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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen
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Brüstung zu landen.
    Das Schloß sah anders aus als früher, aber das war ganz normal. Er veränderte sich ständig. Wie Humfrey das machte, hatte sie nie herausbekommen können; es war einfach Teil seiner Magie. Als Magier der Information und des Wissens besaß er offensichtlich Wissen und Informationen darüber, wie man Schlösser in regelmäßigen Abständen umbaute. Das Talent eines Magiers war stets sehr beeindruckend, wenn man es erst einmal in seiner ganzen Tragweite begriffen hatte. Schade, daß es nur so wenige andere gleichen Kalibers gab! Das Talent ihrer Tochter war von den Ältesten bisher noch nicht eingestuft worden, aber Irene wurde das deprimierende Gefühl nicht los, daß es nicht den Magierstatus erreichte. Ivys Gegenwart ließ wohl die Talente anderer stärker werden; das war zwar ganz nett für die anderen, doch was nützte dies Ivy selbst? Wenn Ivy jedoch ihre eigenen Fähigkeiten würde verstärken können, was könnte aus ihr doch für ein Wesen werden! Aber das war nur ein närrischer Tagtraum.
    Tagtraum? »Hallo Imbri!« sagte Irene und meinte, den Schweif der Tagmähre in Erwiderung ihres Grußes zucken zu sehen. Imbri war unsichtbar, und die wenigsten Menschen merkten es, wenn sie anwesend war. Sie kamen einfach nicht darauf, daß Träume jeder Art erst irgendwo formuliert und von irgend jemandem gebracht werden mußten. Traumdienst war oft eine sehr undankbare Aufgabe.
    »Danke für den Traum, Imbri!« rief Irene etwas verspätet. Doch die Mähre war bereits verschwunden. Ein solches Wesen war stets unterwegs, weil es pünktlich alle Tagträume abzuliefern hatte, die so viele Leute träumten. Ein menschlicher Bote wäre nicht schnell genug gewesen, doch Pferde waren zum Laufen erschaffen.
    Sie glitten bis zu dem Turm, wobei die Vogelpflanze immer noch scheute. Gereizt preßte Irene ihre Knie fester zusammen. Pflanzen waren meistens nicht sonderlich klug und wußten nicht immer richtig zu gehorchen, aber hier ging es schließlich um eine einfache Landung. Kein Grund, sich jetzt zu weigern.
    Die Bein- und Fußwurzeln setzten auf – und bekamen keinen Kontakt. Die Vogelpflanze flog immer weiter in den Stein hinein. »Was?« fragte Irene, erstaunt, als ihre Beine plötzlich in der Brüstung verschwanden.
    Dann waren sie auch schon drin. Das Schloß des Guten Magiers bestand ja nur aus Nebel! Sie gab dem Vogel ein Signal, worauf er schnell an Höhe gewann und aus der Finsternis emporschwebte, froh, die Sache hinter sich gebracht zu haben. Nun wußte sie, warum er gescheut hatte: Er hatte erkannt, daß hier unten irgend etwas nicht stimmte.
    Irene spähte nach unten. Dort war das Schloß – genau wie vorher. »Eine Illusion!« rief sie. »Das Schloß existiert gar nicht!«
    Doch dann überlegte sie es sich anders. »Es muß aber existieren! Ich brauche Humfreys Rat, für den Fall, daß Dor bei der Suchpartie Mist baut!«
    Wieder ließ sie den Vogel vorsichtig hinabschweben. Wieder trafen sie auf das Schloß – und stießen ins Leere. Das Schloß des Guten Magiers war einfach nicht da.
    »Wenn das Schloß hier nicht ist, muß es woanders sein«, entschied Irene. »Jedenfalls weiß ich, daß ich im richtigen Gebiet bin.« Denn sie war schon öfter hierher geflogen und kannte die Landschaft gut. Sie gab dem Vogel ein Zeichen, worauf er sich in Richtung Nordosten in Bewegung setzte.
    Da fiel ihr plötzlich, völlig aus dem Zusammenhang gerissen, etwas anderes ein: Sie hätte die Mähre Imbri über die Vision befragen sollen! Schließlich war auch ihre Statue in der Vision aufgetreten. Vielleicht – aber nein, Imbri beförderte keine Alpträume mehr, also konnte dies auch nicht ihr Werk sein. Doch würde Irene sie bei der nächsten Begegnung danach fragen. Vielleicht wußte Imbri (oder konnte es herausbekommen), wer ihr die Vision gebracht hatte, aus welchem Grund, und was sie bedeutete.
    Bald darauf erblickten sie ein weiteres Schloß. Sie glitten in die Tiefe, setzten auf – und stießen hindurch. »Noch eine Illusion!« rief Irene angewidert. Sie hieb nach dem Nebel, aus dem es bestand, doch ohne Erfolg; sie wünschte sich, noch einen Wassermelonensamen dabei zu haben, um ihn auszutrocknen. Dann lenkte sie ihr Reittier wieder in die Höhe.
    Kurze Zeit später gelangten sie wiederum an ein Schloß, das sich erneut als Illusion herausstellte.
    Irene stieß ein ziemlich undamenhaftes Wort aus. Erschrocken verlor die Paradiesvogelpflanze mehrere ihrer Tentakelfedern. Sie stammte aus einer
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