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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel
Autoren: David Baldacci
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seines wunderbaren Führers. Das war sein Gutenachtritual. Er legte das Foto wieder in sein Versteck und dachte an all die Jahre zurück, seit er kurz vor dem Einmarsch der Alliierten und dem Fall von Berlin aus Deutschland geflohen war. Er hatte seine Flucht schon weit im Voraus geplant, denn er hatte das Ende des Krieges kommen sehen und das lange vor seinen Vorgesetzten. Jahrzehntelang hatte er im Verborgenen gelebt, sich mit seinen ›Talenten‹ ein neues Imperium aus Erz- und Holzexporten aufgebaut und dabei jede Konkurrenz gnadenlos zerschlagen. Dennoch sehnte er sich noch immer nach der guten, alten Zeit, als er der alleinige Richter über Leben und Tod gewesen war.
    Trotzdem würde er auch heute gut schlafen, wie jede Nacht, denn sein Gewissen war rein. Seine Augenlider wurden gerade langsam schwer, als er plötzlich hörte, wie die Tür sich wieder öffnete. Der alte Mann versuchte, etwas im Zwielicht zu erkennen, und da stand sie. Ihre Silhouette war deutlich in der Tür zu sehen.
    »Barbara?«

Kapitel zwei
    B arbara trat vor, nachdem sie die Tür hinter sich abgeschlossen hatte. Als sie näher ans Bett kam, sah der alte Mann, dass sie nur einen Morgenmantel trug, der ihre Schenkel kaum bedeckte und viel von ihrer Brust enthüllte. Ihre sonnengebräunte Haut war aus mehreren Winkeln zu sehen, außer am Saum; dort konnte man die bleiche Haut ihrer Hüfte nur erahnen. Ihr Haar hatte sie gelöst, sodass es nun über ihre Schultern fiel.
    Und sie schlüpfte neben ihm ins Bett.
    »Barbara?«, fragte er, und sein Herz schlug immer schneller. »Was machen Sie hier?«
    »Ich weiß doch, dass Sie mich wollen«, sagte sie auf Deutsch. »Das sehe ich in Ihren Augen.«
    Der alte Mann wimmerte, als Barbara seine Hand nahm und sie neben ihrer Brust in der Mantel schob. »Aber ich bin ein alter Mann. Ich kann Sie nicht befriedigen. Ich … Ich kann nicht.«
    »Ich werde Ihnen helfen. Wir werden es ganz langsam angehen lassen.«
    »Aber was ist mit dem Wachmann? Der steht draußen vor der Tür. Ich will nicht, dass er …«
    Sanft streichelte Barbara ihm über den Kopf. »Ich habe ihm gesagt, heute sei Ihr Geburtstag und ich sei Ihr Geschenk.« Sie lächelte. »Ich habe ihm gesagt, er soll uns zwei Stunden geben … mindestens.«
    »Aber mein Geburtstag ist erst nächsten Monat.«
    »Ich konnte es nicht erwarten.«
    »Aber ich kann nicht. Ich will Sie ja, Barbara; aber ich bin zu alt. Viel zu alt, verdammt.«
    Barbara rückte näher an ihn heran und berührte ihn dort, wo er schon seit Jahrzehnten nicht mehr berührt worden war. Er stöhnte. »Tun Sie mir das nicht an. Ich habe Ihnen doch gesagt, das wird nicht funktionieren.«
    »Ich habe viel Geduld.«
    »Aber warum wollen Sie ausgerechnet mich?«
    »Sie sind sehr reich und mächtig, und es ist noch immer deutlich zu erkennen, wie gut Sie einmal ausgesehen haben.«
    Das gefiel ihm. »Ja, das stimmt. Das stimmt. Ich habe auch ein Bild.«
    »Zeigen Sie es mir«, stöhnte Barbara ihm ins Ohr, während sie seine Hand in ihren Mantel auf und ab schob.
    Der alte Mann öffnete das Paneel wieder, holte das Foto heraus und gab es Barbara.
    Sie betrachtete das Bild, das ihn und Adolf Hitler zeigte. »Sie sehen wie ein Held aus. Waren Sie ein Held?«
    »Ich habe meine Pflicht getan«, erklärte er stolz. »Ich habe getan, was man mir befohlen hat.«
    »Und ich bin sicher, dass Sie sehr gut darin waren.«
    »Ich habe dieses Bild noch nie jemandem gezeigt. Niemals.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt. Und jetzt … Legen Sie sich zurück.«
    Das tat er dann auch, und Barbara kletterte auf ihn und öffnete den Morgenmantel, sodass er noch mehr von ihr sehen konnte. Und sie nahm ihm das Rufgerät mit den drei Knöpfen ab, das er um den Hals trug.
    Der alte Mann öffnete den Mund, um dagegen zu protestieren.
    »Wir wollen doch nicht, dass aus Versehen ein Knopf gedrückt wird«, sagte Barbara und hielt das Gerät so, dass er es nicht mehr erreichen konnte. Dann beugte sie sich vor, bis ihre Brüste fast sein Gesicht berührten. »Wir wollen doch nicht gestört werden.«
    »Ja, da haben Sie recht. Keine Störungen.«
    Barbara griff in ihre Tasche und holte eine Pille heraus. »Die habe ich für Sie mitgebracht. Die wird Ihnen dabei helfen.« Sie deutete auf seinen Schritt.
    »Ich bin nicht sicher, ob das gut wäre. Meine anderen Medikamente …«
    Barbara senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Damit werden Sie Stunden durchhalten. Sie werden mich zum Schreien bringen.«
    »Gott, wenn
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