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Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke.

Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke.

Titel: Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke.
Autoren: Erich Kästner
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blühn, und keiner kennt den Grund.
    Man atmet dreimal tief und ist gesund.
    Ich kann nur sagen: »Ora et labora.«
    Ich ärgere mich nicht weiter über Dora und kaufe mir am Ersten einen Hund.
    Nanu, da ist ja schon der Lietzensee.
    Jetzt geh ich heim und koche mir Kaffee und freß ihn ganz allein, den guten Kuchen.
    Paul hat im Kino kostenlos Entree.
    Den könnte ich zum Abendbrot besuchen.

Ballade vom Mißtrauen
    Plötzlich fühlte er: »Ich muß hinüber.«
    Und er fuhr fünf Stunden und stieg aus.
    Daraufhin lief er durch viele Straßen.
    Denn er hatte Furcht vor ihrem Haus.
    Gegen Abend nahm er sich zusammen.
    Doch in ihren Fenstern war kein Licht.
    Wartend stand er auf der dunklen Straße.
    Und der Mond versank im Landgericht.
    Später hielt ein Taxi vor der Türe.
    Und er dachte sich: »Das wird sie sein.«
    Und sie war’s! Mit irgend einem Manne
    trat sie hastig in das Haus hinein.
    Wieder stand er auf der leeren Straße.
    Und die Zimmer oben wurden hell.
    Schatten bogen sich auf den Gardinen.
    Aus entfernten Gärten klang Gebell.
    Während sich die Stunden überholten,
    rauchte er und saß auf einer Bank.
    Gegen Morgen fing es an zu regnen.
    Trotzdem wurde ihm die Zeit nicht lang.
    Als es tagte, zerrte er die Briefe,
    die sie ihm geschrieben hatte, vor.
    Und er las, wie innig sie ihn liebe …
    Und er nickte zu dem Haus empor.
    Sechs Uhr früh trat der Herr Stellvertreter aus der Tür und ging und pfiff ein Lied.
    Und der Mann, der auf der Bank saß, dachte tief beschämt: »Wenn man mich nur nicht sieht.«
    Oben öffnete die Frau die Fenster,
    trat auf den Balkon und gähnte sehr.
    Da erhob er sich und ging zum Bahnhof.
    Sie erschrak und starrte hinterher.

Vornehme Leute, 1200 Meter hoch
    Sie sitzen in den Grandhotels.
    Ringsum sind Eis und Schnee.
    Ringsum sind Berge, Wald und Fels.
    Sie sitzen in den Grandhotels
    und trinken immer Tee.
    Sie haben ihren Smoking an.
    Im Walde klirrt der Frost.
    Ein kleines Reh hüpft durch den Tann.
    Sie haben ihren Smoking an
    und lauern auf die Post.
    Sie tanzen Blues im Blauen Saal,
    wobei es draußen schneit.
    Es blitzt und donnert manches Mal.
    Sie tanzen Blues im Blauen Saal
    und haben keine Zeit.
    Sie schwärmen sehr für die Natur
    und heben den Verkehr.
    Sie schwärmen sehr für die Natur
    und kennen die Umgebung nur
    von Ansichtskarten her.
    Sie sitzen in den Grandhotels
    und sprechen viel von Sport.
    Doch einmal treten sie, im Pelz,
    sogar vors Tor der Grandhotels -
    und fahren wieder fort!

Gewisse Ehepaare
    Ob sie nun gehen, sitzen oder liegen,
    sie sind zu zweit.
    Man sprach sich aus. Man hat sich ausgeschwiegen.
    Es ist soweit.
    Das Haar wird dünner, und die Haut wird gelber, von Jahr zu Jahr.
    Man kennt den andern besser als sich selber.
    Der Fall liegt klar.
    Man spricht durch Schweigen. Und man schweigt mit Worten.
    Der Mund läuft leer.
    Die Schweigsamkeit besteht aus neunzehn Sorten.
    (Wenn nicht aus mehr.)
    Vom Anblick ihrer Seelen und Krawatten wurden sie bös.
    Sie sind wie Grammophone mit drei Platten.
    Das macht nervös.
    Wie oft sah man einander beim Betrügen voll ins Gesicht!
    Man kann zur Not das eigne Herz belügen, das andre nicht.
    Sie lebten feig und wurden unansehnlich.
    Jetzt sind sie echt.
    Sie sind einander zum Erschrecken ähnlich.
    Und das mit Recht.
    Sie wurden stumpf wie Tiere hinterm Gitter.
    Sie flohen nie.
    Und manchmal steht vorm Käfige ein Dritter.
    Der ärgert sie.
    Nachts liegen sie gefangen in den Betten und stöhnen sacht,
    während ihr Traum aus Bett und Kissen Ketten und Särge macht.

    Sie mögen gehen, sitzen oder liegen,
    sie sind zu zweit.
    Man sprach sich aus. Man hat sich ausgeschwiegen.
    Nun ist es Zeit …

In der Seitenstraße
    Hier ist es dunkel. Komm noch etwas näher.
    Hier ist es fast, als wäre man im Wald.
    Was soll man andres tun als Europäer?
    Die Stadt ist groß, und klein ist das Gehalt.
    Man liest manchmal in seltsamen Romanen von Inseln, wo fast keine Menschen sind.
    Dort gibt es Palmen statt der Straßenbahnen.
    Und kleine Affen schaukeln sich im Wind.
    Und an das Ufer spülen manchmal Fässer.
    Darin ist Cornedbeef und Pilsner Bier.
    Dort haben es die Liebespaare besser!
    Wir sind nicht dort, mein Kerlchen, sondern hier.
    Hier stört man uns, als täte man’s zum Spaße.
    Die Städte schrein und platzen vor Betrieb.
    Da stehn wir nun in einer Seitenstraße und haben uns »nur zur Verrechnung« lieb.
    Es sieht fast aus, als wollten wir wen meucheln.
    Dabei ist unsre Absicht gar nicht
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