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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman
Autoren: script5
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Weile, bis er wusste, wann sich ein Niesen anbahnte und er rechtzeitig ein Taschentuch vor seine bebende Nase halten konnte, und ich muss gestehen, dass er während dieser Tage erheblich an erotischer Anziehungskraft einbüßte.
    Ich studiere inzwischen in Kiel Psychologie – haha, was sonst – und stehe in engem Kontakt mit Dr.   Sand. (Meine Mutter übrigens auch. Noch mal haha.) Hin und wieder holen wir Morpheus zu uns und er setzt sich neben Marco, um sein Trauma zu heilen. Ich bin mir nicht darüber im Klaren, ob Morpheus wirklich etwas tut. Vielleicht sitzt er auch nur da und hört ihm zu, wie Colin es bei Tillmann getan hat. Ich weiß es nicht. Aber es scheint zu funktionieren.
    Gianna hat unter viel Geschrei und Gezeter ein kleines, hässliches Mädchen zur Welt gebracht. Luisa hat die dunklen Haare ihrer Mutter und Pauls blaue Augen und ich schwöre, dass nicht das geringste Dämonische in ihrem Wesen zu finden ist. Außerdem pupst sie wie ein alter Mann.
    Tillmann macht gerade sein Abitur und will sich danach bei der Filmhochschule in München bewerben. Ich hoffe, dass es klappt. Er ist wie ich ruhelos geblieben. Wir alle sind ruhelos. Es gibt Abende, an denen wir schweigend zusammensitzen, Colin, Gianna, Tillmann, Paul und ich, und keiner von uns etwas sagen will, weil wir uns weder erinnern wollen noch vergessen.
    Paul hat sein Medizinstudium wieder aufgenommen, doch er tut sich schwer damit. Unzählige Ärzte haben ihn untersucht, um herauszufinden, woher seine lähmende Erschöpfung rührt. Sie finden nichts. Gianna hat es nicht leicht mit ihm, weil die Melancholie ihn immer wieder handlungsunfähig werden lässt, doch die beiden halten zusammen wie Pech und Schwefel.
    Gianna hat angefangen, unsere Geschichte aufzuschreiben. Wir haben ganze Nächte durchgemacht und darüber geredet, was geschehen ist, obwohl wir unsere Schilderungen schon auswendig kannten. Aber es musste sein.
    Ich weiß nicht, ob Colin und ich für immer zusammenbleiben. Ich weiß nicht, ob Tillmann über das hinwegkommt, was ihm widerfahren ist, und ob er nie mehr in Versuchung gerät, seinen Schmerz mit Drogen zu verbannen. Ich weiß nicht, ob ich gut daran tue, mich auf Papas Pfade zu begeben, auch wenn mein Tun momentan nur darin besteht, Morpheus auf Santorin zu besuchen oder ihn nach Hamburg verschiffen zu lassen. Ich weiß nicht, ob es aufhören wird, dass ich mich nach dem Mahr in Colin sehne, der für immer gegangen ist, und ich glaube, es gibt Nächte, in denen auch er sich nach ihm sehnt. Dann wirft er sich schlaflos hin und her, bis er schließlich aufsteht, sich etwas überzieht und lautlos in der Natur untertaucht. Tagelang bleibt er verschollen, bis er müde und wortkarg zurückkehrt und sich in sein Bett verkriecht. Ich weiß nicht, ob ich eines Tages erneut nach Italien reisen und die Schönheit dieses Landes in mich aufnehmen kann, ohne dabei an Angelo zu denken und mich davor zu fürchten, ihm erneut zu verfallen.
    Ich weiß nicht, ob ich mich an mich selbst gewöhnen und damit aufhören kann, mich als Opfer meiner eigenen Gefühle zu betrachten – jetzt, wo Colin sie mir in ihrer vollen verderblichen und auch giftigen Blüte überlassen hat. Ich weiß nicht, ob es in diesem Leben einen Platz für mich gibt, an dem ich glaube, bleiben zu können.
    Doch eines weiß ich sicher und es beruhigt mich mehr als alles andere auf der Welt, ganz egal, was in Zukunft geschehen wird und wohin mich meine verschlungenen Wege auch führen werden. Ich weiß, dass ich Colin liebe.

I CH DANKE
    … meinem weiblichen Zweigestirn Michaela Hanauer und Marion Perko für all das, was es in den vergangenen Jahren für mich und meine Bücher getan hat; meinem Vater, weil er uns pubertäre Fracht in einem unklimatisierten, vollgepackten Fiat nach Kalabrien und wieder zurück kutschiert hat und uns unvergessliche Italienurlaube ermöglichte; meinen beiden Männern für das Ertragen und Kompensieren einer zweimonatigen geistigen Dauerbenommenheit während der heißen Schreibphase im Winter 2010/11; meinem Pferd für unsere wilden Waldausritte; meiner »Muse« T-Stone für tiefe Einblicke in eine Welt, die mir bislang verschlossen blieb; Domenico Boccuti für das Recherchieren der recht chaotischen Flugverbindungen von Süditalien nach Santorin, Kindheitserinnerungen aus Longobucco und einen traumhaften Sommer 1991 (indimenticabile!); Sabine Giebken fürs Gegenlesen und das wohltuende Gefühl, verstanden zu werden; all jenen, die wie
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