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Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX

Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX

Titel: Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
Autoren: www.text-bloxx.de
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einem belebten Marktplatz um ihre Geldbörse zu erleichtern, ist leicht. Dabei nicht von anderen Dieben erwischt zu werden, die natürlich ebenfalls auf die gleichen Opfer aus waren, ist die Hölle. Meine einzige Chance zu überleben, bestand darin, für die anderen Diebe unsichtbar zu sein. Um dies zu erreichen, schlug ich nie an einem Ort zweimal zu. Eine Woche zog ich reihenweise reiche Geldsäcke ab, dann tauchte ich solange unter, wie mein erbeutetes Geld reichte. Da ich sehr sparsam lebte, kam ich oft einen Monat über die Runden, ohne auf einen Fischzug gehen zu müssen.
    So ging dies gute zwei Jahre. Ich war mitlerweile 16 Jahre alt geworden und hatte eine Fingerfertigkeit im Taschendiebstahl erreicht, um die mich mancher Profi beneidet hätte. Der Tag, der mein Leben total verändern sollte, war ein Mittwoch im Juli. Es war später Vormittag und die Sonne brannte heiß auf dem Pflaster der Stadt. Ich hatte seit 6 Wochen keine Erlöse gehabt und war klamm, mehr als klamm. Es war nicht nur an jenem Mittwoch heiß, es war seid Wochen sehr heiß gewesen. Die Hitze trieb die Menschen in ihre kühlen Häuser. Wer es nicht musste, unterließ es freiwillig auf den Straßen umher zu laufen. Selbst in den Nächten hielt sich die Hitze, weswegen unsere sonst übliche südländische abendliche Triebsamkeit ebenfalls zum erliegen gekommen war.
    So oft ich auch in meinen Brustbeutel schaute, er blieb erschreckend leer. Ich musste tätig werden. Seid vier Tagen hatte ich nichts mehr gegessen. Die Lebensmittelhändler hatten wegen der Hitze ihre Auslage in ihre Geschäfte verlagert, so daß sich nicht einmal ein harmloser Apfel mopsen ließ. In meiner Verzweifelung kam mir sogar die Idee, in die Fußstapfen meiner Mutter zu treten. Als Sohn einer offizellen registrierten Hure stand mir das Recht zu, mich zum Liebesdiener ausbilden zu lassen. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass mir diese Art von Beruf wirklich gefallen würde.
    An jenem Mittwoch hatte ich mir einer dunkle Ecke unter den Arkaden des Marktplatzes im modänen Westvirtel Crossars verkrochen. Von hier aus konnte ich den ganzen Platz überblicken, ohne selbst gesehen zu werden. Auf dem Platz war es nicht nur hell sondern regelrecht grell. Die verbauten hellen Steine des Pflasters und die organgen bis hellgelben Wandfarben verstärken die Helligkeit auch noch zusätzlich. Wie schon die Wochen zuvor, war auf dem Platz nicht viel los. Es war noch recht früh, aber die Hitze bereits unerträglich geworden, als plötzlich ein Mann auftauchte. Ich weiß nicht, warum er mir auffiel, denn er paßte überhaupt nicht in mein übliches Opferraster. Die meisten Leute, die ich um ihre Geldbörse erleichterte, waren reiche eitle Geldsäcke, wie mein Onkel, die ihren Reichtum nur allzu gerne zeigten: teure Stoffe, Juwelen um Hals oder Finger, aufwendig geschnittene Kleider. Der Mann, der mir nun auf dem grell erleuchteten Marktplatz auffiel, hatte von all dem nichts. Er trug keine Juwelen an seinen Fingern, seine Kleidung war zurückhaltend und verriet nur einem geschultem Auge, dass sie aus sehr gutem und teurem Stoff gefertigt worden war.
    Ich hätte auf meine innere Stimme hören sollen, die mich versuchte zu warnen, diesen Klienten abzuziehen. Aber mein Magen knurrte und schmerzte vor Hunger. Obendrein bot sich plötzlich eine unerwartet gute Gelegenheit. Eine Gruppe Händler aus Süd Harrasland kam auf den Platz und kreuzte den Weg meines Kandidatens, wobei sie obendrein eine aufgeregte Lebendigkeit verbreiteten. Es war die Gelegenheit. Ich schlüpfte aus meinem Versteck und mischte mich unter die Händlergruppe, die gerade dabei war mein Opfer einzuhüllen. Die Situation war perfekt. Offenbar hatten einige Mitglieder der Gruppe dem Alkohl zugesprochen und torkelten leicht umher, wobei sie auch gegen sich und andere Menschen stießen. Mein Ziel war abgelenkt, denn es war damit beschäftigt, den Trunkenbolden auszuweichen.
    »Hallo, mein Freund!«, ein alkoholisierter Händler hatte mein Opfer an dessen Schultern gepackt und wollte nun mit ihm Bruderschaft feiern. Besser konnte es nicht kommen. Der Mann war vollkommen abgelenkt. Ich schlüpfte heran, strich unauffällig an meinem Kunden vorbei, eine Handbewegung, die ich im Schlaf beherschte und seine Geldbörse gehörte mir. Ebenso unauffällig wie schnell war ich wieder in meinem Versteck verschwunden. Niemand hatte etwas bemerkt - So dachte ich.
    Jeder halbwegs brauchbare Taschendieb entledigt sich bei erster
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