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Dinner for one, Murder for two

Dinner for one, Murder for two

Titel: Dinner for one, Murder for two
Autoren: Auerbach , Keller,
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einem langwierigen Auswahlverfahren besonders ausgezeichnet haben und durch dieses Programm sozusagen in die erste Liga internationaler Schau spieler aufgenommen werden.« Er lächelte in die Runde. »Eine echte Herausforderung, das dürfen Sie mir glauben. Aber welch einzigartige Gelegenheit für den Könner: Ich kreiere aus dem babylonischen Chaos ein Sprachrohr des modernen Theaters!«
    Carlos Kwiatkowski meldete sich wieder zu Wort. »Sie wollen mit Anfängern arbeiten? Ist das nicht weit unter Ihrem Niveau?«
    Von Kestring schüttelte den Kopf. »Andere Regisseure mögen das so sehen, ich nicht. Ich liebe es, mit unverdorbenem Material zu arbeiten. Ich habe zwei Monate Zeit, aus groben Klötzen Diamanten zu schleifen – eine wunderbare Aufgabe, auf die ich mich sehr freue.«
    Von Kestrings Gattin, die während der letzten Minuten sichtlich betreten neben ihm gestanden hatte, schaltete sich ein. »Mein Ehemann hat bei diesem Experiment immerhin Sir Michael Hornsby an seiner Seite, der auf sechzig Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken kann. Hasso und er werden sich perfekt ergänzen.«
    »Werden Sie auch eine Rolle übernehmen, gnädige Frau?«, rief ein Journalist aus der Menge.
    Barbara-Ellen lächelte sibyllinisch. »Wenn Hasso es schafft, aus mir einen Diamanten zu schleifen …«
    Die Journalisten lachten, und sie zwinkerte in Freddys Richtung, der deutlich hörbar nach Luft schnappte und in freudigem Schreck Pippas Arm umklammerte.
    Der Reporter der Süddeutschen sagte: »Eine Frage noch, Herr von Kestring. Wird Sir Michael Sie nur bei der Inszenierung unterstützen oder wird er darüber hinaus eine Rolle übernehmen?«
    »Nun, für den Hamlet ist er vielleicht schon ein wenig zu alt«, gab von Kestring gönnerhaft zurück und brachte die Presse damit erneut zum Lachen. Er strich sich mit einer gezierten Handbewegung die seidige Mähne aus dem Gesicht. »Ich will nicht zu viel verraten, aber dies wird Sir Michaels Jahr. Dafür werde ich sorgen.«
    Pippa hatte sich endlich zum Schalter vorgearbeitet und schob ihr Ticket über den Tresen. Neben ihr, bei der Business-Klasse, wartete von Kestrings Assistent Johannes Berkel. Er wirkte im Vergleich zu den beiden Medienprofis, für die er arbeitete, in seinem schlichten Anzug mit hellblauem Hemd und Krawatte geradezu unscheinbar. Seinen grauen Wintermantel trug er über dem Arm.
    Während Pippa längst abgefertigt wurde, lagen die Tickets der von Kestrings unbeachtet herum, denn die Mitarbeiterin der Fluggesellschaft verfolgte offenen Mundes und völlig versunken das Interview.
    Na los, hau mit der Faust auf den Tisch, damit die Eincheckmaus aus ihrer Hypnose aufwacht, dachte Pippa und musterte den schüchternen jungen Mann unauffällig. Wenn von Kestring nur halb so sympathisch wäre, wie du aussiehst, dann hätte ich ihn völlig falsch eingeschätzt. Warum er dich wohl eingestellt hat? Oder war das Barbara-Ellen?
    Die Bodenstewardess sah noch immer über Berkel hinweg und wisperte ergriffen: »Welch ein Mann! Welch ein Charisma!«, dann griff sie seufzend nach den Tickets.
    »Welch ein Stümper! Welche Plattitüden!«, sagte Pippa leise, aber der Assistent hatte sie gehört.
    Johannes Berkel wandte sich ihr zu, lächelte sie schüchtern an und antwortete ebenso leise: »Sie ist anders.«
    Sieh an, dachte Pippa, sollte mein Bruder tatsächlich mal mit seiner Einschätzung holder Weiblichkeit richtig liegen?
    »Das hoffe ich für Sie«, antwortete sie und fragte sich, wie das Leben des Mannes, den Barbara-Ellen mit Vornamen und von Kestring mit Nachnamen angesprochen hatte, wohl aussehen mochte. Bestimmt kein Zuckerschlecken, für den einen den dressierten Hampelmann und für die andere den Sklaven zu spielen.
    Freddy wuchtete Pippas Koffer auf das Laufband und umarmte sie.
    »Du hast es gut. Du darfst mit ihr in einem Flugzeug sitzen!«
    »Ich muss mit ihm in einem Flugzeug sitzen«, sagte Pippa düster. »Stell dir nur vor, wir stürzen ab. Wer ist dann der letzte menschliche Kontakt in meinem Leben? Dieser selbsternannte Theatergoliath!«
    Freddy reagierte nicht, denn er starrte verzückt Barbara-Ellen an, die an ihm vorbei in Richtung Sicherheitsschleuse ging, dicht gefolgt von ihrem Gatten.
    Von Kestring blieb noch einmal stehen und wandte sich an die Presse: »Sosehr ich es bedaure, meine sehr verehrten Damen und Herren: Die Pflicht ruft! Wer weiß …«
    »Glauben Sie ernsthaft, dass England reif ist für Ihr deutsches Regietheater, Herr von Kestring?«,
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