Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
das nur möglich wäre.«
    »Das Einzige, was Sie dafür tun müssen, ist, die zu schlucken«, wieder hielt sie die Pille in die Höhe, »und mich dann nehmen.«
    »Funktioniert die Pille wirklich?« Vor lauter Aufregung erschien ein Speicheltropfen auf den Lippen des alten Mannes.
    »Sie hat mich noch nie im Stich gelassen. Und jetzt … Schlucken Sie.«
    Barbara gab dem alten Mann die Pille, schenkte ein Glas Wasser aus einer Karaffe ein, die auf dem Nachttisch stand, und schaute zu, wie der alte Mann gierig die Tablette runterspülte.
    »Und? Wird er schon größer?«, verlangte er aufgeregt zu wissen.
    »Geduld. In der Zwischenzeit gibt es da auch noch etwas, was ich Ihnen zeigen will.« Sie holte eine schmale Kamera aus der Tasche ihres Mantels. Es war die, die jemand Barbara zugeworfen hatte, als kurz der Strom gekappt und das Sicherheitssystem lahmgelegt worden war, sodass man ein Fenster hatte öffnen können.
    »Barbara, ich fühle mich so komisch.«
    »Kein Grund, sich Sorgen zu machen.«
    »Rufen Sie den Arzt. Drücken Sie den Knopf. Sofort.«
    »Alles wird gut. Das ist nur die Pille.«
    »Aber ich spüre meinen Körper nicht mehr. Und meine Zunge …«
    »… fühlt sie sich irgendwie größer an? O mein Gott. Dann hat die Pille also Auswirkungen auf Ihre Zunge und nicht auf den Teil da unten. Ich werde mich beim Hersteller beschweren.«
    Der alte Mann gurgelte laut. Er versuchte, auf seinen Mund zu deuten, doch seine Gliedmaßen wollten ihm nicht mehr gehorchen. »Drücken Sie … den …«
    Barbara legte das Rufgerät noch ein Stück weiter weg, knöpfte ihren Mantel zu, stieg von dem alten Mann herunter und setzte sich neben ihn. »Nun denn … Das hier sind die Bilder, die ich Ihnen zeigen wollte.«
    Sie drehte die Kamera. Auf dem kleinen Display erschien das alte Schwarzweißbild eines Gesichts.
    »Dieser Junge hieß David Rosenberg«, erklärte sie und deutete auf das jugendliche, aber hagere Gesicht. Die hohlen Wangen und die glasigen Augen verrieten, dass der Tod nicht weit entfernt war. »Er hat seine Bar-Mitzwa nie feiern können. Haben Sie das gewusst, als Sie seinen Tod befohlen haben, Herr Standartenführer Huber ? Er war bereits über dreizehn, aber natürlich wurden jüdische Übergangsriten im Lager nicht befolgt.«
    Der alte Mann gurgelte leise weiter und starrte entsetzt das Foto an.
    Barbara drückte eine Taste, und das Gesicht einer jungen Frau erschien auf dem Display. Sie sagte: »Das ist Frau Helene Koch. Sie wurde von einer Gewehrkugel getötet, die sie in den Bauch getroffen hat, noch bevor Sie morgens Ihre erste Zigarette geraucht hatten. Berichten zufolge hat sie ›lediglich‹ drei Stunden leiden müssen, bis sie gestorben ist, während Ihre Männer verhinderten, dass Frau Kochs jüdische Brüder und Schwestern ihr helfen konnten. Tatsächlich haben Sie an diesem Morgen sogar zwei Menschen getötet, denn Frau Koch war schwanger.«
    Während der Rest seines Körpers noch immer gelähmt war, krallte sich der alte Mann mit den Fingern in die Bettdecke. Sein Blick war auf das Rufgerät fixiert, aber obwohl es nur zwei Fuß entfernt lag, konnte er es nicht erreichen. Barbara fasste ihn am Kinn und drehte seinen Kopf so, dass er auf das Display schauen konnte.
    »Sie müssen sich konzentrieren, Herr Standartenführer. Sie erinnern sich doch an Frau Koch, nicht wahr? Und an David Rosenberg? Nicht wahr? «
    Schließlich blinzelte der alte Mann zur Bestätigung.
    »Ich würde Ihnen ja gerne noch die Bilder der anderen Menschen zeigen, die Sie zum Tode verurteilt haben, aber uns fehlt schlicht die Zeit dafür; schließlich handelt es sich um mehr als hunderttausend.« Sie holte ein Foto aus ihrer Tasche. »Das hier habe ich aus dem Bilderrahmen auf dem Klavier in Ihrer wunderbaren Bibliothek.« Sie hielt dem alten Mann das Bild vors Gesicht. »Wir haben Ihren Sohn, Ihre Tochter, Ihre Enkel und Ihre Urenkel gefunden. All die unschuldigen Menschen. Schauen Sie sich Ihre Gesichter an. Genau wie David Rosenberg, Helene Koch und all die anderen. Hätte ich die Zeit, würde ich Ihnen erzählen, wie jeder von ihnen noch heute Nacht sterben wird. Tatsächlich sind sieben von ihnen bereits abgeschlachtet worden und das nur wegen ihrer Verbindung zu Ihnen. Aber Sie verstehen sicher, dass wir sicherstellen müssen, dass ein Monster wie Sie sich nicht mehr fortpflanzen kann, Herr Standartenführer.«
    Der alte Mann begann zu weinen und wimmerte leise vor sich hin.
    »Gut, gut. Das sind sicher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher