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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde
Autoren: Tina Daniell
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Ehrlichkeit ist alles nichts. Und ebenso ehrlich muß ich
Euch jetzt sagen, daß es mir lieber wäre, wenn meine Tochter
nicht in so jungem Alter über ihre Zukunft nachdenken müßte.
Es wäre mir lieber, wenn sie das Glück kennenlernen würde,
jemanden zu heiraten, der ihr den Hof gemacht und ihr Herz
gewonnen hat, als jemanden, der bereits vor ihrer Geburt von
zwei alten Männern ausgewählt wurde, als ihr Verlobter selbst
kaum mehr als ein Kind war. Nun, ich möchte nicht abwerten,
was Euer Vater für mich getan hat – dazu war der Lord des
Dritten Hauses ein zu guter Freund –, aber dennoch wünsche
ich, daß eines klar ist: Es gibt wenig auf der Welt, was mir
mehr bedeutet als meine Tochter. Und wenn ihre Hand auch
Euch gehört, ihr Blut wird immer meines bleiben. Vergeßt das
nicht. Und behandelt sie dementsprechend.«
Tyresian starrte die Stimme lange an. Etwas von dem
übermäßigen Stolz schien von ihm abgefallen zu sein.
»Natürlich, Stimme«, sagte er schließlich mit unterwürfiger
Stimme. »Ich hätte nicht an Euch zweifeln sollen, aber ich
danke Euch dennoch für Eure Versicherungen.« Mit einer
knappen, steifen Verbeugung zog sich der Elfenlord zurück,
fegte dann an Tanis vorbei und verließ den Raum.
»War das jetzt richtig?« fragte die Stimme, nachdem
Tyresian gegangen war. Er schien niemanden Bestimmten
anzusprechen, doch Porthios stellte sich neben ihn.
»Natürlich war es das, Vater«, sagte er ernst. »Du hast dein
Wort gehalten. Was könnte wichtiger sein als das?«
»Ja«, sagte Solostaran, obwohl offensichtlich war, daß er
etwas anderes gemeint hatte.
»Ihr habt Tyresian zugesagt, daß er bekommt, was er will,
wenn Ihr das meint«, sagte Miral. In seiner Stimme lag eine
Härte, die Tanis noch nie zuvor darin gehört hatte. »Jetzt steht
er näher an der Erbfolge.«
Die Stimme fegte diese Bemerkung mit einer
Handbewegung beiseite. »Nur durch Heirat. Das zählt nicht
viel. Es gibt andere vor ihm.« Er blickte Porthios an.
»Natürlich«, sagte Miral, doch die Worte der Stimme
schienen seine Befürchtungen kaum beruhigt zu haben.
»Ich glaube, ich wäre gern eine Zeitlang allein«, meinte die
Stimme dann, und Tanis atmete erleichtert auf. Miral nickte.
Dann gingen er und Porthios zu Tanis an die Tür und ließen die
Stimme aus dem Fenster in die Dämmerung blicken.
»Tanthalas«, sagte da die Stimme leise, woraufhin Tanis wie
angewurzelt stehenblieb. »Vor der morgigen Jagd möchte ich
noch mit dir reden.« Tanis wartete noch einen Moment lang,
doch die Stimme sagte nichts mehr, so daß er Miral und
Porthios folgte und die Tür hinter sich zumachte.
Miral verschwand bereits mit schnellen, festen Schritten am
Ende des Korridors, aber Porthios wartete vor der Tür auf Ta
nis.
»Du weißt, daß das alles deine Schuld ist«, sagte Porthios.
Seine tiefliegenden Augen waren von Schatten umrandet, und
seine Kiefermuskeln waren verspannt.
»Ich habe nichts davon gewußt, Porthios«, brachte Tanis
heraus, obwohl sich seine Zunge so steif wie trockenes Leder
anfühlte. »Woher sollte ich wissen, was Laurana tun würde?«
Porthios schien ihn kaum gehört zu haben. »Du bist schuld,
daß die Stimme leidet, Tanis. Vergiß das nicht. Ich vergesse
das bestimmt nicht.« Die letzten Worte sagte er mit einer
solchen Schärfe, daß sie Tanis’ Herz wie Messer durchbohrten.
»Ich werde nicht zulassen, daß du ihn durch deine kindischen
Spielchen mit Laurana verletzt.« Damit machte er auf dem
Absatz kehrt und eilte den Gang hinunter.
Tanis schüttelte den Kopf. Wieso gaben alle ihm die Schuld
für etwas, was Laurana getan hatte? Er hatte das genausowenig
gewollt wie jeder andere. Seufzend umfaßte er den zarten,
glatten Ring in seiner Tasche. Ganz kurz wollte er ihn am
liebsten so fest wie möglich auf den Marmorboden schmeißen,
doch dann ging der Impuls vorbei, und er schob ihn tiefer in
die Tasche, während er einsam den Gang entlanglief und sich
fragte, wo Flint wohl war.
    Die Arbeit in der Schmiede half an diesem Abend wenig
gegen die Gedanken, die an Flint nagten.
Er ließ seine Hände arbeiten, als könnte er durch den Klang
des Hammers die unheilvollen Ereignisse des Tages aus seinem
Kopf verbannen. Doch das nützte nichts, denn dauernd fragte
er sich, wo Tanis war und wie es dem Halbelfen wohl ging.
Ach, die Aufregung wird sich früh genug legen, du alter
Angsthase, sagte sich Flint. Die werden Lauranas Ausbruch
einfach vergessen, und dann lassen sie auch Tanis in Ruhe.
Aber ganz tief unten
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