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Doppeltes Spiel (German Edition)

Doppeltes Spiel (German Edition)

Titel: Doppeltes Spiel (German Edition)
Autoren: Franziska Hille
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Lys«, sagte sie stammelnd, schon halb wieder im Rückzug in das schützende Innere des Autos
    Er war erneut stehen geblieben. »Lysette. Elisabeth. Lys.« Sein zorniges, trauriges, hart gewordenes Gesicht verlor allen Ausdruck. Er stand da und sah sie an, und langsam kehrte das Leben zurück in seine Züge. »Lysette«, wiederholte er und breitete die Arme aus, war mit einem Satz bei ihr, riss sie in eine Umarmung, die ihr beinahe die Luft aus den Lungen drückte, und die sie nach einem schreckhaften Moment genauso ungestüm erwiderte. Sein Kuss war heftig, stürmisch und ungewohnt stachelig wegen des Bartes, aber das schreckte Lysette nicht ab. Sie ließ sich in seinen Kuss hineinfallen wie in seine Umarmung, erwiderte beides ebenso inbrünstig und hungrig, genoss den herben Duft nach frisch geschnittenem Holz und Rauch, Erde und Mann, der von seinem starken Körper ausging, und erst, als sein unterdrückter Schmerzenslaut sie daran erinnerte, dass seine gebrochenen Rippen wahrscheinlich noch nicht wieder völlig verheilt waren, löste sie sich widerstrebend aus seinen Armen.
    Einen Moment lang standen sie sich gegenüber, befangen und um Worte verlegen. Lysette griff nach seiner Hand und legte sie an ihre Wange. »Ich habe gefürchtet, dich nie wieder zu sehen«, sagte sie leise.
    Seine Finger streichelten ihr Gesicht. Er sah sie an, als wollte er ihren Anblick seinem Gedächtnis für alle Zeit einprägen, und wischte zärtlich die Tränen fort, die aus ihren Augen quollen.
    »Ich weiß nicht, warum ich heule«, sagte sie zornig. »Es ist so dumm von mir, wo ich doch die ganze Zeit nicht geweint habe!« Sie machte sich von ihm los und ging einen Schritt zum Auto zurück. »Ich habe drei Wochen Zeit«, sagte sie entschlossen. »Meine Tasche ist im Kofferraum. Wenn du mich bei dir haben willst, dann musst du es nur sagen. Sonst bitte ich Charlot, mich zu einem Hotel zu fahren.«
    »Hotel?« Er schob sie bestimmt zur Seite und öffnete den Kofferraum. »Glaubst du wirklich, ich lasse dich so einfach davonkommen? Du schuldest mir etwas, ›Margo‹!«
    Sie konnte seine Miene nicht deuten, aber seine Stimme schien vor unterdrücktem Zorn zu knarren. Lysette zuckte davor zurück, und Nicholas begann zu lachen. Das Lachen entzündete endlich wieder das Licht in seinen Augen, das sie vermisst hatte. Sie lachte erleichtert zurück und streckte voller Sehnsucht nach seiner Berührung die Arme nach ihm aus.
    Ohne auf ihren Protest oder seine Verletzung zu achten, packte er sie, nahm sie auf die Arme und trug sie durch die Tür. Lysette hörte, wie Charlot, der sich diskret zum Anbau zurückgezogen hatte, anerkennend und anfeuernd durch die Zähne pfiff.
    »Lass mich runter«, sagte Lysette atemlos. »Du musst mir nicht beweisen, dass du ein großer, starker Mann bist. Das weiß ich auch so!«
    Nicholas ächzte leise und gehorchte. Er nahm ihre Hand. »Wie du siehst, wird das Haus endlich restauriert«, sagte er nicht weniger atemlos als sie, und kratzte sich ratlos am Kopf. »Verflucht, das hatte ich für einen Augenblick vollkommen vergessen!«
    Lysette sah sich in dem großen, leergeräumten Zimmer um, in dem Farbeimer, Leitern, Zementsäcke, aufgestapelte Steine und Werkzeug die einzige Einrichtung und Dekoration bildeten, und schauderte. »Wie romantisch«, murmelte sie.
    »Ich bringe dich ins Mas«, sagte er. »Allerdings wohnt übers Wochenende Tante Geneviève dort. Merde .«
    »Also ziehe ich doch ins Hotel«, sagte Lysette enttäuscht.
    Er schüttelte den Kopf. »Du bleibst hier«, bestimmte er. »Es gibt ein Zimmer, das schon völlig fertig ist. Dort kannst du schlafen.« Er nahm ihre Tasche und griff nach ihrer Hand. »Was meinst du, darf ich dir zeigen, wie schön es geworden ist?« Seine Augen blitzten mutwillig.
    Lysette schnappte nach Luft. Dann lachte sie ihn an und machte einen Knicks. »Zeigt mir also meine Gemächer, edler Herr.«
    »Von Herzen gern, holde Dame.« Er vollführte eine elegante Verbeugung, die bei aller Grandezza in seiner groben Arbeitskleidung so komisch ausfiel, dass Lysette erneut lachen musste. Nicholas bot ihr ritterlich seinen Arm, den sie hoheitsvoll akzeptierte, und führte sie durch das dunkle, kalte Haus, aber Lysette erschien es an seiner Seite wie das allerschönste Schloss. Sie drückte sich an ihn und genoss die Berührung und die Wärme, die von ihm ausstrahlte.
    Sie stiegen die Treppe empor und Nicholas öffnete mit großer Geste eine Tür und ließ sie eintreten, während
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