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Doppeltes Spiel (German Edition)

Doppeltes Spiel (German Edition)

Titel: Doppeltes Spiel (German Edition)
Autoren: Franziska Hille
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Außerdem habe ich nicht gedacht, dass die Sache mit Ihnen und Nicholas schon so weit gediehen war, dass er davon dermaßen aus der Spur geraten konnte.«
    Lysette bemerkte, dass sie ihre Hände so fest ineinanderkrallte, dass es wehtat, und zwang sich, ihren Griff zu lockern. »Dann ist etwas geschehen«, folgerte sie.
    Geneviève rieb sich über die Augen. »Er ist von einem Gerüst gefallen und hat sich ein paar Rippen gebrochen und eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen«, sagte sie. »Damit hat er die halbe Nacht draußen im Hof gelegen, bis Charlot ihn durch Zufall gefunden hat.« Sie hob die Hand, weil Lysette einen Schreckenslaut ausstieß. »Das war keine große Sache für einen gesunden, erwachsenen Mann«, sagte sie scharf. »Unangenehm, ja. Er hat ein paar Tage im Krankenhaus verbracht. Aber ich habe Charlot ins Gebet genommen, weil ich wissen wollte, wie dieser Unfall passieren konnte, und er hat sich gewunden und gedreht wie ein Wurm an der Angel. Ich glaube, dass Nicholas getrunken hatte, als der Unfall passierte. Und das ist etwas, das ich von meinem Neffen nicht kenne. Er ist die Mäßigkeit und Vernunft in Person. Es hat mich sehr erschreckt, das können Sie mir glauben. Und er weigert sich nach wie vor, mit mir über all das zu sprechen. Über Sie zu sprechen, meine ich.«
    Lysette hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, weil sie Tränen in den Augen hatte. »Der arme Nicholas«, sagte sie erstickt. »Oh, ich fühle mich so schuldig. Mein armer Nicholas!«
    »Liebes Kind«, sagte Geneviève, und ihre Stimme klang mit einem Mal sehr viel wärmer. »Sie sind ein erstaunliches Mädchen, wenn man Ihre Schwester kennt. Wie können Zwillingsschwestern so gleich aussehen und doch so verschieden sein?«
    Lysette schniefte und lächelte. »Margo ist in Ordnung«, widersprach sie. »Philippe wäre mit ihr glücklich geworden. Die beiden passen gut zueinander.«
    Geneviève stieß ein amüsiert-angewidertes Lachen aus. »Ja, damit haben Sie vermutlich recht.« Sie stützte sich auf ihren Stock und stand auf. »Also gut. Auf die Beine, junge Frau. Wagen Sie es, stellen Sie sich dem verwundeten Löwen?«
    Lysette nickte und erhob sich ebenfalls. »Ich wage es, Tante Geneviève.«

13. Kapitel
    C harlot, der am Auto auf sie gewartet hatte, nahm den etwas längeren, aber weniger holprigen Weg hinauf zum Gut. Als sie auf das Gelände fuhren, sah Lysette, dass das Haus eingerüstet worden war und offensichtlich auf dem Dach und an den Mauern gearbeitet wurde. Irgendwo dort war also der Unfall passiert.
    Das Motorgeräusch lockte Nicholas aus einem der Schuppen. Er knallte die Tür hinter sich zu und kam fluchend auf das Auto zu, und Demoiselle sprang schwanzwedelnd um seine Beine. »Charlot, du Hundesohn! Lässt mich hier mitten im Rebschnitt einfach sitzen und verschwindest für ein paar Stunden zu deinem Liebhaber ...«
    Charlot stieg schweigend aus und ging um den Wagen herum, öffnete Lysettes Tür, die wie versteinert sitzen geblieben war und Nicholas anstarrte. »Sorry, patron «, sagte er zu Nicholas und verzog sich, nicht ohne Lysette ein »Viel Erfolg« zuzuraunen. Er ging an Demoiselle vorbei und lockte sie mit ein paar leisen Worten mit sich.
    Nicholas war stehen geblieben und starrte mit zusammengekniffenen Augen zum Auto. Er trug wie Charlot einen ausgebeulten dunklen Pullover und dazu eine nicht besonders saubere Arbeitshose, schweres, schmutzverkrustetes Schuhwerk und hielt ein Paar Arbeitshandschuhe in der Faust.
    Lysette hätte ihn beinahe nicht erkannt. Wangen und Kinn waren von einen dunklen Drei-Tage-Bart bedeckt, und er trug sein silberhelles Haar ungewohnt lang und wild. Über seinem Gesicht lag ein schwermütiger Schatten, der alles Licht aus seinen Augen nahm. Sie fröstelte. Der Mann dort auf dem Hof war ein Fremder. Sie wollte nicht aussteigen. Sie wollte zurück nach Hause. Sie hatte Angst vor seinem ungezügelten Zorn, den sie schon mehrmals hatte aufflammen sehen.
    Nicholas bewegte sich, kam zögernd ein paar Schritte näher. Er legte die Hand über die Augen und spähte in das Innere des Wagens, als traute er seinen eigenen Sinnen nicht. »Du?«
    Der geliebte, warme Klang seiner Stimme vertrieb ein wenig die Schatten und ihre Angst. Lysette stieg aus und ging zögernd einen Schritt auf ihn zu. »Nicholas?«
    »Du«, wiederholte er ungläubig und mit mühsam im Zaum gehaltener Emotion. War es Zorn? »Du - ich weiß noch nicht einmal, wie du heißt!«
    »Lysette. Elisabeth.
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