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Disco Dracula

Disco Dracula

Titel: Disco Dracula
Autoren: Jason Dark
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Grattner lachen musste. »Das kann ich mir vorstellen, du hast Schiss, mein Junge. Aber keine Angst, die werden auf der Toilette sein oder auf der Tanzfläche. Und noch etwas. Ich habe hier zu tun. Und du auch. Wenn die beiden zurückkommen, dann sieh zu, dass sie zahlen. Alles klar?«
    »Ja.« Der Kellner wollte sich abwenden, als sein Gesicht plötzlich bleich wurde. Die Augen erweiterten sich, und auch Grattner merkte, dass etwas nicht stimmte.
    »Was ist los, Mann?«
    »Drehen Sie sich mal um, Chef. Die… die Wand…«
    Das tat Heinz Grattner auch. Im ersten Moment glaubte er an eine Halluzination. Als er genauer hinschaute, merkte er, dass es sich um keine Einbildung handelte.
    Es gab die beiden Gesichter tatsächlich.
    Und sie schimmerten in der Wand! Uralte Gesichter, faltig und runzlig, aber dennoch konnten die beiden Männer erkennen, dass es sich dabei um junge Personen handelte. Die Haare waren normal. Rot und schwarz, einmal zu Locken gedreht, das andere Mal lang.
    Alte Gesichter, aber Haare von einem jungen Mädchen.
    Unwillkürlich trat Heinz Grattner zurück. Er wischte sich über das Gesicht und auch die Augen.
    »Was sagen Sie, Chef?«
    Grattner ließ sich auf den Stuhl fallen.
    »Sind die beiden das?«
    »Kann sein.«
    »Verdammt, das ist ein Spukbild. Jemand erlaubt sich mit uns einen Scherz.«
    »Hoffentlich, Chef.«
    Heinz Grattner hob den Blick. »Oder glaubst du, dass es so etwas wirklich gibt?«
    »Eigentlich nicht, Chef.«
    »Was heißt eigentlich?«
    »Wir sind hier in einer Horror-Disco.«
    Grattner winkte ab. »Spinn nicht. Das ist alles Schau, Mensch. Illusion.«
    Der junge Keller hob die Schultern. »Ich weiß nicht so recht. Ich habe mir mal die Geschichte erzählen lassen. Frau Flur kennt sich da ja aus. Sie hat von einem verfluchten Vampir gesprochen und von Hexen, die ebenfalls Vampire waren und das Blut ihrer Opfer getrunken haben.«
    »Das ist Spinnerei.«
    »Ich dachte, Geschichte?«
    »Die Grenzen sind eben fließend. Fertig. Die Flur soll aufhören, immer so einen Mist zu erzählen, das will ich dir mal sagen. Ich werde ihr das sagen.«
    »Jetzt sind sie weg, Chef!«
    »Was ist weg?«
    Der Kellner stand gebückt da. »Die Gesichter meine ich. Verschwunden, aufgelöst.«
    »Dann ist es ja gut.«
    »Was machen wir?«
    »Nichts.« Grattner stand auf und tippte seinen Angestellten mit dem ausgestreckten Zeigefinger gegen die Brust. »Wir werden nichts machen und nur den Mund halten. Hast du mich verstanden? Kein Wort zu irgendeinem. Sonst fliegst du!«
    »Geht in Ordnung, Chef.«
    »Dann kümmere dich um deine Arbeit. Die Leute haben Durst.«
    Der Kellner verschwand.
    Heinz Grattner blieb noch. Er starrte die Wand an. Da zeigte sich kein Gesicht. Er sah nur die Steine und den grauen Mörtel dazwischen. Die meisten Gäste saßen an den Tischen. Sie wollten noch einen Schluck trinken, bevor die große Schau um Mitternacht begann. Doch der Tisch hier an der Wand blieb leer. Die beiden Mädchen kamen nicht zurück.
    Heinz Grattner ging. Er wollte die trüben, quälenden Gedanken verscheuchen. Es gelang ihm nicht. Bei dem Besitzer der Disco blieb ein großes Unbehagen zurück…
    ***
    Noch fünf Minuten bis Mitternacht.
    Das Karree war leer, in dem sonst Ro Bittl, der Discjockey stand. Er hatte kurz vor dem Verlassen ein Band ablaufen lassen, weil er sich umziehen wollte.
    Vier Minuten vor Mitternacht war er wieder da. Allerdings verwandelt und verkleidet.
    Über sein blondes Haar hatte er sich eine pechschwarze Perücke gestreift. Ebenso schwarz war der Umhang, und er glänzte seidig, wenn Licht auf ihn fiel. Am meisten hatte sich das Gesicht verändert. Roland hatte es mit Kreide eingerieben, so dass es bleich und irgendwie unheimlich schimmerte. Dafür waren die Lippen grellrot angemalt und die Farbe verschmiert. Sie sollte das Blut darstellen. Schließlich war Ro Bittl nicht nur Discjockey, sondern auch der Hausvampir. So bezeichnete er sich immer.
    Wie Graf Dracula persönlich betrat er das Karree und drehte die Musik ab.
    Stille breitete sich aus. Die Gespräche verstummten. Spotlights drehten sich und strahlten mit ihrem roten Licht nur einen an.
    Roland Bittl!
    Ein Mädchen lachte schrill, verstummte aber, als es angezischt wurde.
    Auf diese Schau hatten alle gewartet, und Ro Bittl wollte die Gäste nicht enttäuschen.
    Er hob beide Arme. Dabei bewegte sich auch sein schwarzer Umhang.
    Er wurde ausgebreitet, so dass Ro Bittl wie eine gewaltige Fledermaus wirkte.
    Dann öffnete
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