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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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die sich gezankt hatten, kamen nun herbei, um den Hasen zu sehen, und Sancho fragte den einen, worüber sie gestritten hätten. Und der antwortete, welcher gesagt hatte: ›Du wirst sie in deinem ganzen Leben nicht zu sehen kriegen‹, daß er dem andern Jungen Heuschrecken in einem kleinen Käfige weggenommen habe, die er ihm auch in seinem ganzen Leben nicht wiedergeben wolle. Sancho nahm vier Quartos aus der Tasche und gab sie dem Jungen für den Käfig, überreichte diesen hierauf Don Quixote und sagte: »So, gnädiger Herr, sind nun alle diese Vorbedeutungen zerbrochen und vernichtet, die mit unseren Begebenheiten, wie ich nämlich glaube, ob ich gleich nur dumm bin, nicht mehr zusammenhängen als mit den Wolken vom vorigen Jahre; und wenn ich mich recht erinnere, habe ich auch den Pfarrer in unserem Dorfe sagen hören, daß es sich weder für christliche noch verständige Personen schicke, auf dergleichen Kindereien etwas zu geben; Ihr habt es mir auch selber vor einiger Zeit gesagt, als Ihr mir bewiesen, daß alle die Christen Narren wären, die auf Vorbedeutungen achteten, und darum ha ben wir auch nicht nötig, uns daran zu stoßen, sondern wir wollen geradewegs in unser Dorf hineinziehen.«
    Die Jäger kamen und forderten ihren Hasen, den Don Quixote ihnen gab; sie zogen weiter, und am Eingange des Dorfes fanden sie auf einer kleinen Wiese den Pfarrer lesend und den Baccalaureus Simson Carrasco. Sancho Pansa hatte über den Grauen und den Bündel Waffen als Decke den wollenen Rock gebreitet, der mit Feuerflammen bemalt war und den sie ihm im Schlosse des Herzogs angezogen hatten, als Altisidora erweckt wurde. Die spitze Mütze hatte er dem Grauen auf den Kopf gesetzt, wodurch er ihn so abenteuerlich verwandelt und herausgeputzt hatte, daß man niemals einen ähnlichen Esel in der Welt gesehen hat. Sie wurden sogleich von dem Pfarrer und dem Baccalaureus erkannt, die ihnen mit offenen Armen entgegengingen. Don Quixote stieg ab und drückte sie an seine Brust, und die Jungen, welche Augen wie Luchse haben, hatten schon aus der Ferne die spitze Mütze des Esels wahrgenommen und liefen herbei, ihn zu sehen, indem einer zu dem andern sagte: »Kommt, Jungen, und seht den Esel des Sancho Pansa, der wie ein Engel aufgeputzt ist, das Vieh des Don Quixote ist aber noch dürrer, als es sonst war.«
    Von den Jungen umringt und von dem Pfarrer und dem Baccalaureus begleitet, kamen sie im Dorfe an und begaben sich nach dem Hause des Don Quixote; vor der Tür desselben fanden sie die Haushälterin und seine Nichte, die schon die Nachricht von seiner Ankunft vernommen hatten. Es fehlte auch nicht, daß sie nicht schon Therese Pansa, die Frau des Sancho, gehört hätte, welche mit niederhängenden Haaren und halb nackt gelaufen kam, ihre Tochter Sanchica an der Hand, um ihren Mann zu sehen, und da sie ihn nicht so herrlich fand, wie sie glaubte, daß ein Statthalter aussehen müsse, sagte sie zu ihm: »So kommst du daher, Mann, zu Fuß und abgerissen, und siehst mehr wie ein Stadtknecht aus als wie ein Statthalter.«
    »Schweig, Therese«, antwortete Sancho, »denn man findet an manchen Orten Schwarte, wo es drum keinen Speck gibt, wir wollen nach Hause gehen, und da sollst du Wunderdinge hören. Ich bringe Geld mit, das ist die Hauptsache, durch meinen Fleiß und ohne jemandes Schaden erworben.«
    »Wenn du nur Geld mitbringst, liebster Mann«, sagte Therese, »mag es auch so oder so erworben sein, denn wenn du es nur erworben hast, so wirst du immer keine neue Mode in der Welt erfunden haben.«
    Sanchica umarmte ihren Vater und fragte ihn, ob er ihr etwas mitbringe, denn sie habe auf ihn gewartet wie auf den Mairegen, wobei sie ihn um den Leib faßte und die Frau seine Hand nahm, die Tochter noch den Grauen führte und sie sich so nach Hause begaben, indem sie Don Quixote in dem seinigen ließen, in der Gewalt seiner Nichte und Haushälterin und in der Gesellschaft des Pfarrers und des Baccalaureus.
    Don Quixote, ohne Zeit oder Gelegenheit abzuwarten, begab sich sogleich mit dem Baccalaureus und dem Pfarrer in ein besonderes Zimmer, wo er ihnen kürzlich seine Überwindung erzählte, und wie er in die Verpflichtung verfallen sei, sein Dorf während eines Jahres nicht zu verlassen, welches er auch buchstäblich erfüllen wolle, ohne nur ein Atom zu verletzen, wie es einem irrenden Ritter zieme, der durch das Gesetz der irrenden Ritterschaft zur äußersten Pünktlichkeit verpflichtet sei, daß er aber den Vorsatz gefaßt,
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