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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
Autoren: Mark Evans
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es gibt jede Menge Gründe, dieses Hochhaus zu hassen, in dem man ständig rumgeschubst, bedroht und zusammengeschlagen wurde. Es war einfach ein übles Loch, in dem jede Menge schräge Typen, Loser und Kaputtniks herumhingen, von den ganz normalen Schlägereien und den damit verbundenen Problemen einmal abgesehen. Die Erinnerung an den Tod meines Vaters war eigentlich noch ein Grund mehr, für diese Höhle keinerlei Sympathien zu hegen. Aber ich habe immer die Ansicht vertreten, dass Erinnerungen selektiv sind, wenn man eine positive Einstellung hat. Es wäre leicht für mich gewesen, mich als Opfer zu betrachten und aufzugeben, oder zu glauben, dass die Welt mir etwas schuldig war, weil ich es in meinen jungen Jahren so schwer gehabt hatte. Aber ich habe für diese Leute nichts übrig, die von Beruf Opfer sind – manche Menschen überstehen unfassbare Tragödien und finden trotzdem Möglichkeiten, weiterzuleben. Vielleicht war es für mein späteres Leben ganz hilfreich, als ich im Hilton oft auf die Probe gestellt wurde und früh lernte, mit beschissenen Situationen umzugehen. Wenn man sieht, wie andere Leute sich ihr Leben versauen, kann man daraus für sich eine Menge lernen, jedenfalls, wenn man einen klaren Kopf behält. Es ist wie eine Art umgekehrter Vorbildfunktion: Ich habe gesehen, wie Leute ihr ganzes Leben weggeworfen haben und mir selbst das Versprechen gegeben, nie so tief zu sinken. Graham und ich wurden endgültig wach, als wir anfingen, ein bisschen Geld zu verdienen, und ich weiß noch, dass er irgendwann sagte: „Wir müssen raus aus diesem Loch. Komm, wir sparen unsere Kohle und gehen irgendwann nach London.“ Das war unser Plan. Und schon allein deswegen, weil wir einen Plan – nein, einen Traum hatten, fühlte ich mich besser. Die Vorstellung, eines Tages irgendwie rauszukommen, war mir sehr wichtig.
    Ein anderer guter Freund von mir hieß Steve McGrath. Wir hatten uns beim Football kennen gelernt. Er übernachtete oft am Wochenende bei mir im Hilton, und wir machten das, was alle Jungs im Teenageralter wollen, aber aus Mangel an Gelegenheit nur selten können: Wir luden Mädchen ein, bei uns, ähm, „die Nacht zu verbringen“. Immerhin nannte man meine Wohnung den Club 56, und dort war so ziemlich alles möglich. Steve machte sich allerdings schon bald darum verdient, mich wirklich aus dem Hilton rauszuholen und mir noch dazu eine ganz Welt voller neuer Möglichkeiten zu eröffnen, die den seltsamen Namen AC/DC trug.
    Als ich in Glynis Edwards eine feste Freundin fand, war Steve deswegen zunächst ein wenig missmutig, denn das schränkte unsere Wochenend-Vergnügungen natürlich ziemlich ein. Glynis stammte aus Stevenage in England und war, als sie mit ihrem Lächeln in unserer kleinen Szene auftauchte, gerade mal 16. Zuerst blieb sie immer nur übers Wochenende, zog aber später dauerhaft bei mir ein, als sie einen Job in einem Maklerbüro in South Yarra fand. Es klingt ein bisschen arg nach Ghettostory, dass da ein 17-Jähriger und eine 16-Jährige allein in einer Wohnung hausten, aber unsere Mütter waren tatsächlich einverstanden. Und mal davon abgesehen wäre das mit uns ja sowieso weitergegangen, es sei denn, sie hätten Glynis in ein Kloster gesperrt. Wir waren zudem richtig gute Freunde, und das ist ein wiederkehrendes Muster in vielen meiner Beziehungen, auch in den späteren. Ich war immer gern in weiblicher Gesellschaft. Grundsätzlich finde ich Frauen wesentlich interessanter als Männer, und das nicht nur aus körperlichen Gründen – obwohl mir das natürlich auch wichtig ist. Aber ich habe mich in der Gegenwart von Frauen nie unwohl gefühlt. Wahrscheinlich war ich ein bisschen schüchtern, vor allem, als ich noch jünger war, aber das war dann auch schon alles.
    Es war nicht schwer, in unserem Viertel an Mädels ranzukommen. In den drei Hochhäusern und den angrenzenden Wohnblöcken wohnten ein paar Tausend Menschen, und die Bevölkerungsgruppe, die mich naturgemäß besonders interessierte – die weibliche eben – machte ebenso naturgemäß einen recht hohen Prozentsatz aus. Ich hatte mich immer schon gern ein bisschen umgesehen, bevor Glynis erschienen war – und, wie ich bei allem Respekt ihr gegenüber zugeben muss, nachher gelegentlich auch.
    Allerdings traf ich mich nicht nur mit Mädchen meines Alters. Bevor ich mit Glynis zusammenkam, hatte mir eine verheiratete, junge Mutter aus unserem Haus eine höchst intensive Stunde Sexualkundeunterricht erteilt. Helen
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