Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diplomat der Sterne

Diplomat der Sterne

Titel: Diplomat der Sterne
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
Orchester verstummte nach einem langgezogenen, verebbenden Jammer der Pfeifen. Retief holte tief Luft und wischte sich die Stirn.
    »Kommen Sie zurück, hierher, Sie junger Narr!« rief Spradley mit halberstickter Stimme.
    Retief hob den Säbel, wandte sich um und musterte den brokatgeschmückten Tisch. Er begann auf den Tisch zuzugehen. Die Yill saßen da wie gelähmt.
    »Retief, nein!« kreischte Spradley hysterisch.
    Retief ging geradewegs zum Bewunderungswürdigen F’Kau-Kau-Kau, blieb stehen und hob den Säbel.
    »Nicht den Staatschef«, stöhnte jemand in der Terrestrischen Delegation.
    Retief stieß den Säbel herab. Die stumpfe Klinge schlitzte den schweren Brokat auf und spaltete den Holztisch. Es herrschte Totenstille.
    Der Bewunderungswürdige F’Kau-Kau-Kau erhob sich, ein zwei Meter zehn großer fettleibiger grauer Yill. Für das terranische Auge war sein breites Gesicht völlig ausdruckslos. Er hob eine Faust, die einem juwelengeschmückten Schinken glich.
    Retief, stand eine lange Weile reglos da. Dann neigte er seinen Kopf und legte seine Fingerspitzen an die Schläfen. Hinter ihm ertönte ein klapperndes Geräusch, als Botschafter Spradley zusammenbrach. Dann schrie der Bewunderungswürdige F’Kau-Kau-Kau etwas, griff über den Tisch und umarmte den Terraner. Das Orchester spielte wie verrückt. Graue Hände halfen Retief über den Tisch, Stühle wurden beiseitegerückt, um Platz an F’Kau-Kau-Kaus Seite zu schaffen. Retief setzte sich, nahm einen hohen Krug mit kohlschwarzem Brandy, der ihm von seinem Nachbarn aufgedrängt wurde, stieß mit dem Bewunderungswürdigen an und trank.
     
    »Das Fest endet«, sagte F’Kau-Kau-Kau. »Jetzt müssen wir auf den Beratungsstuhl steigen, Retief.«
    »Ich werde mich geehrt fühlen, Eure Bewunderungswürdigkeit«, entgegnete Retief. »Ich muß meine Kollegen informieren.«
    »Kollegen?« fragte F’Kau-Kau-Kau. »Es ist Sache der Oberhäupter, miteinander zu verhandeln. Wer soll für einen König sprechen, solange dieser selbst eine Zunge hat, um zu reden?«
    »Die Yill sind weise«, bemerkte Retief.
    F’Kau-Kau-Kau leerte einen eckigen Becher mit rosa Bier. »Ich werde mit dir verhandeln, Retief, mit dir als dem Vizekönig, da, wie du sagst, dein König alt und die Entfernung zwischen den Welten weit ist. Aber es werden keine intrigierenden Unterlinge an unseren Gesprächen teilnehmen.« Er grinste. »Und hinterher werden wir richtig zechen, Retief. Der Beratungsstuhl ist hart, und die wartenden Dienerinnen sind ergötzlich. Das spricht für eine schnelle Einigung.«
    Retief lächelte. »Der Bewunderungswürdige ist voller Weisheit.«
    »Gewiß, ein Geschöpf zieht Weibchen seiner eigenen Art vor«, fuhr F’Kau-Kau-Kau fort. Er rülpste. »Das Kultusministerium hat daher mehrere terranische Freudenmädchen importiert, von denen es heißt, daß es erstklassige Exemplare sind. Zumindest haben sie sehr fette, na, wie sagt man dazu noch gleich.«
    »Eure Bewunderungswürdigkeit ist wirklich äußerst aufmerksam!« sagte Retief.
    »Dann wollen wir anfangen, Retief. Vielleicht wage ich sogar selbst ein Techtelmechtel mit einer eurer Terranerinnen. Für eine gelegentliche Perversion habe ich durchaus etwas übrig.« F’Kau-Kau-Kau stieß seinen Ellenbogen in Retiefs Seite und heulte vor Lachen.
    Als Retief an F’Kau-Kau-Kaus Seite zur Tür schritt, starrte Botschafter Spradley wütend von seinem Platz hinter dem einfach weiß gedeckten Tisch herüber.
    »Retief«, rief er, »entschuldigen Sie sich bitte für einen Augenblick. Ich möchte mit Ihnen sprechen!« Sein Ton war eisig. Magnan stand hinter ihm, mit rollenden Augen.
    »Verzeihen Sie meine anscheinende Unhöflichkeit, Herr Botschafter«, erwiderte Retief. »Ich habe jetzt keine Zeit für Erklärungen …«
    »Unhöflichkeit!« keifte Spradley. »Sie haben keine Zeit, wie? Lassen Sie mich Ihnen sagen …«
    »Senken Sie bitte Ihre Stimme, Herr Botschafter«, warnte Retief. »Die Situation ist immer noch sehr heikel.«
    Spradley zitterte am ganzen Körper, der Mund stand ihm offen. Endlich fand er seine Sprache wieder. »Sie … Sie …«
    »Ruhe!« fuhr Retief ihn an. Spradley blickte zu Retief auf und starrte einen Augenblick lang in Retiefs graue Augen. Dann schloß er den Mund und schluckte.
    »Die Yill scheinen den Eindruck erhalten zu haben, daß ich der Anführer unserer Delegation bin«, erklärte Retief. »Wir werden diesen falschen Eindruck aufrechterhalten müssen.«
    »Aber … aber …«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher