Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Disco Dracula

Disco Dracula

Titel: Disco Dracula
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
traten ein.
    Helga hatte plötzlich das Gefühl, als würden unsichtbare Hände nach ihrem Kopf greifen und ihn herumdrehen. Sie folgte der Bewegung automatisch und schaute gegen die Wand.
    Schlagartig traf sie das Entsetzen.
    Auf der Wand, nein, oder in der Wand bewegte sich etwas.
    Da ist was! Da war was! Da kommt was!
    Schlagwortartig hämmerten die Sätze in dem Kopf der siebzehnjährigen Deutschen. Es waren fremde Gedanken, die sich ihrer annahmen und sie manipulierten.
    Sie wurde bleich.
    Schau her, kleines Mädchen! Schau nur her. Du sitzt doch in der Hexenkammer. In der Hexenkammer… Hexenkammer…
    Das Mädchen hörte nur auf die Worte und starrte auf die Mauer. Aber das war keine Mauer mehr, denn sie konnte in die Steine hineinschauen.
    Drei Gesichter sah sie.
    Das eines Mannes und zwei Frauengesichter. Letztere rahmten das Gesicht des Mannes ein, und alle drei zeigten Spuren eines unheimlichen, langen Lebens.
    Faltig und runzlig waren die der beiden Frauen. Die Haut wirkte wie die Rinde eines alten Baumes. Furchen und Runzeln hatten sich tief in das Gesicht eingegraben, ein Mund war kaum zu erkennen, ebensowenig wie die Stirn, denn dort hinein fiel das lange, graue, strähnige Haar, das auch den Kopf umrahmte und plötzlich hochgehoben wurde, als wäre es von einem Windstoß getroffen worden.
    Drei schreckliche Gesichter, wovon sich die beiden Fratzen der Frauen aufs Haar glichen.
    Nur die des Mannes war anders.
    Größer, länglicher, auch die Stirn war breiter, und dieses Gesicht strahlte eine so starke Grausamkeit und Kälte aus, dass die junge Helga erschauderte.
    Grenzenlos wurde ihre Angst. Während die Gesichter der beiden Frauen starr waren und sich nur die Augen bewegten, öffnete der Mann seinen Mund.
    Ein Rachen wie ein Schlund. Zahnlos dabei - oder?
    Nein! Wer konnte das Entsetzen des Mädchens beschreiben, als es die beiden grauenhaften, langen, dolchartigen und spitzen Zähne sah, die aus dem Oberkiefer wuchsen. Zwei gefährliche Hauer, satanische Vampirzähne in dem uralten Gesicht des Blutsaugers.
    Und auch die beiden Frauen öffneten ihre Lippen.
    Zähne! Lang, dolchartig, gefährlich…
    Hinzu kam der Blick der Augen. Helga vergaß die Welt um sich herum, sie hörte nicht mehr die überlaute, wilde Musik, das rhythmische Klatschen, den Hexentanz, sie hatte nur noch Augen für die Gesichter in der Wand.
    »Komm…«
    Diesmal waren es keine Gedanken in ihrem Kopf, sondern eine Stimme, die sie aufforderte.
    Und Helga gehorchte. Sie hob ihre Arme, streckte sie aus, berührte die Wand - und glitt hindurch. Etwas Unglaubliches war geschehen. Helga konnte durch die Wand fassen. Ihre Anne wurden gelenkt, die Hände schwebten automatisch auf das linke Frauengesicht zu und umfassten es. Sie spürte die Haare. Zwischen ihren Fingern knisterten sie wie altes Stroh, und dann merkte sie selbst die Kälte, die von ihrem Körper Besitz ergriff.
    Wie ein schleichendes Gift drang sie in ihn ein, breitete sich aus, war ein Strom, der nicht mehr gestoppt werden konnte, erfasste das Hirn des Mädchens, die Seele.
    Und Ginny tanzte.
    Sie war in einem regelrechten Taumel. Sie hatte nur Blicke für die kleine Fläche, wo der Hexentanz weiter fortgeführt wurde und sich die Mädchen im rasenden Wirbel drehten. Andere Gäste hatten einen Kreis um die Tanzenden gebildet, der immer enger wurde, weil stets neue Gäste und Zuschauer hinzukamen.
    Auch Ginny wollte nicht mehr auf dem Stuhl stehenbleiben. »Komm doch mit, los!« forderte sie die Freundin auf. Helga hörte nicht.
    Sie konnte nicht mehr hören, denn sie war zu einem Teil der Mauer geworden.
    »Mach schon!« rief Ginny. »Los…« jetzt erst schaute sie. Jäh weiteten sich ihre Augen. In diesem Moment begriff sie das Ungeheuerliche des Vorgangs.
    »Helgaaaa!« Es war fast ein tierischer Schrei, geboren aus einer unheimlichen Angst, und gerade in diesem Moment stellte Roland Bittl die Musik noch lauter. Er wollte zum Finale kommen und holte alles aus der Anlage heraus.
    Niemand hörte den Schrei oder wollte ihn hören. Keiner kümmerte sich um das Mädchen.
    Ginny rutschte vom Stuhl. Sie stürzte auf ihre Freundin, umfasste sie mit beiden Händen und merkte auch die eisige Kälte, die das Mädchen ausströmte.
    Da sah sie die Gesichter.
    Böse Gesichter, uralte Fratzen, höhnisch verzogen, Triumphgefühl sprach aus dunklen Augen.
    Ginny wollte zurück.
    Sie schaffte es nicht mehr. Der Bann der alten Vampire war stärker.
    Auch Ginny wurde mit hineingezogen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher