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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
Autoren: Daniel Hanover
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klingt, als hätte er einen guten General abgegeben«, sagte Marcus.
    »Nein«, entgegnete sie. »Ich weiß nicht. Vielleicht. Er mochte Soldaten aber nicht. Er mochte den Krieg nicht. Ich erinnere mich, dass er zu sagen pflegte, es gäbe zwei Arten, der Welt zu begegnen. Man nimmt die Klinge zur Hand oder die Geldbörse.«
    »Wirklich? Und ich habe gedacht, dass man mit dem Krieg Geld machen kann.«
    »Kann man«, sagte Cithrin. »Aber nur, wenn man genau an der richtigen Stelle ist. Im größeren Zusammenhang wird im Kampf immer mehr verloren als gewonnen. Wie er es ausgedrückt hat, klang es ein wenig, als wären wir alles, was die Schwerter in den Scheiden hält. Krieg oder Handel. Dolch oder Münze. Das waren die beiden Arten von Menschen …«
    »Klingt, als würdest du ihn vermissen.«
    Cithrin nickte, dann zuckte sie mit den Schultern, dann nickte sie wieder. »Schon, aber nicht auf die Art, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich dachte, es würde nur darum gehen, ihn nach seinem Wissen fragen zu wollen, aber meistens, wenn ich an ihn denke, ist es einfach so, dass es schön wäre, seine Stimme zu hören. Und ich denke nicht einmal so oft an ihn, wie ich erwartet habe.«
    »Du hast dich verändert, seit du ihn zuletzt gesehen hast«, sagte Marcus. »Das ist eines von den Dingen, die Yardem mir immer erzählt hat, die tatsächlich einen Sinn ergeben. Er hat gesagt, dass man Trauer nicht wie eine Aufgabe abarbeitet, die erledigt werden muss. Man kann nicht darauf drängen und schneller damit fertig werden. Das Beste, was man tun kann, ist, sich so zu verändern, wie man es immer macht, und es kommt eine Zeit, da man nicht mehr die gleiche Person ist, die den Schmerz erlitten hat.«
    »Und hat das bei Euch funktioniert?«
    »Noch nicht«, sagte Marcus.
    Maestro Asanpur kehrte mit einem frischen Becher in der zitternden Hand zurück. Er stellte ihn mit einem schwachen Klirren der feinen Keramik vor Cithrin ab. Sie blies auf die Oberfläche, verteilte den Dampf mit ihrem Atem. Als sie daran nippte, erhellte ihr Lächeln das Gesicht des alten Cinnae.
    »Ich danke Euch, Maestro«, sagte sie.
    »Ich danke Euch , Magistra«, sagte er und humpelte davon, um die Läden gegen die Kälte zu schließen.
    Das Plätschern der Regentropfen wurde stärker, und sie klatschen wie kleine weiße Explosionen vor dem Grau herab. Sie hatte recht. Auf die Schlacht zu warten war der schwerste Teil. Außer man bekam bei der Schlacht einen Dolch in die Eingeweide. Dann war das das Schwerste. Oder wenn man ganz gut durchkam und die eigenen Männer tot um sich liegen sah. Dann war es das.
    Yardem erschien auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes, ein dunklerer Schatten in einer Welt, die aus Schatten bestand. Er rannte nicht, er hatte es nicht einmal eilig. Marcus beobachtete, wie der Tralgu seinen Weg an der Königinnengarde und am Markt vorbei bewältigte. Mit jedem Schritt schien er an Festigkeit zu gewinnen. Wirklicher zu werden. Er zog den Kopf ein, als er durch die Tür trat.
    »Herr.«
    »Nun gut«, sagte Marcus mit enger Kehle und Brust. »Nun gut.«
    Cithrin erhob sich. Sie wirkte ruhig. Man musste schon den Großteil eines Jahres mit ihr verbracht haben, um die Angst in ihren Augen und der Haltung ihres Kinns zu erkennen.
    »Dann ist der Auditor da?«, fragte sie.
    Yardem zuckte mit einem Ohr und nickte.
    »Ist er, Madam.«

Cithrin
    Paerin Clark.
    Irgendwann während ihrer Jahre in Vanai musste sie den Namen gehört haben. Die Silben waren vertraut, ohne ihr konkret etwas zu sagen, wie ein Name aus der Geschichte oder den Mythen. Drakis Sturmkrähe. Die Auferstandene Garde. Aesa, die Prinzessin der Schwerter.
    Paerin Clark.
    Cithrin zupfte an ihrem Rock, damit seine Falten ordentlich und gerade saßen. Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen wie ein gefangener Vogel. Ihr Bauch war ein fester Knoten, der zwischen Krämpfen und Übelkeit schwankte. Sie wollte etwas zu trinken. Etwas Starkes, das ihre Muskeln lockern, sie beruhigen, ihr Mut verleihen würde. Stattdessen hielt sie, wie Meister Kit es ihr beigebracht hatte, die Schultern weit unten und zurückgenommen, die Wirbelsäule locker, und betete, dass sie wie eine Frau im Vollbesitz ihrer Kräfte wirkte und nicht wie ein halb erwachsenes Mädchen in den Kleidern ihrer Mutter.
    Der milde dreinblickende Mann saß an ihrem Schreibtisch, in ihren Räumen, mit übereinandergeschlagenen Beinen und über dem Knie verschränkten Fingern. Sein Haaransatz ging zurück. Seine Schultern
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