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Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX

Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX

Titel: Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
Autoren: www.text-bloxx.de
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stand vor dem vergitterten Bücherregal, als hinter mir, die Stimme meines Diebstahlopfers ertönte.
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass es nur eine Einladung war.«
    Ein feines Lächeln umspielte die Lippen meines Gastgebers. Hier in der Bibliothek hatte ich erstmals die Möglichkeit ihn genau zu mustern. Erogal D'Santo trug einen dezenten, aber auf jeden Fall maßgefertigten Anzug. Schuhe, Hemd, Kravatte, alles war perfekt aufeinander abgestimmt. Alles war sehr edel, aber gleichzeitig unauffällig und dezent. Doch die Kleidung war nichts gegen das Gesicht von Erogal D'Santo. Natürlich dominierten seine eisblauen Augen und konnten von den markanten Wangenknochen leicht ablenkten. Die aristrokratische Nase war eingentlich nur konsequent bei dieser Physignomie. Ich war so dreist und musterte mein ehemaliges Opfer völlig unverblümt. Er ließ es geschehen, wobei sein Gesichtsausdruck unheimlich war. Diese Andeutung eines Lächelns verliehen ihm eine unheimliche Aura. Dieser Mann hatte sich absolut unter Kontrolle. Nichts würde ihn aus der Ruhe bringen. Durch meine Tätigkeit als Dieb hatte ich gelernt Menschen einschätzen zu können. Erogal D'Santo war die Selbstbeherrschung in Person. Er jagte mir Angst ein.
    »Warum bin ich hier?«
    »Genau auf den Punkt.«
    Erogal D'Santo deutete mit einer Handbewegung auf einen der Clubsessel. Alleine diese Geste war ein Leherstück an Präzision. Sie war »Genau auf den Punkt«, nämlich die minimalst mögliche Körpersprache. Jeder Mensch spricht mit seinem Körper. Die meisten Menschen reden mit ihrem Körper viel mehr, als mit ihrem Mund. Oft sagt der Körper auch etwas völlig anderes als der Mund. Die Körpersprache ist verräterisch. Sie fällt uns in den Rücken, wenn wir lügen. Aber bei D'Santo war es vollkommen anders. Sein Körper sprach nur das aus, was ihm erlaubt wurde. Der Hinweis mich zu setzten, war Bitte und Befehl zugleich. Ich setzte mich.
    »Prado Cassanter, Sohn von Emila Mercedes Cassanter, einer Liebesdienstleisterin der Klasse M. Nach den offziellen Polizeibericht von einem Freier vor drei Jahren ermordet. Vater unbekannt. Vormundschaft übernommen durch den Bruder Emilio Cupertin Cassanter, einem Gewürzhändler des Südviertels, und seiner Frau Estefania. Aneignung der Erbschaft des Prado Cassanter durch seinen Vormund. Streitigkeiten im Hause. Prado flieht vor zwei Jahren aus dem Haus seines Onkels und lebt von dort an auf der Straße. Auseinandersetzung mit dem Stand der Bettler. Danach erfolgreicher Taschendieb, wenn auch nicht lizensiert. Habe ich etwas vergessen?«
    Ich hätte mich fast an meiner Spucke verschluckt. Alles, was ich raus bekommen konnte, war ein gehauchtes »Nein!«
    »Du weißt, was ich bin?«
    »Ein Meister der Gilde?«
    »Ein Meister der Gilde...«
    Erogal D'Santo musterte mich. Seine eisblauen Augen bohrten sich in meinen Schädel, dass mir der Kopf schmerzte und mir übel wurde. Nachdenklich fasste sich mein Gegenüber mit Daumen und Zeigerfinger an sein Kinn und massierte es. Er wollte, dass ich wusste, dass er nachdachte. Warum?
    »Niemand hat jemals einen Meister der Gilde gesehen...«
    War das eine Frage oder eine Feststellung. Jedenfalls ließen die stechenden Kopfschmerzen nach. D'Santo sah mich ausdruckslos an. Sein Gesicht verriert nicht die kleinste Emotion.
    »Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Warum gibst du dein Leben als Taschendieb nicht auf? Es ist nur eine Frage der Zeit, dass die anderen Diebe auf dich aufmerksam werden. Bisher hast du Glück gehabt, sehr viel Glück. Aber du weißt ganz genau, was die Diebe mit dir machen werden, sollten sie dich in ihrem Revier ertappen. «
    Ich wusste es und es gefiel mir nicht. Sie brachten einen nicht um. Diebe sind keine Mörder. Aber man wünschte sich, man wäre tot. Einem Dieb der nicht in der Bruderschaft der Diebe war, wurden die Hände abgehackt.
    »Du hast ausergewöhnliche Talente. Vermutlich ist es dir gar nicht bewußt, aber kein gewöhnlicher Dieb wäre in der Lage gewesen, mir die Geldbörse zu entwenden. Hier ist mein Angebot: Ich biete dir an, ein Akolyth der Gilde zu werden.«
    »Muß ich mich sofort entscheiden?«
    »Bevor du diesen Raum wieder verläßt, brauche ich deine Antwort. Es ist deine freie Entscheidung. Bedenke, die Wahl kann nicht geändert werden. Es ist eine Entscheidung, die du nur ein einziges Mal in deinem Leben treffen kannst. Nimm an oder lehne ab.«
    Ich weiß bis heute nicht warum. Aber bei diesem Satz stellten sich meine
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