferde. Shan kam zu den Zuschauern. Linden warf ihm einen Apfel zu.
    »Ausnahmsweise hast du es verdient. Das war wunderbar.« Er wandte sich Taren zu. »Wie, glaubt ihr, werden die Jehangli es aufnehmen?«
    Taren schüttelte den Kopf, die Augen immer noch staunend aufgerissen. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Herr, rechnet damit, daß man Euch ganze Wagenladungen von Gold für sie anbietet.«
    Linden lachte. »Wir werden die Angebote abwehren, wenn das geschieht; solange es uns die Türen öffnet, wird alles gutgehen.«
    Maurynna sah, wie Lleld über das Geländer kletterte und heruntersprang. »Wo willst du hin?« rief sie, als der kleine Drachenlord zum Stall trabte.
    »Ich bin dran«, rief Lleld zurück. »Ich und Miki. Paßt auf.«
    Maurynna lehnte sich zurück und griff nach Lindens Hand.
    »Das wird Spaß machen«, sagte sie.
    »Vermutlich macht es eher angst«, grunzte Linden. »Du hast Lady Unruhs Vorstellung noch nie gesehen, oder? Sollte sie jemals stürzen …« Er schüttelte den Kopf.
    Und er hatte, wie Maurynna kurz darauf entschied, nicht übertrieben. Sie hoffte, daß die Jehangli nicht zu empfindlich waren. Dann schloß sie die Augen wieder.
    Der Frühling hing in der Luft, und an dem Ahornbaum vor der Reithalle wuchsen rötliche Knospen. Es war Zeit, nach Assantikk zu reisen. Maurynna würde ihren Verwandten in Tanlyton Bescheid geben, daß dort ein Schiff für sie bereitgehalten werden sollte. Als dies geschehen war, verwandelte sich Jekkanadar und flog nach Assantikk, um den Kaiser der Dämmerung an die Übereinkunft zu erinnern, die er mit den Drachenlords abgeschlossen hatte.
    Als er zurückkehrte, rief er Lleld im Geist. Sie versammelten sich zum letzten Mal auf dem Feld, um auf ihn zu warten.
    »Was ist?« fragte Lleld, sobald ihr Seelengefährte gelandet war und wieder menschliche Gestalt angenommen hatte.
    »Alles ist bereit«, erwiderte Jekkanadar ruhig. »Sobald wir Nendra Kove erreichen, wird das Schiff nach Jehanglan auslaufen.«

27. KAPITEL
     
     
    »Gilla!« Der Ruf riß Gilliad al zefa’Mimdallek aus den Berechnungen, die sie im Kopf angestellt hatte. Verblüfft stellte sie fest, daß sie schon an der Teeverkäuferbude vorbeigekommen war. Sie mußte wirklich mehr aufpassen, wenn sie unterwegs war.
    Dann fiel ihr wieder ein, daß sie ihren Namen gehört hatte. Sie hielt inne, überzeugt, es sich eingebildet zu
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