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Doppeltes Spiel (German Edition)

Doppeltes Spiel (German Edition)

Titel: Doppeltes Spiel (German Edition)
Autoren: Franziska Hille
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die Ruhe noch die Nerven, sich um ein Vorsprechen zu kümmern, und das Geld gab ihr genügend Polster, um bis zum Frühjahr nicht über ein Engagement nachdenken zu müssen.
    Sie begann, ihre Angelegenheiten zu ordnen. Als erstes schrieb sie Lajos - wer war Lajos? - einen Abschiedsbrief. Das war mehr eine Formalie, denn er hatte ihr ja schon deutlich zu verstehen gegeben, dass er an einer Fortsetzung ihrer Beziehung nur mäßig interessiert war. Gut, dann war das auch geklärt.
    Dann ging sie zum Arbeitsamt und informierte sich über eine Umschulung. Ihr Berater schien sich zu freuen. Schauspielerinnen waren ständig arbeitslos, und je älter man in diesem Metier wurde, desto schwieriger war es, ein Engagement zu bekommen. Noch war sie jung und attraktiv - aber ihr Sachbearbeiter hatte schon einige Male durchblicken lassen, dass es vielleicht nicht schlecht wäre, an die Zukunft zu denken.
    Mit einem Stapel Infomaterial kehrte sie in ihre Wohnung zurück und verbrachte einige nachdenkliche Wochen damit, über ihr Leben nachzudenken.
    Dann kündigte sie zum Jahresbeginn ihre Wohnung. Womit auch immer sie sich in Zukunft beschäftigen würde, es würde nicht in Hamburg passieren.
    Sie ging ein letztes Mal durch die leere Wohnung. Die Möbelstücke, die sie behalten wollte, und der größte Teil ihrer Bücher waren eingelagert, der Rest ihrer Habe war auf dem Weg ins Badische, wo ihre neuen Arbeitgeber eine kleine Wohnung für sie besorgt hatten. Lysette freute sich darauf, Helene und Frank endlich kennenzulernen. Am Telefon klangen sie sehr herzlich und nett und sehr bedacht darauf, ihre neue Auszubildende spüren zu lassen, dass sie sich auf sie freuten.
    Lysette nahm den Koffer auf, den sie neben der Tür abgestellt hatte, und fischte nach dem Hausschlüssel. Den wollte sie Angelika in den Briefkasten werfen.
    Ihr Zug nach Düsseldorf ging in einer Stunde. Genug Zeit, um mit der U-Bahn zum Bahnhof zu fahren und dort noch in aller Ruhe einen Kaffee zu trinken.
    Ihr Handy klingelte. Im ersten Moment wollte sie es einfach klingeln lassen, bis ihre Mailbox ansprang, aber dann fischte sie es doch aus der Tasche und nahm das Gespräch mit einem unwirschen »Ja?« an, ohne auf das Display zu schauen.
    Eine fremde Stimme fragte: »Bitte, entschuldigen Sie. Ist dort Kelling? Ms Lysette Kelling?« Ein seltsamer Akzent, beinahe amerikanisch, aber mit einem vertrauten Singen, das sie nicht einordnen konnte.
    »Ja, wer ist da?«, fragte sie.
    »Ah, lucky me !«, rief der Anrufer aus und wechselte in ein fließendes Französisch: »Madame Kelling, erinnern Sie sich an mich? Charles Donovan - Charlot. Vom Gut.«
    Lysette verschlug es die Sprache.
    » Allô ? Sind Sie noch da?«
    »Ja«, krächzte Lysette. »Ja, ich bin ... Charlot. Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Das war ein bisschen Fleißarbeit«, hörte sie die ferne Stimme sagen. » Google is your friend , verstehen Sie?« Er lachte. »Ich habe mir gedacht, dass nur jemand, der mit Margo Kelling verwandt ist - eng verwandt - ihr dermaßen ähnlich sehen kann, dass es ihr gelingen kann, uns alle zu täuschen. Also habe ich den Namen ›Kelling‹ im Internet gesucht und mir nur die Bilder ausgeben lassen. Die meisten davon haben Margo gezeigt, aber da waren auch ein paar Fotos von einer Lysette, Schauspielerin in Hamburg - et voilà . Da sind Sie.«
    »Da bin ich«, gab Lysette zu. »Respekt, Monsieur Charlot. Sie sind ein kluger Junge.« Sie lachte. »Und jetzt? Wollen Sie mich erpressen oder anzeigen, wegen Hochstapelei oder was weiß ich?«
    Charlot war geschockt. »Aber was denken Sie von mir? Nein, nein! Ich rufe an, weil ... ich rufe ja nicht für mich an.« Er schwieg.
    »Für wen dann?« Lysette hielt die Luft an.
    »Es ist wegen dem patron . Wegen Nicholas, comprenez ? Er hatte einen Unfall.«
    »Einen Unfall.«
    » Oui , Madame.»
    »Lysette«, sagte sie automatisch. Ihre Hände zitterten und waren schweißnass, wie sie mit fernem Erstaunen feststellte. »Charlot, machen Sie mich nicht wahnsinnig. Was für ein Unfall?«
    Wieder das Schweigen am anderen Ende. »Es wäre gut, wenn Sie herkämen, Lysette. Bitte.«
    »Will er mich sehen?«
    »Er weiß nicht, dass ich Sie anrufe.«
    Lysette schloss die Augen. Charlot klang ängstlich, dringend, angespannt. Was auch immer in Frankreich geschehen war, es musste sich um etwas Schlimmes handeln, wenn der junge Amerikaner sich solche Mühe gab, sie aufzustöbern und nach Villes sur Auzon zu bestellen. Nicholas hatte einen
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