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Dirty

Dirty

Titel: Dirty
Autoren: Megan Hart
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groteskeren Kosenamen, aber ich wollte nicht mit ihm zanken. „Ich hab dich auch lieb, Chad. Gute Nacht.“
    Nachdem wir aufgelegt hatten, begann ich zu grübeln. Ein Kind? Mein Bruder … ein Vater?
    Mit dem Bild von lachenden Babys vor Augen schlief ich wieder ein, und das war bedeutend angenehmer, als rote Rosen zu sehen.
    Der Freitag kam schneller, als ich erwartet hatte. Das Blue Swan kannte ich nicht, aber es war dort genau so, wie Marcy gesagt hatte. Man hatte eher das Gefühl, in einem intimen kleinen Café mit Tanzfläche zu sein, Dancefloor-Musik, angenehmes blaues Licht, weiche Sofas, eine interessante Auswahl an Drinks, und an der schwarz gestrichenen Decke blinkten Sterne.
    Marcy stellte mich ihrem neuen Freund vor, Wayne. Er sah aus, wie man als leitender Angestellter aussieht, mit Hundert-Dollar-Haarschnitt und schicker Designerkrawatte, einfarbig, ohne Totenköpfe und gekreuzte Knochen. Er schüttelte mir die Hand und, das muss man ihm lassen, nahm meine Brüste nicht übertrieben unter die Lupe. Er bezahlte sogar meine erste Margarita.
    Marcy grinste. „Willst du es mal so richtig krachen lassen, Elle?“
    „Ach, ein Drink ist schon in Ordnung. Nicht jeder ist so 'ne kleine Schnapsdrossel wie du, Babe.“ Was wie eine Beleidigung hätte klingen können, klang aus Waynes Mund liebevoll, er hatte den Arm hinter ihr auf die Lehne gelegt und spielte mit ihren langen Locken. „Glaub mir, Elle, wir werden Marcy später raustragen müssen.“
    Marcy schnitt eine Grimasse und verpasste ihm einen Stoß, wirkte jedoch überhaupt nicht verärgert. „Hör gar nicht hin.“
    „Hey, solange du mich hinterher flachlegst“, sagte Wayne, “ist es mir völlig egal, wie betrunken du bist …“
    Diesmal schlug sie ihn schon ernsthafter. „Hey?“
    Sie warf mir einen entschuldigenden Blick zu, aber ich zuckte mit den Schultern, nicht so verlegen, wie sie offenbar erwartete. In Wahrheit trank ich viel zu gern, als dass ich eine ernsthafte Trinkerin sein könnte. Mir gefiel das Gefühl, alles zu vergessen, selbst mein stetiges Bedürfnis, zu zählen und zu rechnen wurde davon verjagt.
    Alkohol ist die Schlinge, an der mein Vater sich nach wie vor versucht aufzuhängen. Ich kann verstehen, warum er das tut. Ich meine, immerhin ist er mit meiner Mutter verheiratet. Und nun, als Rentner mit Mitte sechzig, ist der Alkohol Beruf und Hobby zugleich, vielleicht auch sein Schutzschild. Ich weiß es nicht. Wir sprechen nicht darüber. Wir sind nicht die einzige Familie, die alles Mögliche unter den Teppich kehrt, aber wen interessieren schon andere Familien, wenn man mit seiner eigenen auskommen muss?
    „Also, du bist eine Kollegin von Marcy?“ Damit sammelte Wayne noch mehr Pluspunkte, denn die Frage klang ehrlich interessiert.
    „Ja. Marcy ist zwar in der Bilanzbuchhaltung und ich kümmere mich um die Buchführung großer Unternehmen, aber wir arbeiten für dieselbe Firma.“
    Wayne lachte. „Ich kümmere mich eher um Morde und Hinrichtungen.“
    „Wayne!“ Marcy verdrehte die Augen. „Er meint …“
    „Fusionen und Übernahmen, hab schon kapiert.“
    Wayne wirkte sehr beeindruckt. „Du kennst American Psycho?“
    „Klar.“ Ich nippte an meinem Getränk.
    „Wayne hält sich für Patrick Batema?“, erklärte Marcy. „Allerdings ohne die ärgerliche Angewohnheit, Prostituierte mit einer Kettensäge aufzuschlitzen.“
    „Nu?“, entgegnete ich gedehnt, “niemand ist perfekt.“
    Dafür schenkte er mir ein Lächeln. „Du, Marcy, ich mag deine Freundin.“
    Sie sah mich an. „Ich auch.“
    Manchmal teilt man einen besonderen Augenblick mit jemandem, der nichts damit zu tun hat, wer man ist oder wie man lebt. Marcy und ich kicherten so mädchenhaft, wie ich es nicht gewohnt war, aber ich genoss es trotzdem. Wayne betrachtete uns abwechselnd, dann zuckte er angesichts unserer weiblichen Albernheit die Schultern.
    „Auf Morde und Hinrichtunge?“, rief er begeistert und hob dabei sein Bierglas. „Und auf alles Materialistische und Oberflächliche.“
    Wir stießen miteinander an. Wir tranken. Wir unterhielten uns, obwohl wir über die Musik hinwegschreien mussten. Ich entspannte mich, der Alkohol und die Musik lockerten meine verkrampften Schultern.
    „Jetzt bin ich dran“, protestierte ich, als Wayne eine weitere Runde bestellen wollte.
    Er hob die Hände. „Ich will keinen Streit. Meine Mutter hat mir beigebracht, dass Frauen immer recht haben. Also los, Miss Kavanagh, du kannst die nächste Runde
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