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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition)
Autoren: Eva Almstädt
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als würde er ein Sternbild betrachten. Der andere Mann hatte die Hände in die Hüften gestemmt und musterte sie aufmerksam, während sie auf ihn zuging.
    »Miss Bruck, willkommen bei Serail Almond India.« Er sprach sie auf Englisch an, obwohl sein Akzent ihr sagte, dass er auch aus Deutschland kam. Lächelnd streckte er ihr die Hand entgegen. »Mein Name ist Robert Parminski. Chief Information Security Officer.«
    Sie ergriff seine Rechte, erwiderte die Begrüßung und musterte ihn dabei. Er war ein großer, schlanker Mann mit eckiger Brille, der richtig gut ausgesehen hätte, wenn sein Haarschnitt weniger akkurat und seine Gesichtszüge etwas entspannter gewesen wären.
    Julia holte tief Luft. »Erklären Sie mir bitte, warum ich Ihnen meinen privaten Computer und mein Handy aushändigen soll?«
    »Wir lassen grundsätzlich keine Fremdgeräte auf das Gelände. Hat man Ihnen das nicht vorher gesagt, Miss Bruck?« Er sah sie mit durchdringendem Blick an. Die Iris seiner Augen waren dunkelgrau und wiesen Flecken auf – wie Granit.
    »Nein. Nur, dass das Fotografieren nicht erlaubt ist.«
    »Und Ihr Handy hat bestimmt eine Kamera-Funktion, oder? Sie bekommen von uns ein Mobiltelefon gestellt.« In seiner dunklen Anzughose und dem weißen Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln sah er so aus, als hätte er bis eben noch hinter seinem Schreibtisch gesessen. Sein vorgeschobenes Kinn, seine ganze Körperhaltung brachten zum Ausdruck, dass er nicht bereit war, auch nur einen Millimeter nachzugeben, egal, worum es ging.
    »Auf dem Notebook sind alle meine privaten Daten. Ich fülle Ihnen gern einen Einfuhrschein mit Seriennummer und allem anderen aus – wenn gewünscht, in doppelter Ausführung. Aber das sollte genügen.«
    »Tut es leider nicht. Ich bin IT Security Officer und für die Datensicherheit bei Serail Almond verantwortlich. Es gibt Bestimmungen, an die sich jeder Mitarbeiter halten muss. Wir werden auch Ihr Gepäck durchleuchten, um sicherzugehen, dass Sie keine unerlaubten technischen Geräte einführen.«
    »Es muss doch eine Möglichkeit geben, dass ich meine Sachen behalten kann?«
    »Sie haben die Möglichkeit, uns Ihr Notebook zu überlassen, sodass wir es nach unseren Vorgaben mastern können. Was halten Sie davon?«
    »Nichts.«
    Julia und der Security Officer standen sich unnachgiebig gegenüber.
    »Serail Almond hat berechtigte Sorgen, was Betriebsspionage angeht«, versuchte Gallagher zu vermitteln. »Da achtet man ganz besonders sorgfältig darauf, wen und was man hereinlässt.«
    »Ich bin mir sicher, dass ich eingehend überprüft worden bin«, entgegnete Julia. »Mit Führungszeugnis und allem. Ich wäre doch gar nicht hier, wenn Sie meinetwegen irgendwelche Zweifel hegen würden.«
    Robert Parminski musterte sie nun von ihrem Kopf – mit dem dunklen, aufgesteckten Haar, das nach der langen Reise feucht war und sich widerspenstig in ihrem Nacken kringelte – bis zu ihren nackten Füßen, deren Zehennägel rot lackiert waren und die in Riemchensandalen steckten. Dann sah er Julia ein wenig verblüfft an.
    Sie wusste, was dieser Blick ausdrückte. Es war immer das Gleiche: Eine Ingenieurin der Versorgungstechnik stellten sich Männer anders vor.
    »Sie sind natürlich überprüft worden«, bestätigte Parminski. »Das Angebot lautet: Sie bekommen ein Telefon von uns, und Ihren Rechner mastern wir, oder wir schließen ihn während Ihres Aufenthaltes sicher weg.«
    Julia schluckte. Dies hier führte zu nichts. Ihr wurde klar, dass sie gegen die Vorschriften nichts ausrichten konnte. Doch allein die Art und Weise des Vorgehens machte sie wütend. Sie trat einen Schritt auf Parminski zu. Dass sie dabei zu ihm aufblicken musste, verdarb die psychologische Wirkung ein wenig. Sie war schon recht groß, doch er überragte sie noch um zehn Zentimeter. »Dann schließen Sie meinen Laptop weg, Mr. Parminski. Sie garantieren mir bestimmt, dass ich ihn einwandfrei zurückbekomme – persönlich.«
    M ANHATTAN , N EW Y ORK , USA
    Die auch um elf Uhr abends noch belebte Walker Street in Chinatown, Manhattan, lag sechs Stockwerke unter ihnen. Die Frau war auf einem Absatz der Feuertreppe über das Geländer gestiegen und stand jetzt nur noch mit den Fersen auf der Kante des Podests. Ihre Hände, die aus den Ärmeln eines zu großen Kapuzenshirts guckten, klammerten sich krampfhaft um die Metallstange des Geländers, das sich hinter ihr befand. Sie hatte sich ein wenig vornübergebeugt und starrte hinunter. Um ihre
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