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Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)

Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)

Titel: Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)
Autoren: Bernd Perplies , Christian Humberg
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beifällig. Klynt schüttelte nur den Kopf.
    „Ja, Herr “ , grollte der Henker, riss zum dritten Mal und diesmal zu allem entschlossen die Axt in die Höhe und ließ sie dann herabsausen. Zischend durchschnitt der geschliffene Stahl die warme Mittagsluft. Hanissa schrie auf. Dann krachte die schwere Waffe auf den Richtblock und grub sich einen Fingerbreit in das Holz.
    Doch der Drachenhals, der darauf gelegen hatte, war nicht mehr da. Der lange, knotige Hals und der mächtige, hässliche Schädel des Nachtfressers waren von einem Moment auf den anderen verschwunden. Auch die lederartigen Schwingen waren fort, die blitzenden Krallen, der verhornte, schmutzig grüne Leib.
    Stattdessen saß auf einmal inmitten von viel zu großen Kettenfesseln ein kleiner Drache: Fleck.
    Die Menge gab Laute des Erstaunens von sich. Der Henker riss sich die Kapuze vom Kopf – es war wirklich ein Troll! – und kratzte sich am breiten Schädel. „Was sein das ?“
    „Es hat geklappt !“ , schrie Tomrin begeistert. „Der Gegenzaubertrank hat gewirkt .“ Bevor irgendjemand ihn aufhalten konnte, sprang er auf die Richtbühne. „Das hier ist Fleck !“ , rief er dem verwirrten Publikum entgegen. „Fleck ist ein kleiner Flugdrache aus der Drachenschule von Bondingor. Er tut keiner Fliege etwas zuleide. Seht doch, er hat mehr Angst vor Euch als Ihr vor ihm .“
    Das stimmte zweifellos. Fleck hockte wie erstarrt in einem Haufen von Ketten, hatte die kleinen Augen aufgerissen und die Ärmchen an die Brust gezogen. Er sah aus wie an dem Tag, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatten – nur das halbe Huhn in seinen Klauen fehlte.
    „Fleck wollte keinem von Euch jemals etwas Böses. Seine Verwandlung zum Nachtfresser war ein Unfall. Seht her! Fleck hat verkrüppelte Flügel. Die Garde wollte ihn töten lassen, doch der gute Osrum brachte es nicht übers Herz. Deshalb versuchte er, ihn zu heilen. Mit einem Zaubertrank, der leider Nebenwirkungen hatte. Fleck bekam Angst und floh. Er verstand nicht, was mit ihm passiert war. Also versteckte er sich. Und weil er Hunger hatte, kam er nachts heraus, um zu fressen. Dabei hat er einiges kaputt gemacht, das ist wahr. Aber er hat es doch nicht gewollt .“
    „Sehr rührend “ , meldete sich Feylor von Garsting zu Wort. „Aber jetzt runter von der Richtbühne, Junge. Du hast hier nichts zu suchen .“ Er gab Sardor ein Zeichen.
    „Aber Fleck ist unschuldig !“ , protestierte Tomrin, als der Monsterjäger ihn an der Schulter packte.
    „Ist er nicht “ , zischte Feylor. „War er der Nachtfresser ?“
    „Ja. Nein .“
    „Hat er das Hab und Gut unserer treuen Bürger verwüstet und gefressen ?“
    „Na ja. Aber er wollte es doch nicht .“
    Feylor lachte auf. „Wenn der Drache unschuldig ist, wer ist dann schuldig? Osrum Drachenschild ?“ Er deutete auf den Drachenzüchter, der mittlerweile von drei Soldaten überwältigt worden war. „Oder die Zauberer der Magischen Universität ?“ Sein Finger wanderte zu zwei bärtigen Männern auf der Tribüne weiter, die daraufhin entsetzt die Augen aufrissen.
    „Wir wissen von keinem Zaubertrank “ , rief der eine beunruhigt.
    „Ein durchreisender Scharlatan muss ihn Osrum verkauft haben “ , fügte der andere rasch hinzu.
    „Also ist Osrum schuld, denn er hat sich nicht an uns gewandt “ , sagte der Erste wieder. „Natürlich haben unsere Zaubertränke keine Nebenwirkungen .“
    „Da könnte ich andere Geschichten erzählen … “ , murmelte Hanissa zu Tomrins Füßen.
    „Niemand ist schuld !“ , rief auf einmal eine wohlklingende Stimme vom Rand des Marktplatzes. „Und alle sind schuld .“
    Alle Anwesenden drehten die Köpfe. Ein Raunen ging durch die Menge, als sie sahen, wer soeben eingetroffen war: Baron Berun von Bondingor mit seinem Gefolge. An seiner Seite ritt Ronan von Wiesenstein und wirkte sehr zufrieden.
    „Komm, Sardor “ , knurrte Klynt seinem Gefährten zu. „Verschwinden wir. Ich glaube, hier ist nichts mehr zu holen für uns .“
    Der blonde Monsterjäger nickte unglücklich.
    „Was meine ich damit ?“ , fuhr Berun unterdessen mit lauter Stimme fort. Eine Gasse hatte sich in der Menge gebildet, durch die er zur Bühne ritt. Der Baron war ein dicklicher Mann, dem man nachsagte, dass er sich mehr für die schönen Künste als die Politik interessierte. Aber noch war seine Stimme Gesetz in Bondingor, und wenn er sprach, hörten ihm alle zu – auch ein finster dreinblickender Feylor von Garsting. „Wir alle sind
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