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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Spaßmacher, und ich bin überzeugt, daß die Zauberer, welche den guten Don Quixote verfolgen, mich ebenfalls mit dem schlechten Don Quixote verfolgen wollten. Ich weiß aber nicht, was ich dazu sagen soll, denn ich kann schwören, daß ich ihn im Narrenhause zu Toledo gelassen habe, wo er wiederhergestellt werden soll, und jetzt ist hier ein anderer Don Quixote, der aber von dem meinigen sehr verschieden ist.«
    »Ich«, sagte Don Quixote, »weiß nicht, ob ich der gute bin; aber das kann ich sagen, daß ich nicht der schlechte bin; zum Beweise dessen müßt Ihr erfahren, Herr Don Alvaro Tarfe, daß ich zeit meines Lebens niemals in Saragossa gewesen, sondern vielmehr, weil ich hörte, daß sich dieser schimärische Don Quixote auf einem Turnier in dieser Stadt gegenwärtig befunden habe, wollte ich sie nicht besuchen, um der ganzen Welt die offenbare Lüge einsehen zu lassen; deshalb begab ich mich geradewegs nach Barcelona, dem Sammelplatz der Artigkeit, der Herberge für die Fremden, dem Hospital für die Armen, dem Vaterlande der Tapfern, dem Rachort der Beleidigten und dem edlen Wohnsitz der treuen Freundschaft, der Stadt, die in Ansehung ihrer Lage und Schönheit die einzige ist. Und obgleich die Begebenheiten, die mir dort zugestoßen, mir nicht allerdings erfreulich, sondern sehr verdrießlich fallen, so vergesse ich doch den Verdruß darüber, diese Stadt gesehen zu haben. Mit einem Worte, Herr Don Alvaro Tarfe, ich bin Don Quixote von la Mancha, der nämliche, von welchem der Ruhm spricht, nicht aber jener Elende, der meinen Namen hat usurpieren und sich mit meinen Gedanken verherrlichen wollen. Ich beschwöre Euch bei dem, was Ihr Eurem Stande als Ritter schuldig seid, daß Ihr mir gefälligst eine Erklärung in Gegenwart des Alkalde dieses Ortes geben wollt, daß Ihr mich zeit Eures Lebens bis auf heute niemals gesehen habt und daß ich der Don Quixote nicht bin, von dem jener zweite Teil handelt, noch dieser Sancho Pansa, mein Stallmeister, derjenige sei, welchen Ihr gekannt habt.«
    »Sehr gern will ich dies tun«, antwortete Don Alvaro, »denn es macht mich erstaunen, zu gleicher Zeit zwei Don Quixotes und zwei Sanchos zu sehen, die ebenso gleich in den Namen wie ungleich in ihren Handlungen sind; und ich sage und behaupte noch einmal, daß ich nicht gesehen, was ich gesehen habe, und daß mir das nicht begegnet ist, was mir begegnet ist.«
    »Ohne Zweifel«, sagte Sancho, »müßt Ihr auch wohl bezaubert sein, wie die Señora Dulcinea von Toboso, und wollte der Himmel, Eure Entzauberung möchte nur dadurch geschehen können, daß ich mir, wie für sie, dreitausend Hiebe gebe, denn ich wollte sie mir gleich, ohne Vorteil zu nehmen, erteilen.«
    »Ich verstehe nichts von diesen Hieben«, sagte Don Alvaro, und Sancho antwortete ihm, daß es weitläuftig sei, zu erzählen; er wolle es ihm aber mitteilen, wenn sie vielleicht den nämlichen Weg zu machen hätten.
    Die Stunde des Mittagessens war gekommen, Don Quixote und Don Alvaro speisten miteinander. Zufällig kam der Alkalde des Orts mit einem Schreiber in das Haus, von welchem Alkalde Don Quixote ein Instrument verlangte, welches rechtskräftig wäre, in welchem Don Alvaro Tarfe, der hier gegenwärtige Ritter, erklären möge, daß er den Don Quixote von la Mancha nicht kenne, welcher ebenfalls gegenwärtig sei, und daß er nicht der wäre, welcher in der gedruckten Geschichte vorkomme, die den Titel führt : Zweiter Teil des Don Quixote von la Mancha, verfaßt von einem Avellaneda, gebürtig aus Tordesillas.
    Der Alkalde stellte dies rechtskräftig aus; die Erklärung wurde mit allen Förmlichkeiten aufgesetzt, die in dergleichen Fällen gebräuchlich sind, worüber Don Quixote und Sancho sich sehr freuten, als wenn ihnen eine solche Erklärung notwendig wäre und nicht die gänzliche Verschiedenheit der beiden Don Quixotes und beiden Sanchos durch ihre Taten und Worte hinlänglich deutlich würde.
    Viele Höflichkeiten und Freundschaftserbietungen fielen zwischen Don Alvaro und Don Quixote vor, in denen der große Manchaner seinen Verstand dermaßen bewies, daß er dem Don Alvaro Tarfe gänzlich den Irrtum nahm, in welchem sich dieser befand, so daß er überzeugt sein mußte, er sei bezaubert gewesen, denn er sah handgreiflich zwei ganz entgegengesetzte Don Quixotes.
    Es wurde Abend, sie reisten von dem Dorfe ab, und nach einer halben Meile teilte sich der Weg in zwei, wovon der eine nach dem Dorfe des Don Quixote führte, der andere aber Don
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