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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel
Autoren: David Baldacci
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Freudentränen, nicht wahr, Herr Standartenführer? Vielleicht wird man ja denken, unser Sex sei so gut, dass Sie vor Rührung weinen mussten. Doch jetzt ist es erst einmal an der Zeit zu schlafen … Aber schauen Sie weiter auf das Bild. Schauen Sie nicht weg. Immerhin ist das Ihre Familie.« Als der alte Mann die Augen schloss, schlug Barbara ihm ins Gesicht und zwang ihn so, sie wieder zu öffnen. Dann beugte sie sich vor und flüsterte ihm in einer anderen Sprache etwas ins Ohr.
    Er riss die Augen auf.
    »Erkennen Sie das, Herr Standartenführer? Das ist Jiddisch. Ich bin sicher, Sie haben diese Phrase häufig im Lager gehört. Aber für den Fall, dass Sie die Übersetzung nicht kennen, das heißt: ›Du sollst in der Hölle brennen.‹«
    Barbara legte ein Kissen auf Nase und Mund des alten Mannes, doch nicht auf seine Augen. Das Letzte, was er in diesem Leben sah, sollte seine dem Tod geweihte Familie sein. Dann drückte sie mit bemerkenswerter Kraft zu. Der alte Mann konnte nichts tun, als er immer weniger Sauerstoff bekam. »Eigentlich ist dieser Tod viel zu leicht für Sie«, bemerkte Barbara, während der alte Mann verzweifelt nach Luft rang.
    Schließlich hob seine Brust sich ein letztes Mal. Barbara nahm das Kissen wieder weg und steckte das Bild des jungen Huber in Uniform zusammen mit der kleinen Kamera in die Tasche. Sie hatten seine Familie nicht getötet, und sie hatten das auch nicht vor; aber sie hatten gewollt, dass Huber mit seinem letzten Atemzug glaubte, dass er die Menschen, die er liebte, zum Tode verurteilt hatte. Und sie wussten, dass sein Tod kein Ausgleich für die Schrecken war, die er zu verantworten hatte, aber es war das Beste, was sie tun konnten.
    Barbara bekreuzigte sich und flüsterte: »Möge Gott verstehen, warum ich das getan habe.«
    Später kam sie auf dem Weg zu ihrem Zimmer an einem Wachmann vorbei, einem frechen, jungen Argentinier. Er starrte sie lüstern an. Barbara lächelte ihm zu, schwang verspielt die Hüften und gestattete ihm einen kurzen Blick auf die blasse Haut unter ihren dünnen Morgenmantel. »Sag mir Bescheid, wenn du Geburtstag hast«, neckte sie ihn.
    »Morgen«, erwiderte er rasch und griff nach ihr, doch sie sprang geschickt beiseite.
    Sehr gut , dachte sie, denn dann bin ich nicht mehr hier .
    Barbara ging noch kurz zur Bibliothek und steckte das Foto in den Rahmen. Eine Stunde später flackerten die Lichter wieder und gingen aus, und erneut dauerte es zehn Sekunden, bis das Notstromaggregat ansprang. Barbaras Fenster öffnete und schloss sich wieder. Ganz in Schwarz gekleidet und mit einer Strickmütze auf dem Kopf kletterte sie eine Regenrinne hinunter, schlich am Rand des Grundstücks entlang und stieg über die hohe Mauer. Auf der anderen Seite erwartete sie ein Auto. Das alles war nicht allzu schwer, denn die Sicherheitsmaßnahmen am Grundstück dienten vor allem dazu, Leute draußen zu halten, nicht drinnen. Der Fahrer, Dominic, ein schlanker, junger Mann mit dunklem, lockigem Haar und großen, traurigen Augen, sah erleichtert aus.
    »Das war hervorragende Arbeit«, bemerkte Barbara mit britischem Akzent. »Das Timing für den Stromausfall war auf den Punkt.«
    »Wenigstens hat der Wetterbericht recht behalten, was den Sturm betrifft. So konnte ich meinen kleinen technischen Trick ungestört durchziehen. Was hat er gesagt?«
    »Er hat mit den Augen gesprochen. Er wusste es.«
    »Ich gratuliere. Das war der Letzte, Reggie.«
    Regina Campion, Reggie für ihre Freunde, lehnte sich auf dem Sitz zurück, zog die Mütze aus und befreite so ihr blond gefärbtes Haar. »Da irrst du dich. Das war nicht der Letzte.«
    »Was meinst du damit? Es lebt kein Nazi mehr, der wie er schuldig war. Huber war der Letzte von diesen Bastarden.«
    Regina holte das Foto von Huber und Adolf Hitler aus ihrer Tasche und schaute es sich an, während der Wagen durch die dunklen Straßen in den Außenbezirken von Buenos Aires fuhr.
    »Aber es wird immer wieder Monster geben, und wir müssen jedes Einzelne von ihnen zur Strecke bringen.«

Kapitel drei
    S haw hoffte, dass der Mann versuchen würde, ihn zu töten, und er wurde nicht enttäuscht. Wenn man mit dem Verlust der Freiheit oder gar der Hinrichtung rechnen musste, dann war manch einer schon recht pikiert. Ein paar Augenblicke später lag der Kerl bewusstlos auf dem Boden, und auf seiner Wange war der Abdruck von Shaws Faust zu sehen. Und eine Minute später kam Shaws Verstärkung, um den Mann in Gewahrsam zu nehmen. Im
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