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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre
Autoren: Jefferson Bass
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Leibe rückten, begleitete uns auf der ganzen Fahrt.
    Als wir die letzte Steigung erklommen, bevor wir uns die vierspurige Straße nach Oak Ridge hinunterstürzten, zeigte Miranda auf die Cumberlands, sechzehn Kilometer nördlich. Hoch oben auf Buffalo Mountain reckte sich eine schlangenförmige Linie weißer Windräder in den azurblauen Himmel. Die drei Rotorblätter – die aussahen wie die größten Flugzeugpropeller der Welt – blitzten auf, wenn sie die Sonnenstrahlen einfingen. Wenn man sah, wie weit die Masten die nahen Bäume überragten, erstreckten sie sich über hundert Meter in den Himmel.
    »Mann, dieser Ort ist wie Energy USA«, sagte Miranda. »Ein Mikrokosmos der Kilowattproduktion.«
    Sie hatte recht. In die Hügel um den Windpark herum hatte der Tagebau scharfe, rechtwinklige Bänke und Stufen in den Berg geschnitten. Im Osten ragte der Schornstein des Bull-Run-Dampfkraftwerks zweihundertfünfzig Meter in die Höhe. Neben dem Elektrizitätswerk zeichnete der Clinch River – der von seiner Sturzspirale durch die hydroelektrischen Turbinen des Norris-Damms immer noch zuckte – in smaragdgrünen Wirbeln die Grenzen der Stadt nach. Und dann war da Oak Ridge selbst, die Atomstadt, Geburtsstätte der Bombe, Wiege der Atomkraft.
    »Ich wüsste zu gern, ob diese Superhirne in Oak Ridge je dahinterkommen, wie man die Kernfusion nutzbar macht«, sagte Miranda. »Die Energie der Sterne. Dann könnte man mit einem Teelöffel Wasser ein ganzes Jahr Auto fahren, richtig?«
    »Richtig«, sagte ich. »Ich glaube, das steht als Nächstes auf der Liste, sobald sie den Transporter zum Beamen erfunden haben und dahintergekommen sind, wie man Blei in Gold verwandelt.«
    »Das haben sie schon«, sagte sie.
    »Haben sie schon? Den Transporter?«
    »Neeeeein«, stöhnte sie. »Blei in Gold verwandelt.«
    »Blei in Gold? Wirklich?«
    »Ja, wirklich«, sagte sie. »Winzige Mengen, wohlgemerkt Nanogramm oder Angiogramm oder so. Hier in Oak Ridge kriegen die das wahrscheinlich richtig hin, mit so einem Teilchenbeschleuniger oder Forschungsreaktor. Man muss nur eine Jillion Protonen oder Neutronen oder was auch immer man gerade zur Hand hat gegen ein Bleiatom schmettern, und schwups hat man ein Gold-Atom. Ach ja, und eine LKW-Ladung radioaktiv kontaminierten Materials.«
    »Verdammt«, sagte ich. »Auf der Welt ist wirklich nichts umsonst, was? Sie schulden mir übrigens ein Snickers.«
    Wir überquerten einige Eisenbahngleise und schoben uns an einer Reihe von Einkaufszentren vorbei, dann bogen wir nach Osten auf die Oak Ridge Turnpike – die Hauptverkehrsstraße der Stadt – und kamen an weiteren Einkaufszentren und Läden vorbei. Oak Ridge war eine Stadt ohne Innenstadt – wie viele Städte heutzutage, etwa auch einige von Knoxvilles Schlafstädten. Doch Oak Ridge hatte für das Fehlen des Stadtzentrums eine bessere Ausrede. Die Stadt war während des Zweiten Weltkriegs praktisch über Nacht von der US-Armee aus dem Boden gestampft worden, und obwohl sechs Jahrzehnte einige Veränderungen mit sich gebracht hatten, haftete dem Ort immer noch etwas Provisorisches, Behelfsmäßiges an. Das Hauptgeschäftsviertel von Oak Ridge zog sich entlang der Sohle eines breiten, von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Tals und war einen Block breit und acht Kilometer lang.
    Verstreut zwischen modernen Banken, Arztpraxen und Maschinenbaufirmen verrieten einige wenige windschiefe Holzbauten noch ihren Ursprung als Baracken und Büros des Militärs. Ihr leiser Verfall war schwer in Einklang zu bringen mit der wichtigen Rolle, die sie einst in den verzweifelten Kriegsanstrengungen gespielt hatten. Hier, in einer streng geheimen militärischen Einrichtung – so geheim, dass die Stadt erst nach 1945 auf Landkarten auftauchte –, hatten achtzigtausend Produktionsarbeiter und Wissenschaftler zwei Jahre lang Tag und Nacht unter großem Druck daran gearbeitet, das Material für die ersten Atombomben herzustellen. Die furchteinflößenden, schrecklichen Wolken, die über Hiroshima und Nagasaki aufgestiegen waren, waren größtenteils hier in dieser verschlafenen Stadt im Osten von Tennessee produziert worden.
    Wir bogen, der Karte auf dem GPS-Display folgend, von der Hauptstraße links ab und schlängelten uns ein Stück einen Hügel hinauf, zwischen einer Handvoll weiterer Gebäude aus den Kriegsjahren hindurch. Oben auf einem grasbewachsenen Hügel stand eine weiße Kapelle mit Türmchen, die aussah, als wäre sie direkt aus New England
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