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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)
Autoren: Stefan Nink
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pragmatischen Sorte.
    »Und dann? Was machen wir, wenn ich dir das liebliche Oer-Erkenschwick gezeigt habe? Also etwa anderthalb Stunden nach unserer Ankunft?«
    Auf dem Weg hinaus zum Hill of Tara hatten sie vereinbart, dass sie zusammen mit Schatten und Wipperfürth nach Deutschland fliegen würden. Es gab viel zu erzählen, viel zu klären, viel abzurechnen. Außerdem musste ein Einmann-U-Boot ausprobiert werden, das würde ein großer Spaß werden. Und die eine oder andere Tipp-Kick-Partie wollte auch nachgeholt sein.
    »Dann sollten wir uns um das hier kümmern.« Lawn ließ einen Schlüssel von ihrem Zeigefinger baumeln. Einen alten Schlüssel.
    »Wofür ist der denn?«
    »Erkennst du ihn nicht wieder?«
    »Ehrlich gesagt: nein.«
    »Das ist der aus der Schatulle unter meinen Holzdielen. Der von Gregory O’Shady.«
    »Ah. Und? Was ist damit?«
    »Ich bin davon überzeugt, dass die Yankees sein Vermögen nicht gefunden haben. Dass es noch da ist, irgendwo in meinem Haus. Deswegen erscheint seine Entität dort auch noch immer, das muss der Grund dafür sein. Ich glaube, dass dies hier der Schlüssel zu seinem Geld ist.«
    »Hm. Könnte schon sein. Meinst du denn, die Suche lohnt sich? Glaubst du, dass er reich war?«
    »Er hat sich in dem Brief an seine Frau ja selbst als gut situiert bezeichnet, erinnerst du dich? Und sein Vermögen hatte er in Gold angelegt. »Unser Gold ist in Sicherheit«, stand in dem Brief. Und wenn du dir anschaust, wie der Preis für Gold seitdem gestiegen ist, dann …«
    »… dann?«
    »Was schätzt du? Na? Ich habe das mal hochgerechnet: Gold hatte bis zum Bürgerkrieg einen festen Preis, die Feinunze kostete etwas über zwanzig Dollar. Wenn Gregory damals ein Vermögen von, sagen wir mal: 20 000 Dollar besaß, was für einen Unternehmer wie ihn eher niedrig angesetzt ist, dann gehörten ihm also um die tausend Feinunzen Gold.«
    »So weit bin ich mitgekommen. Und was ist so eine Feinunze jetzt wert?«
    Lawn lächelte ihn an. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, dann stand sie auf und ging den Hügel hinunter.
    »Hey, warte auf mich!« Siebeneisen humpelte hinter ihr her. Lawn blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Sie lächelte noch immer.
    »Als ich heute Morgen nachgeschaut haben, stand der Kurs bei 1 800 Dollar pro Feinunze. Kann aber natürlich sein, dass es mittlerweile ein paar Cent mehr oder weniger sind.«
    Jetzt lächelte Lawn nicht länger, sondern lachte laut, als sie mit ausgebreiteten Armen und großen Schritten die Wiese Richtung Mietwagen hinunterlief, und wieder einmal dachte Siebeneisen, dass er noch nie etwas Schöneres gesehen hatte.
    »Zwei Ihrer Besucher warten schon eine ganze Weile.« Seine Sekretärin half Nathan Ó Cinnéide aus dem Mantel. »Ich habe ihnen die Zeitungen gegeben und mir erlaubt, sie in Ihr Büro zu setzen … ich musste hier ja schließlich arbeiten.« Mary machte ihr »Sie haben ja keine Idee, was ich Ihnen alles wegschaffe«- Gesicht. Ó Cinnéide kannte die Miene. Mary setzte sie immer auf, wenn sie wegen einer Gehaltserhöhung vorsprach.
    »Schon gut, kein Problem …« Ó Cinnéide konnte die beiden durch die geschlossene Tür debattieren hören, und die war aus Eichenholz. Er blieb einen Schritt vor ihr stehen und lauschte. Offenbar ging es um etwas, das in einer der Zeitungen stand. Er erkannte die Stimme des schnaufenden O’Shady.
    »Es ist unglaublich, welche Zufälle es auf der Welt gibt! Da sucht man in der Mongolei fast tausend Jahre lang nach dem Grab von Dschinghis Khan, und dann findet es wer? Ein Tourist! Bei einem Reitausflug. Und merkt es nicht einmal!«
    »Wie: Er merkt es nicht? Wie blöd kann man denn sein?«
    »Hier steht, dass es sich um ein Hügelgrab handelt, das in der Landschaft nicht sonderlich auffiel. Zum Glück hat der Typ eine Grabbeilage mitgehen lassen, ein Amulett oder sowas, da stand … Moment: ›Grabwächter des Temüüdschin‹ stand da drauf. So haben sie das Grab gefunden.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt weiß man, wo Dschinghis Khan bestattet wurde.«
    »Ich meine: Was passiert nun mit dem Grab?«
    »Irgendein reicher Ausländer hat den Mongolen offensichtlich einen ziemlich hohen Geldbetrag in Aussicht gestellt. Jetzt soll da draußen in der Steppe ein Mausoleum entstehen und ein Geschichtszentrum.«
    »Sinnvolle Geldanlage. Andere Leute bestellen sich ja lieber ein Einmann-U-Boot, mit dem sie dann demnächst im Halterner Stausee herumtauchen können.«
    »Ich habe dieses Ding nicht bestellt!
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