Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Donavan und die Eurasierin

Donavan und die Eurasierin

Titel: Donavan und die Eurasierin
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
braucht Geld, und ich bin
bereit, ihr welches zu geben, denn Delaney war ein guter Freund von mir.«
    »Sie sprechen von ihm, als ob
er tot wäre.«
    »Das ist er ja auch«, sagte
ich. »Wußten Sie das nicht?«
    »Delaney ist tot?« Er
schüttelte ungläubig den Kopf. »Wann ist er gestorben?«
    »Als er in Bangkok war«, antwortete
ich. »Elaine kann Ihnen alles erzählen.«
    »Es wurde behauptet, er sei ein
betrunkener Tourist gewesen, der in einem der Kanäle ertrunken ist«, sagte
Elaine leise. »Das stimmt nicht. Er wurde ermordet.«
    »Wer hat ihn ermordet?« fragte
der Chinese schnell.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte
sie. »Ich dachte schon, möglicherweise dieser Woodbury, den er an dem
betreffenden Tag aufsuchen wollte.«
    »Aber er gab Ihnen eine
Nachricht an Donavan, bevor er starb?«
    »Nein«, antwortete sie. »Er
sagte nur, ich solle, falls ihm selbst etwas zustieße, zu seinem Freund Donavan
gehen und ihn um Hilfe bitten.«
    »Warum haben Sie dann
Barmädchen gespielt?« fragte er barsch.
    »Ich hatte Angst«, erwiderte
sie einfach. »Ich fürchtete, der Mörder Delaneys würde annehmen, ich wüßte über
dessen Angelegenheiten Bescheid, und würde versuchen, auch mich zu ermorden.
Ich dachte, es würde sinnlos sein zu sagen, ich wüßte von nichts, weil man mir
doch nicht glauben würde.« Sie seufzte leise. »Und ich hatte recht.«
    »Es fällt mir schwer zu glauben,
daß Sie alle beide nichts von Delaneys Plänen wissen«, sagte er bedächtig.
»Haben Sie denn nicht die geringste Ahnung, Mr. Donavan?«
    »Nicht die allergeringste«,
erwiderte ich. »Delaney hat nie auf diese Weise gearbeitet. Er behielt immer
alles bis zum letzten Augenblick für sich. Ich glaube, ernsthaft hat er niemals
jemandem vertraut.« Ich grinste krampfhaft. »Noch nicht einmal seinen
Freunden.«
    »Nichts über Macau?« fragte der
Chinese. »Nichts über Woodbury oder wenigstens Kaiser?«
    »Nichts«, sagte ich.
    Er zog den Revolver ein kleines
Stück weit von Elaines Stirn zurück. »Zieh dich an«, befahl er abrupt.
    Sie stand auf und begann sich
anzukleiden. Als sie den Reißverschluß ihres Cheongsams hochzog, warf sie mir einen schnellen, flehenden
Blick zu.
    »Ich nehme sie mit mir, Mr.
Donavan«, sagte der Chinese. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen glauben soll oder
nicht. Also werde ich auf meine Weise herausfinden, ob das Mädchen die Wahrheit
gesagt hat. Wenn Sie versuchen, mich daran irgendwie zu hindern, werde ich Miß
Soong als erste umbringen. Haben Sie verstanden?«
    »Durchaus«, erwiderte ich.
    Er machte eine Bewegung mit dem
Revolver, und Elaine ging auf die Tür zu. Als sie geöffnet war, folgte er ihr,
wobei er nach wie vor die Waffe auf mich gerichtet hielt, bis er die Schwelle
erreicht hatte. Gleich darauf schloß sich die Tür hinter den beiden. Ich hatte
nicht viel Zeit, um einen Entschluß zu fassen. Vermutlich brachte er Elaine
irgendwohin, wo er sie foltern konnte, bis er die Wahrheit aus ihr
herausgebracht hatte. Und dann, wenn er keine Verwendung mehr für sie hatte,
würde er sie wahrscheinlich umbringen. Also war sie praktisch erledigt und
jeder Versuch, sie am Leben zu
erhalten, war eine Art Bonus. Das hoffte ich wenigstens.
    Sachte drehte ich am Griff und
öffnete die Tür einen Spalt breit Durch die Öffnung sah ich, daß die beiden
gerade das Ende des Korridors erreicht hatten. Elaine entschwand meinen
Blicken, als sie die Treppe hinabstieg; der Chinese folge ihr. Sobald sie
verschwunden waren, trat ich auf den Korridor hinaus und eilte ihn mit bloßen
Füßen leise entlang. Falls der Kerl zurückblickte, wenn ich den Treppenabsatz
erreicht hatte, war das eben Pech, also sagte ich mir - besser nicht daran
denken.
    Als ich an der ersten Stufe
angelangt war, hatten die beiden bereits die Hälfte der Treppe hinter sich
gebracht. Das einzige, was ich tun konnte war, wie ein Vogel zu fliegen und auf
Elaines Elastizität zu hoffen. Also warf ich mich, beide Arme nach vorne
ausgestreckt, im Hechtsprung nach unten. Der Flug verlief planmäßig. Meine Arme
fuhren um die Schultern des jungen Chinesen, und zugleich versuchte ich, ihn
beiseite zu drücken. Das einzige, was ich nicht in Betracht gezogen hatte,
waren die fast fünfzig Pfund Gewichtsunterschied zwischen uns - plus der
Tatsache, daß ich zudem durch die Luft geflogen kam. Der Chinese sackte unter
mir zusammen, stürzte dann nach vorne und prallte gegen Elaine, so daß sie
vollends die Treppe hinunterflog. Meine Arme nach wie vor fest
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher