Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen
Autoren:
Vom Netzwerk:
mit drei Beinpaaren, genau wie in ihrer Vision. Seine metallischen Schuppen schimmerten grün im Schatten und funkelten im Sonnenlicht. Er hatte ein Ohr aufgereckt; das andere war nur noch ein Stummel, offenbar ein Überbleibsel eines seiner vielen Kämpfe. Tatsächlich war sein ganzer baumstammdicker Rumpf mit Narben übersät. In seinen Augen glitzerte die boshafte Freude über das, was er angerichtet hatte. Und noch anrichten würde.
    Nun wurde Irene bewußt, in welcher Gefahr sie sich selbst befand. Der Drache machte einen Schritt auf sie zu, als überlege er noch, ob sie es wert sei. Es war Zeit zu handeln.
    Irene holte einen Nadelkissensamen hervor. »Wachse!« befahl sie ihm und schleuderte ihn dem Drachen vor die Füße.
    Die Pflanze keimte auf der Stelle und bildete einen Knopf, der zu einem Kissen anschwoll, aus dem annähernd zwei Dutzend scharfer Nadeln mit ihren Spitzen herausragten.
    Der Drache hielt inne, um die Pflanze zu beschnüffeln. Eine Nadel fuhr ihm in die Nase. Das Monster ließ einen Dampfschwall hervorschießen, doch die Nadeln schmolzen nicht. Das Kissen wuchs vielmehr immer weiter.
    Die Nadel in seiner Nase kitzelte. Der Drache nieste. Das ließ die Nadeln in einer Dampfwolke aus dem Kissen hervorschießen. Der Dampf schwebte zum Himmel empor, während die Nadeln in den Graben hinabregneten und sich in die Ungeheuer versenkten. Nadeln machten Zombies nichts aus, aber das entblätterte Nadelkissen quiekte zornig.
    Dem Spaltendrachen hatte all dies natürlich nichts anhaben können. Er war gegen Schwerter gefeit; Nadeln beachtete er erst gar nicht. Er schielte zu Irene hinüber und schien erneut zu überlegen, ob sie der Mühe des Verschlingens wohl wert sei. Sie vergeudete keine Zeit damit, seine Entscheidung abzuwarten, sondern griff nach einem weiteren Samen.
    Der Drache entschied sich, lieber die entgegengesetzte Richtung zu erforschen. Er drehte sich um und kroch davon. Ironischerweise mußte Irene feststellen, daß sie das wütend machte: War sie ihm etwa zum Vertilgen nicht gut genug?
    Nun kamen weitere Zombies herbeigeeilt. Sie waren mit eingemachten Stinkbomben ausgerüstet. Offensichtlich hatte der Zombiemeister inzwischen seine Verteidigungsreserven organisiert. Die Zombies schleuderten die Bomben gegen den Drachen, der die erste davon mit nachlässiger Verachtung aus der Luft schnappte und zu einer übelriechenden Masse zerkaute.
    Da gab der Drache ein infernalisches Geräusch von sich. Er war zwar nicht besonders mit Intelligenz ausgestattet, aber sein Geruchs- und Geschmackssinn war durchaus intakt. Er konnte üblen Gestank ebenso leicht von einem angenehmen unterscheiden wie jedes andere Wesen auch. Der Drache hustete eine weitere Dampfwolke hervor, doch der Geruch blieb an seinen Zähnen kleben.
    Jetzt war er wirklich irritiert und verputzte schnappend einen Zombie. Doch das faulige Geschöpf schmeckte nicht viel besser als die Stinkbombe, und der Drache spuckte es mit dem gleichen infernalischen Geräusch wie zuvor wieder aus.
    Endlich kam der Drache zu der Überzeugung, daß die Sache den Aufwand nicht wert war, wälzte sich ziemlich ungnädig zurück über den Graben und verschwand grummelnd im Wald. Der Überfall war zu Ende.
    »Hättest lieber mich verschlingen sollen!« rief Irene ihm gehässig nach. »Ich schmecke jedenfalls nicht wie eine Stinkbombe!«
    Dennoch atmete sie erleichtert auf – bis ihr Ivy wieder einfiel. Sie war es doch gewesen, der in der Vision Gefahr gedroht hatte! Wo hatte der Zombie sie hingebracht?
    Irene rannte über die Zugbrücke und um den Graben herum. Sie suchte alles ab – doch ohne Erfolg.
    Kurz darauf gesellten sich die anderen zu ihr und suchten ebenfalls die gesamte Umgebung ab. »Welcher Zombie hat sie denn mitgenommen?« fragte der Zombiemeister. »Ich kann ihn sofort verhören.«
    »Ich kann doch keinen Zombie vom anderen unterscheiden!« rief Irene verzweifelt.
    »Dann werde ich eben alle verhören«, entschied der Zombiemeister. Er holte sein verbeultes Horn hervor und stieß ein Tröten aus, das sich anhörte wie das letzte Heulen eines sterbenden Bussards.
    Sofort kamen die Zombies herbeigerannt, in einer solchen Eile, daß sie überall Fleischklumpen und Körperteile verloren. Anscheinend waren in den letzten Jahren eine ganze Menge Leute gestorben, dachte Irene.
    Und wer würde die nächste sein? Nein! rief sie im Geiste. Daran durfte sie nicht einmal denken!
    »Wer von euch hat Ivy mitgenommen?« fragte der Zombiemeister die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher