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Dirty

Dirty

Titel: Dirty
Autoren: Megan Hart
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sicheren Nest in Pennsylvania. Chad kommt nie nach Hause. Und ich hasse es, zu fliegen. Insofern hat ein Treffen bisher nicht stattgefunden.
    Trotzdem waren wir einander nicht fremd, und seine nächsten Worte wärmten mich von innen. „Wie geht es meinem Mädchen?“
    „Mir geht's gut.“
    Luke schnalzte mit der Zunge, sagte aber nichts weiter. Kurz darauf war Chad am Apparat und benahm sich weniger rücksichtsvoll.
    „Hier ist es schon nach Mitternacht, Süße. Was ist los?“
    Chad ist mein jüngerer Bruder, was allerdings niemand glauben würde, so wie er mich bemuttert. Ich kuschelte mich tiefer in mein Kissen und zählte die Risse in der Decke. „Ich kann nicht schlafen.“
    „Schlecht geträumt?“
    „Ja.“ Ich schloss die Augen.
    Er seufzte. „Was ist los, Mäuschen? Hackt deine Mutter wieder auf dir herum?“
    Ich wies ihn nicht darauf hin, dass es sich dabei auch um seine Mutter handelte. „Sie hackt nicht mehr als sonst auf mir herum. Sie will, dass ich mit ihr gehe.“
    Ich musste ihm nicht sagen, wohin. Chad gab einen empörten Ton von sich, ich konnte mir sein Gesicht genau vorstellen und musste lächeln – und das war ja schließlich der Grund, weshalb ich ihn angerufen hatte.
    „Sag der alten Hexe, dass sie dich verdammt noch mal in Ruhe lassen soll. Sie kann selbst fahren, wohin zur Hölle sie auch immer will. Sie soll endlich ihre gemeinen Klauen von dir lassen.“
    „Du weißt genau, dass sie nicht fahren kann, Chaddie.“
    Er ließ eine Tirade von Flüchen und farbenfrohen Beleidigungen los.
    „Deine Kreativität und deine Vehemenz sind beeindrucken?“, erklärte ich ihm. „Du bist ein wirklicher Meister der Beschimpfungen.“
    „Und, geht es dir jetzt besser?“
    „Wie immer.“
    Er schnaubte. „Was gibt es sonst noch?“
    Ich dachte an den Mann, den ich im Sweet Heaven getroffen hatte. „Nichts.“
    Chad schwieg, um mir die Gelegenheit zu geben, noch etwas hinzuzufügen, und als ich es nicht tat, schnaubte er erneut. „Ella, Baby, Süße, Schnuckel. Bei dir ist es mitten in der Nacht, und du rufst mich doch bestimmt nicht an, um über die alte Hexe zu sprechen. Da ist noch etwas. Raus damit.“
    Ich liebe meinen Bruder von ganzem Herzen, aber ich konnte ihm auf keinen Fall von meiner lüsternen Fixierung auf einen Fremden erzählen, der einen Hang zu merkwürdigen Krawatten und schwarzen Lakritzen hatte. Manche Dinge sind einfach zu persönlich, um sie mit jemandem zu teilen, nicht einmal mit jemandem, der deine dunkelsten Geheimnisse kennt. Ich murmelte etwas über die Arbeit und mein Haus, was er als Antwort nur zögerlich akzeptierte, aber immerhin.
    Danach sprachen wir über seine Arbeit in einem Altenheim, von seinen Plänen, Lukes Familie zu treffen und über den Hund, den die beiden sich anschaffen wollten. Er führte ein angenehmes kleines Leben, mein Bruder. Guter Job. Hübsches Haus. Ein Partner, der ihn liebte und unterstützte. Ich entspannte mich, während er sprach, mein Körper verschmolz mit dem Bett, und so langsam bekam ich den Eindruck, doch wieder einschlafen zu können.
    Als er die Bombe platzen ließ.
    „Luke möchte Kinder.“ Seine Stimme war zu einem Flüstern geworden.
    Ich mag ja gelegentlich ein wenig eigenartig sein, aber selbst ich wusste, dass die angemessene Antwort auf diese Bekanntmachung nicht lautete: Was zum Teufel soll das?, sondern eher: Oh, das klingt gut.
    Ich sagte nichts von beidem. „Was möchtest du denn, Chaddie?“
    Er seufzte. „Keine Ahnung. Er meint, ich wäre ein wunderbarer Vater. Ich bin mir da nicht so sicher.“
    Ich hatte keinen Zweifel daran, wusste aber auch, warum ihm die Vorstellung Angst machte. „Du hast sicher viel Liebe zu geben.“
    „Ja, aber Kinder … Kinder brauchen auf jeden Fall jede Menge … davon.“
    „Stimmt.“
    Wir schwiegen eine Weile, durch die Entfernung getrennt, aber in unseren Gefühlen vereint. Schließlich räusperte er sich. Als er wieder sprach, klang er wie immer.
    „Wir denken ja bisher nur darüber nach. Ich bin der Meinung, wir sollten uns erst mal diesen Hund anschaffen. Sehen, wie wir damit zurechtkommen.“
    Nicht einmal für ein Haustier würde ich die Verantwortung übernehmen wollen.
    „Wird schon werden, Chad. Und egal, wofür du dich entscheidest, du weißt, dass ich immer für dich da bin.“
    „Tante Ella.“ Er lachte.
    „Tante Ell?“, korrigierte ich ihn.
    „Ell?“, bestätigte er. „Ich hab dich lieb, mein Hasenschnäuzchen.“
    Das war einer seiner
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