Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)

Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)

Titel: Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
Vom Netzwerk:
einem Ungeheuer, das ihn verfolgte, bedrohte, ohne sich zu zeigen. Spontan dachte er an seine Kindheit zurück. Seine Mutter hatte ihn früher stets aus den Traumnetzen befreit, wenn er schreiend erwachte …
    Netze? Wer, bei Nahibs Weisheit, glaubte denn in seinem Alter noch an die Legende von der Schlundspinne, die nachts ihre Netze über die Menschen warf, um sie in Träumen gefangen zu halten? Dafür war er zu alt.
    Fröstelnd legte Jiru sich zurück auf den Boden. In Momenten wie diesen war er tatsächlich bereit, an Schlundspinnen und Traumnetze zu glauben. Es hatte sich so echt angefühlt, diese Nähe von etwas Ungeheuerlichem, dass er immer noch meinte, den Blick aus grausamen Augen auf der Haut zu spüren.
    Was du spürst ist Kälte, ermahnte er sich sachlich. Kälte und Einsamkeit. Schlaf weiter, da draußen ist noch Tag.
    Wie sehr er sich danach sehnte, wieder im Sonnenlicht leben zu dürfen, frei und ohne Angst über die Straße zu schreiten, eine sinnvolle Aufgabe zu haben …

„Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich, egal ob Fürsten, Priester, Reiche, Adlige oder einfache Bürger.
    Zauberschmiede sind allerdings nicht vollkommen menschlich, darum gelten für sie andere Regeln.“
    1. Absatz der karsländischen Gesetzestafeln, von Haran bei Reichsgründung verfasst und seitdem unverändert übernommen.

    Nesri saß zu seinen Füßen, so, wie Callin es liebte. Sie strahlte, wann immer er sie berührte, etwas, was seinem Gast deutlich missfiel. Selbstverständlich sprach dieser es nicht laut aus, dazu war er zu klug und erfahren; man spürte es lediglich an jeder Geste und den Blicken, mit denen er die junge Frau maß. Callin störte dieses unhöfliche Verhalten nicht. Sein Gast tat gut daran, misstrauisch zu sein, ungeachtet der Jahrzehnte, die sie bereits miteinander arbeiteten.
    „Liebes, hol für uns ein wenig Obst“, bat er sie schließlich, als das Gesicht seines Gegenübers gewitterdunkle Züge annahm.
    „Ihr braucht Euch nicht zu sorgen, mein Freund“, versicherte Callin, sobald Nesri anmutig aus dem Raum getänzelt war. „Die Bindung ist wie stets vollständig gelungen, sie kann mich weder betrügen noch irgendetwas tun, um mich zu schädigen. Ihr kennt mich doch!“
    „Ja. Trotzdem macht die westwindländische Brut mich nervös. Allesamt durchtrieben und hinterhältig, die lernen das Lügen schon an der Brust ihrer Mütter. Hättet Ihr keine anständige Karsländerin finden können?“
    Callin lächelte gewinnend, zeigte mit keinem Wimperzucken, wie beleidigend diese Worte für ihn waren. Es bewies, wie perfekt er sich angepasst hatte, dass selbst jemand, der die Westwindreiche besucht hatte, ihn nicht als das erkannte, was er war; nur das zählte. Dass er Haar- und Augenfarbe von seinem Vater geerbt hatte, half dabei selbstverständlich.
    „Ist es nicht besonders befriedigend, eine dieser verlogenen Intrigantinnen unterworfen und versklavt zu sehen, mein Freund?“, sagte er, den Tonfall seines Gastes nachahmend. „Oder erfreut es Euch mehr, wenn anständige karsländische Frauen ein solches Schicksal erleiden?“
    Sein Gast brummte angewidert. Zumindest hielt er sich danach zurück und verfolgte nicht länger jede von Nesris Bewegungen mit ungehaltenen Blicken, als diese mit einem Tablett voller Äpfel, Pflaumen und Pfirsichen hereingeschwebt kam. Gerade letzteres war eine besondere Delikatesse, die man bloß im Süden von Karsland anbauen konnte – oder man musste ein Vermögen zahlen, um sie aus den Westwindlanden zu schmuggeln. Callin beobachtete zufrieden, wie sein Geschäftspartner sich die süßen Früchte schmecken ließ.
    „Wir sind uns also einig, es weiter zu versuchen?“, fragte er, während er seine vom Fruchtsaft klebrigen Hände Nesri entgegenstreckte, die sich sofort darum kümmerte, sie zu reinigen.
    „Eigentlich schon“, murmelte sein Gast zögerlich. „Wir haben zu viele Jahre und Anstrengung investiert, zu viele Leben sinnlos vergeudet, um jetzt aufzugeben. Auch wenn die Hoffnung auf Erfolg jämmerlich gering ist, wie Ihr zugeben müsst.“
    „Hoffnung gab es nie, mein Freund. Es war von Beginn an reine Narretei. Doch es stärkt meine wie Eure Kräfte und hält Yaris zuverlässig beschäftigt. Gerade dieser zweite Aspekt müsste Euch sehr zusagen.“
    „Ein Narrenspiel, Ihr sagt es. Wie alles hier.“ Schwerfällig stemmte sein Gast sich in die Höhe. Er hatte die ganze Zeit den Kapuzenumhang über dem Kopf belassen, um sich sofort verhüllen zu können,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher