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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt
Autoren: Richard Gordon
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Pennyworths Stab Nachtdienst hatte und sein Assistent jederzeit auf die Unfallstation beim Haupttor gerufen werden konnte. Am folgenden Donnerstag sah ich mit Entzücken Hinxmans Lichtzeichenkombination auf der Tafel über dem Saaltelephon aufblitzen; er mußte dafür büßen, sich einem derart aufopfernden Beruf verschrieben zu haben, und sich hinunter verfügen, um eine angebliche Coronarthrombose zu begutachten.
    «Was haben Sie nur mit dem armen Roger Hinxman angefangen?» fragte Sally, die gleich darauf aus dem Spülraum geeilt kam.
    Ich war ein bißchen enttäuscht, daß sie eine so ernsthafte Angelegenheit offenbar amüsant fand.
    «Was fängt er nicht alles mit mir an?» erwiderte ich hitzig. «Dieser Kerl bricht jedesmal seinen hippokratischen Eid, wenn er meine Behandlungstafel in die Hand nimmt — hat er nicht geschworen, keine gesundheitsschädlichen Dinge zu verordnen, und so weiter?»
    Sie lachte. «Vermutlich sollte ich mich geschmeichelt fühlen. Aber das ist schon eine recht ungewöhnliche Art, um ein Mädel zu kämpfen.»
    «Ist er in Sie verliebt?» fragte ich bange.
    «Selbstverständlich. Roger ist seit meinem ersten Spitalstag in mich verliebt gewesen. Ich zerbrach ein Thermometer, und er sagte der Oberin, er hätte es getan. Er kann wirklich ganz entzückend sein, müssen Sie wissen. Aber manchmal komm ich mir wie ein Stück Porzellan in einem Elefantenladen vor.»
    Dies klang ermutigend. Aus der Erwägung heraus, daß sich die Coronarthrombose in der Unfallstation vielleicht als einfache Verdauungsstörung entpuppen könnte, fragte ich sie umgehend, ob sie nicht einmal mit mir soupieren gehen wolle, sobald es mir besser ginge.
    «Ein schrecklich übler Grundsatz», erwiderte sie.
    «Was?»
    «Mit Patienten auszugehen, sobald sie genesen sind. Wenn Sie mich in einer Umgebung sehen, in der es von anderen Frauen wimmelt, werden Sie finden, ich sei auch nur eine unter vielen Bananen in einem Büschel.»
    «Nie im Leben!» rief ich mannhaft. «Ich bin felsenfest überzeugt, daß Sie ohne Ihre Tracht schöner denn je sind.»
    «Sie werden denken, daß ich aussehe wie ein Meter zwanzig groß und sechzehn Jahre alt. Es ist herrlich, um wie vieles älter einen diese Aufmachung erscheinen läßt, nicht wahr? Wahrscheinlich ist sie dazu bestimmt, uns Mädchen die Autorität zu verleihen, Männer, die alt genug sind, um unsere Väter zu sein, ins Bett zu schicken.»
    «Aber auch die Tracht kleidet Sie wundervoll. Sie erscheinen darin wie eine Art klinische Jungfrau von Orléans.»
    Sie stopfte meine Bettdecke fest. «Ich fürchte, die einzige Ähnlichkeit besteht darin, daß mich viele Leute gern lebendig verbrannt sehen würden. Gerade jetzt muß ich vor der Schwester Oberin schrecklich auf der Hut sein. Ich stehe vor dem Zeugnis des zweiten Jahres und möchte wirklich nicht gern hinausgeworfen werden.»
    Ich erblickte Hinxmans Silhouette hinter der doppelten Glastüre des Krankensaals.
    «Werden Sie kommen, Sally?» flüsterte ich. «Ich kenne ein riesig gemütliches Lokal in Soho.»
    «Schön», flüsterte sie zurück. «Lassen Sie mir ins Schwesternheim Nachricht zukommen, wenn Sie soweit sind.»
    Dann lachte sie und verschwand mit der Behauptung, sie müsse eine intravenöse Injektion vorbereiten.
    In dieser Nacht ließ Hinxman meine Behandlungstafel ungeschoren. Doch die Krise erfolgte drei Nächte später, als er Sally in Ausübung der Behandlungsanweisungen für Patienten mit vollständiger Bettruhe dabei antraf, wie sie mir einen feuchten Umschlag machte. Am nächsten Morgen fand ich mich für ein Terpentinklistier vorgemerkt.
    «Wirklich eine seltsame Behandlung», sagte die Stationsschwester, als ich mich bitter bei ihr beschwerte. «Möglicherweise hat Dr. Hinxman sich geirrt.»
    «Ich bin vollkommen überzeugt, daß er sich nicht geirrt hat. Und ich weigere mich nachdrücklich und mit aller Bestimmtheit dagegen, Schwester. Lieber erkläre ich meinen Rücktritt aus dem Spitalschenst.»
    «Vielleicht sprechen Sie mit ihm persönlich darüber», schlug sie taktvoll vor. Wie alle älteren Schwestern im St. Swithin wußte sie weit mehr von den Vorgängen auf der Station, als ihre Hilfskräfte annahmen. «Ich werde veranlassen, daß er zu Ihnen kommt.»
    Mein Gespräch mit Hinxman fand gottlob hinter den Wandschirmen statt, die man zwecks Durchführung seines Urteilsspruchs um mein Bett gruppiert hatte.
    «Was soll dieser Unsinn mit dem Klistier?» forderte ich ihn heraus.
    Als Antwort ballte er
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