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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Autoren: Lutz C. Frey
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Genau die Betonung hatte es gehabt. »Zwei Stück Zucker?«, »Sahne?«, »Kraft?«
    »Bedauerlich, äußerst bedauerlich, dass wir Dr. Walther ruhigstellen mussten, finden Sie nicht?« sagte Schlesinger und lächelte aufmunternd unter seiner fetten Pustel hervor. Er drehte die Handflächen in einer Geste ehrlichen Bedauerns nach außen, als habe er den Vorführwagen eines Autohauses bei der Testfahrt leicht beschädigt. Tut mir leid, ist halt so passiert. Kommt schon mal vor. So ist das Leben. Schwamm drüber! Singer wurde schlecht.
    »Sie wollte nicht mitmachen, nicht dazugehören!« Plötzlich verzerrten sich die Reste seines Gesichts zu einer hasserfüllten Fratze. »Hat geglaubt, sie wäre was Besseres!«
    Unvermittelt grinste ihn der Alte wieder an und hob belehrend den Zeigefinger. Singer hätte ihm das Teil samt Hand gern abgerissen und irgendwohin gesteckt, wo es möglichst wenig Licht abbekam, aber er hielt sich mit einiger Mühe zurück.
    »Und es war wirklich dringend notwendig. Ja, dringend notwendig, Kraft! Kraft und, äh, …« Nun schien Schlesinger doch etwas abwesend, als hätte er kurzzeitig den Faden verloren. Dann lehnte sich der graubärtige alte Mann blitzschnell vor und flüsterte in Singers Ohr: »Und die Herrlichkeit. Die Kraft. Und die Herrlichkeit! Ja!« Davon war er ganz offenbar ganz und gar begeistert. Schön für ihn, dachte Singer mit Abscheu. Zufrieden wippte Schlesinger auf seinen Schuhsohlen vor und zurück und beobachtete mit einem verschmitzten Lächeln die Wirkung, die seine Enthüllungen auf Singer hatten.
    Nach einer Weile fuhr er fort. »Sehen Sie, Er …«, dabei deutete der Wissenschaftler milde lächelnd auf das riesige Wesen hinter sich, »… er ist gar nicht so furchtbar. Hat Hand und Fuß, was Er anstellt. Herrlichkeit! Ja! Er kann Ihnen Dinge beibringen, Sie machen sich kein Bild!« Der Alte blinzelte Singer verschwörerisch zu. Kicherte. Blinzelte.
    »Und dann die Macht … « Leise, kaum mehr als ein verträumtes Flüstern. Er verpasste sich selbst eine schallende Ohrfeige. »Oooh … Amen!« Jetzt sabberte er in seinen fleckigen, blutverkrusteten Weihnachtsmannbart. »Sehen Sie, mir war ja gar nicht bewusst, wie alt meine müden Knochen waren, bevor Er sie mit neuem Leben erfüllt hat. Die Kraft und die Herrlichkeit, ja! Amen! Sogar der alte Liebesknochen ist wieder bestens in Schuss!«, lachte er fröhlich und schob in einer obszönen Geste seine Beckenpartie in Singers Richtung. »Sehen Sie! Die Herrlichkeit, die Herrlichkeit!«, schrie er Singer an.
    Dann wurde sein Blick übergangslos verträumt.
    »Diese Dinge , die Er uns tun lässt, oh ja! Dinge, die Sie sich noch nicht mal in Ihrer erbärmlichen Fantasie zusammenfabulieren können, bis Sie von Seinem Blut gekostet haben. Kraft und die …« Er hielt sich rasch eine Hand auf den Mund, als er das Geheimnis ausgeplappert hatte.
    »Herrlichkeit?«, schlug Singer vor. Der erschrockene Wissenschaftler nickte zögernd, die Hand noch immer auf dem Mund.
    Das war es also, was die Wissenschaftler vom Fußvolk unterschied, dachte Singer. Sie waren ein Teil des Draakk geworden und er hatte ihnen einen Teil seiner Energie dafür geschenkt. In Blut. Aber sie hatten auch Einblick erhalten in seine Gedankenwelt. Und das hatte die meisten von ihnen offenbar augenblicklich um den Verstand gebracht. Singer hörte dem munter weiterbrabbelnden Alten nicht mehr zu, während dieser fortfuhr, die Vorzüge seines Lebens als seelenlose Marionette der unirdischen Kreatur anzupreisen. Er wusste bereits alles, was er wissen musste.
    »... blutjungen Dinger, das wollen Sie ganz bestimmt auch mal ausprobieren, da gehe ich jede Wette ein. Oh, und es tut so gut. Amenkraft!« Aus dem verzückten Lächeln Schlesingers war nun ein wölfisches Grinsen geworden.
    »Aber es geht um so viel mehr. Absolute Macht, das ist es. Das ist es! Absolute Macht. Und die möchte Er mit Ihnen teilen, Singer. Es ist ein Privileg . Ein so unglaubliches Privileg. Herrlichkeit!«
    Schlesinger wuselte wie ein pflichtschuldiger Höfling zur Seite, als der Draakk seinen riesigen Körper hinab beugte, bis der gigantische Schädel direkt vor Singers Gesicht schwebte. Das Maul der Kreatur war ein einziger gefräßiger Abgrund, in dem es nichts als Schwärze und Unmengen langer scharfer Zähne gab. Und dann hörte Singer den Draakk sprechen, direkt in seinem Kopf, und er benutzte Schlesingers Stimme dazu. Die Stimme der riesigen Abscheulichkeit war surreal und seltsam
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