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Dornröschens Bestrafung

Dornröschens Bestrafung

Titel: Dornröschens Bestrafung
Autoren: Anne Roquelaure
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habe“, sagte Tristan.
    Besorgt schaute er in Richtung
dieses unheimlichen, bedrohlichen Lärms.
    „Selbst auf dem Schloss ...
„ In seinen Augen spiegelte sich etwas wie Angst, die ein starker Prinz wie er
nicht zeigen durfte. „Selbst auf dem Schloss fiel es mir leichter zu laufen,
wenn sie befahlen zu laufen, und niederzuknien, wenn sie befahlen niederzuknien.
Und darin, es in vollkommener Weise zu tun, lag ein Triumph.“
    „Aber warum sind wir dann
hier, Tristan?“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
    „Warum nur sind wir zwei so
schlechte Sklaven?“
    Tapfer und rebellisch
sollten diese Worte klingen, doch noch während sie sprach, drückte sie sich
verzweifelt an Tristan.

Die Versteigerung auf dem Marktplatz
    Der Karren war zum Stehen
gekommen, und durch das Gewühl blasser Arme und zerzausten Haare konnte
Dornröschen die Mauern des Dorfes und die Menschenmenge sehen, die durch die
offenen Tore auf die Wiese strömte. Mit Peitschenhieben wurden die Sklaven vom
Karren getrieben und müssten eng aneinandergedrängt Aufstellung nehmen.
Dornröschen wurde von Tristan getrennt, als einer der Wächter ihn aus reiner
Willkür von ihr fortriss. Die anderen Sklaven wurden von ihren ledernen Knebeln
befreit.
    „Ruhe! „ Laut erklang die
Stimme des Hauptmanns. „Sklaven ist das Sprechen im Dorf verboten! Wer auch nur
ein Wort sagt, wird unbarmherziger geknebelt als jemals zuvor!“
    Er ritt um die kleine Herde
herum und trieb sie zusammen wie Schafe. Er gab den Befehl, den Sklaven die
Hände loszubinden, doch wehe, wenn einer es wagen sollte, die Hände aus dem
Nacken zu nehmen!
    „Niemand hier im Dorf will
die Stimmen von Frevlern hören, wie ihr es seid!“ fuhr er fort. „Ihr seid nun
nichts weiter als Lastvieh. Und lasst die Hände hinter dem Nacken, sonst werdet
ihr ins Joch gespannt und zieht Pflüge über die Felder.“
    Dornröschen zitterte
heftig. Sie wurde weitergedrängt und konnte Tristan nicht mehr sehen. Um sie
herum war nichts als langes Haar, das im Wind wehte, Tränen und gebeugte
Häupter. Es schien, als weinten die Sklaven leiser ohne ihre Knebel, die Lippen
fest zusammengepresst. Die Stimmen der Wächter hingegen waren mitleidslos
scharf!
    „Vorwärts. Bewegt euch. Die
Köpfe höher!“
    So klangen ihre
ungeduldigen, barschen Befehle. Ein schauriges Kribbeln kroch über Dornröschens
Arme und Beine, als sie diese wütenden Stimmen vernahm. Tristan musste irgendwo
hinter ihr sein. Wenn er doch nur näher kommen könnte! Plötzlich verstand
Dornröschen. Sie sollten zu Fuß auf den Marktplatz getrieben werden wie eine Gänseschar.
Und kaum dass dieser Gedanke sie durchfuhr, preschten die berittenen Wächter
auf die Herde der Sklaven los und jagten sie unter einem Hagel von Schlägen
davon.
    „Oh, wie furchtbar“,
Dornröschen begann zu laufen, zitternd vor Angst, getrieben von den Schlägen,
die immer dann auf sie niedergingen, wenn sie es nicht erwartete.
    „Alles im Trab, Köpfe hoch!“
rief einer der Wächter. „Und schön die Knie angezogen beim Laufen!“
    Dornröschen sah die
stampfenden Hufe der Pferde neben sich, wie einst schon auf dem Reitweg des
Schlosses, und sie fühlte die gleiche tiefe Bestürzung, als die Schläge sie auf
Schenkel und Waden trafen. Ihre Brüste taten weh, als sie so lief; warmer,
dumpfer Schmerz kroch ihr durch die Beine. Dornröschen konnte die Menge nicht
genau ausmachen, aber sie wusste, dass sie dort waren -Hunderte von
Dorfbewohnern, vielleicht sogar Tausende, die durch die Tore strömten, um die Sklaven
zu sehen.
    Und wir werden mitten hindurchgetrieben, es ist so
furchtbar! dachte
sie.
    Und im gleichen Augenblick
war ihr Vorsatz verflogen, den sie auf dem Karren gefasst hatte. Ungehorsam zu
sein, sich zu widersetzen - wie hatte sie so etwas nur denken können? Ihre
Angst war zu groß. So schnell sie konnte, hetzte sie die Straße entlang dem
Dorf entgegen, und so schnell sie auch lief, die Schläge fanden ihr Ziel. Erst
als sie sich durch die vorderste Reihe der Sklaven gezwängt hatte, bemerkte
sie, dass niemand mehr vor ihr war, der sie vor den gierigen Blicken der riesigen
Menge schützte.
    Fahnen flatterten auf den
Zinnen der Mauern. Die Menge schrie und winkte, während die Sklaven näher
kamen, und in die Jubelschreie mischte sich spöttisches Gelächter. Dornröschens
Herz drohte zu zerspringen, so sehr klopfte es. Sie wollte den Blick abwenden,
um nicht mitansehen zu müssen, was sich vor ihr auftat, aber das
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