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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören
Autoren: Mary Balogh
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schritt,
wobei seine Stiefel auf den Fliesen widerhallten, und er sich langsam und mit
leicht zurückgeneigtem Kopf um die eigene Achse drehte. »Wie kann ich Ihnen
helfen, Sir?«
    »Sie
können mir für heute Nacht das Schlafzimmer des Hausherrn vorbereiten lassen«,
erwiderte Ferdinand, wobei er dem Butler nur die halbe Aufmerksamkeit gönnte.
»Und in ungefähr einer Stunde eine Zwischenmahlzeit. Ist das möglich? Gibt es
hier einen Koch? Kaltes Fleisch und Brot werden genügen, wenn sonst nichts da
ist.«
    Der
Butler betrachtete ihn mit unverhüllter Verwunderung. »Das Schlafzimmer des Hausherrn,
Sir?«, fragte er steif. »Verzeihung, aber man hat mich nicht informiert, dass
Sie erwartet würden.«
    Ferdinand
lachte gutmütig in sich hinein und wandte seine Aufmerksamkeit nun ganz der
vorliegenden Angelegenheit zu. »Vermutlich nicht. Aber andererseits wurde ich
auch nicht darüber informiert, dass ich Sie hier antreffen würde. Der Earl of
Bamber hat vermutlich nicht geschrieben oder Sie durch jemand anderen
benachrichtigen lassen?«
    »Der
Earl?« Der Butler klang nun noch verwunderter. »Er hatte niemals etwas mit
Pinewood Manor zu tun, Sir. Er ...« Das sah Bamber ähnlich. Nichts über den Ort
gewusst zu haben, nicht einmal dass es hier Dienstboten gab. Und niemanden
vorgewarnt zu haben, dass Lord Ferdinand Dudley auf dem Weg hierher war. Aber
andererseits hatte er eben gar nicht gewusst, dass jemand vorgewarnt werden
musste. Was für ein chaotischer Bursche!
    Ferdinand
hob eine Hand. »Dann müssen Sie tatsächlich ein treuer Diener sein, wenn Sie
das Gutshaus und das Gelände so gut in Schuss halten, obwohl er niemals hierher
kommt, um Sie zur Rechenschaft zu ziehen. Hat er stets alle Rechnungen fraglos
beglichen? Sie betrachten das Haus inzwischen vermutlich fast als Ihr eigenes
und werden mich deshalb bald zum Teufel wünschen. Es wird sich alles ändern, müssen
Sie nämlich wissen. Gestatten Sie mir, mich vorzustellen. Ich bin Lord
Ferdinand Dudley, der jüngere Bruder des Duke of Tresham und neue Besitzer von
Pinewood.«
    Plötzlich
erhielt die Wahrheit dieser Aussage für ihn eine neue Dimension von
Wirklichkeit. Dies war sein Eigentum. Und es existierte wirklich. Mehr
als nur dem Namen nach. Es gab wirklich ein Gutshaus und einen Park und
vermutlich auch Gutshöfe. Er war ein Mitglied des Landadels.
    Der
Butler sah ihn in starrem Nichtbegreifen an. »Der neue Besitzer, Sir?«, fragte
er. »Aber ...«
    »Oh,
ich versichere Ihnen, dass es sich um einen rechtsgültigen Besitzerwechsel
handelt«, sagte Ferdinand energisch, während sein Blick von dem über ihnen
hängenden Kronleuchter angezogen wurde. »Gibt es hier einen Koch? Wenn nicht,
sollte ich meine Mahlzeiten besser im Boar's Head einnehmen, bis ein Koch
eingestellt ist. Inzwischen können Sie das Schlafzimmer des Hausherrn
herrichten lassen, während ich mich umsehe. Wie viele Hausdiener gibt es?«
    Der
Butler beantwortete seine Frage nicht. Stattdessen erhob sich eine andere
Stimme. Eine weibliche Stimme. Eine leise Stimme, die Ferdinand einen Schauder
des Wiedererkennens das Rückgrat hinaufjagte.
    »Wer
ist das, Mr. Jarvey?«, fragte diese Stimme.
    Ferdinand
wandte ruckartig den Kopf. Sie stand auf der untersten Treppenstufe, die linke
Hand auf dem Treppenpfosten. In ihrer dunkelgrünen Wanderkleidung mit hoch
angesetzter Taille, die sich an genau den richtigen Stellen an ihre herrliche
Figur schmiegte, wirkte sie vollkommen verändert. Das Haar trug sie eher streng
aus dem hübschen Gesicht zurückgenommen und zu einem Krönchen aufgesteckt. Sie
war unmissverständlich eine Frau und kein Mädchen. Und sie war kein
Dorfmädchen, sondern eine Lady. Sie wirkte einen Moment vage vertraut, wenn er
von der gestrigen Bekanntschaft einmal absah, aber er hatte keine Muße, diesen
Eindruck weiterzuverfolgen.
    »Lord
Ferdinand Dudley, Madam.« Der Butler, steif und korrekt, sprach seinen Namen
aus, als sei er eng mit dem Satan verwandt.
    O Gott!
Bamber hatte mit keinem Wort erwähnt, dass sich im Gutshaus jemand aufhielt.
Hatte er es vergessen? Alle Anzeichen der letzten halben Stunde hätten
Ferdinand wie die Faust eines Riesen treffen müssen; aber als der Dummkopf, der
er war, hatte er keines dieser Anzeichen erkannt. Das Haus war bewohnt. Und
zwar ausgerechnet von der Frau, die er gestern Abend geküsst hatte.
Möglicherweise auch von ihrem Ehemann. Vor seinem geistigen Auge tauchte das
schmerzliche Bild von Pistolen in der Dämmerung und Gras
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